der Ansturm weiterer Stresshormone erregen Gehirn und Körper und lassen den Energiepegel ansteigen.1 Mit der Zeit werden sie süchtig nach diesen chemischen Substanzen … und benutzen dann Menschen und Lebensumstände, um ihre emotionale Sucht regelmäßig zu bestärken, nur um weiterhin diese Erregung zu fühlen. Anna benutzte ihre stressigen Lebensumstände, um immer wieder diesen Energieschub zu produzieren, und ohne es zu merken, wurde sie emotional süchtig nach dem Leben, das sie hasste.
Wie wissenschaftliche Forschungen aufzeigