Nun, da die Voraussetzungen des Jobs identisch sind, würdest Du mit ziemlicher Sicherheit die Variante b bevorzugen, richtig? Und warum? Wenn Menschen die Wahl haben, ziehen sie es vor, lieber mehr zu haben als weniger. Ein Lieblingswort von Menschen ist: »Mehr …!« Wie Herbert Grönemeyer singt: »Oh, ich kauf‘ mir was, kaufen macht so viel Spaß, ich könnte ständig kaufen gehn, kaufen ist wunderschön …«
Preisfrage: Wie nennen wir es, wenn Menschen (immer) mehr (und noch mehr) wollen?
Klar, ich will niemanden beleidigen …, aber sprechen wir das Adjektiv objektiv und wertungsfrei aus: Mehr zu wollen als bisher – das ist gierig.
Einerseits sind Menschen bei ihren ökonomischen Wahlentscheidungen gierig. Anderseits möchten die politischen und religiösen Machthaber die Menschheit seit Jahrtausenden in die Schranken weisen und ihnen unangemessene Skrupel einreden, denn wer ein schlechtes Gewissen hat, lässt sich leichter beherrschen.
Damit ich nicht missverstanden werde: Ich befürworte es absolut nicht, wenn jemand seine Gier so auslebt, dass er anderen schadet! Doch manche Menschen leben diese »Gier« dergestalt aus, dass sie nach »originellen« Möglichkeiten suchen, um mehr Menschen zu dienen, und mehr Geld verdienen, indem sie ihren Mitmenschen helfen. Sie können nur deshalb viel für andere tun, weil sie über viel Vermögen verfügen (und im Sinne des Wortspiels gilt umgekehrt: Wer viel vermag, hat normalerweise viel Vermögen). Das ist eine gute Sache – eine gute Art, die menschliche Gier auszuleben.
Es ist eine wunderbare Art von Gier, wenn Du in Deiner Praxis möglichst viele Patienten/Klienten haben möchtest, denen Du helfen kannst.
Menschen (sprich: auch Deine Patienten/Klienten) sind faul
Stell Dir als Nächstes vor, Du kannst 120.000 Euro im Jahr verdienen, indem Du eine schwierige Tätigkeit ausübst, oder dieselbe Summe mit einer leichten Arbeit. Welche Variante würdest Du Dir aussuchen? Weil alle Menschen ähnlich ticken, würdest Du sehr wahrscheinlich die leichtere Arbeit wählen statt die anstrengende. Warum solltest Du Dir das Leben absichtlich und unnötig erschweren?
Diese Wahl beruht auf einer psychologischen Gesetzmäßigkeit – dem Gesetz des geringsten Widerstandes, das uns auch in der Natur begegnet: Wasser fließt nicht von allein bergauf, sondern immer bergab, und schlängelt sich an Hindernissen vorbei. Die Eigenschaftswörter »bequem« und »faul« sind in diesem Zusammenhang völlig neutral.
Wer den leichten Weg wählt anstelle des anstrengenden, macht es sich bequem; er ist gewissermaßen faul, sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Bereich.
Im Prinzip ist es nicht verkehrt, faul zu sein: Wenn die menschliche Neigung zur Faulheit dazu führt, die Technik immer weiter zu entwickeln, sodass es gelingt, Abläufe schneller, leichter und womöglich präziser erledigt zu bekommen, nützt es der ganzen Menschheit.
Auf der anderen Seite gilt: Falls sich Faulheit darin manifestiert, dass jemand nur andere für sich schuften lässt, während er selbst die Hände in den Schoß legt, mangelt es ihm an guter Qualität.
Menschen (sprich: auch Deine Patienten/Klienten) sind ungeduldig
Stell Dir des Weiteren vor, Du könntest die 120.000 Euro Jahresgehalt schon im Voraus am 1. Januar bekommen – oder erst nach getaner Arbeit, an Silvester. Was wäre Dir lieber?
Wahrscheinlich tendierst Du wie die meisten Menschen dazu, jetzt gleich über das Geld verfügen zu wollen. (Wer weiß, ob Du es später überhaupt noch bekommst?)
Das Gleiche gilt für jede Belohnung. Wenn Du Kinder hast, wirst Du feststellen, dass sie in dieser Hinsicht sehr ehrlich sind: Lieber sofort eine Kugel Eis als erst morgen, selbst wenn Du in Aussicht stellst, dass sie dann sogar zwei Kugeln bekommen, sofern sie bis dahin auf das Eis verzichten.
Wir alle sind ungeduldig, sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Leben. Solange sie niemandem Schaden zufügt, kann Ungeduld vorteilhaft für den Einzelnen und für die ganze Gesellschaft sein: Angesichts der globalen Klimaerwärmung erachte ich es z.B. als eine gute Ungeduld, möglichst schnell den globalen Ausstoß von CO2 radikal zu senken. Oder wenn Patienten/Klienten leiden, kann eine gewisse Ungeduld seitens des Therapeuten dazu führen, dass unnötige Umwege vermieden werden.
Menschen (sprich: auch Deine Patienten/Klienten) sind ehrgeizig
Alle menschlichen Handlungen sind darauf gerichtet, unsere Lebensumstände zu verbessern.
Weshalb nimmst Du freiwillig an einem Workshop teil oder warum liest Du dieses Buch?
Weil Du Deine Lebensumstände verbessern möchtest.
Und wenn Du genau hinschaust: Dies ist auch der einzige Grund, warum Menschen etwas kaufen, was jenseits der absolut notwendigen Grundbedürfnisse liegt. Solange eine Handlung keine Verbesserung verspricht, werde ich einfach sitzen bleiben und nichts tun. Da versiegt jeglicher Ehrgeiz.
Selbst wenn jemand auf dem Chaiselongue auch bloß den Arm ausstreckt, um nach der Fernbedienung zu greifen und das TV-Programm zu wechseln, liegt sein Motiv in der Verbesserung seiner momentanen Lebensumstände.
Das bedeutet, alle Menschen sind in gewisser Weise »ehrgeizig«: Sie möchten dauernd ihre eigenen Lebensumstände optimieren.
Außerdem sehnen wir uns nach Anerkennung durch andere Menschen. Wir wollen gut dastehen: vor uns selber, vor unseren Eltern, vor unseren einflussreichsten Lehrern, vor den Kollegen usw.
Menschen (sprich: auch Deine Patienten/Klienten) sind selbstbezogen
Jeder Mensch weiß nur für sich selbst, was ihm gefällt und was ihn glücklich macht. So wie jeder Einzelne von uns immer seine Lebensumstände zum Guten verändern möchte, hat auch jede menschliche Handlung das Ziel, das persönliche Glück zu verbessern.
So gesehen sind alle Individuen selbstbezogen und handeln aus ihrer eigenen Perspektive heraus: Sofern sie die Chance dazu haben, suchen sie sich das Essen aus, das ihnen schmeckt; sie leben mit dem Partner zusammen, in den sie sich verliebt haben. An dieser Selbstbezogenheit ist nichts verkehrt.
Unser gesamtes Wirtschaftssystem basiert darauf, die persönlichen, individuellen Bedürfnisse von zig Millionen Kunden zu befriedigen.
Da Du eine erfolgreiche Praxis haben willst, ist es Deine Aufgabe, Dein Behandlungs- oder Beratungsangebot mit den persönlichen Bedürfnissen Deiner potenziellen Patienten/Klienten in Einklang zu bringen. Du wirst sehr erfolgreich sein, wenn Du die »selbstbezogenen« Bedürfnisse Deiner Kunden besser befriedigen kannst als alle anderen.
Menschen (sprich: auch Deine Patienten/Klienten) sind unwissend
Wir wissen, dass es heutzutage mehr denn je unmöglich ist, alles zu wissen. Kein Normalsterblicher ist allwissend. Professoren, Hochbegabte, Koryphäen, Nobelpreisträger etc. – niemand weiß alles.
Es wäre eine Illusion, zu glauben, Du könntest erst dann handeln, wenn Du alles weißt. Du könntest lebenslang und hoch konzentriert alles studieren – trotzdem würdest Du niemals alles wissen. Und deshalb wirst und kannst Du Dir hinsichtlich eines Themas nie absolut sicher sein. So gesehen ist jeder Mensch auf jedem Gebiet bis zu einem gewissen Grad unwissend. Das ist menschlich, nicht verwerflich. In (mehr oder weniger großer) Unwissenheit zu handeln, ist vollkommen normal.
Menschen (sprich: auch Deine Patienten/Klienten) sind egozentrisch
Wir können Entscheidungen nur auf Grundlage unseres eigenen, persönlichen Standpunkts und Weltbilds treffen. So gesehen sind wir alle egozentrisch. Du kannst die Welt nur durch Deine eigenen Sinne erleben bzw. durch Deine eigenen Augen sehen. Wir erleben die Welt so, dass wir selbst der Mittelpunkt unserer eigenen Welt sind; wir spielen die Hauptrolle, während alle anderen Menschen für uns Nebenfiguren im Drama unseres eigenen Lebens sind. So wie wir selber Nebenfiguren im Leben der anderen sind. Das ist völlig normal. Deshalb dachten die Menschen früher,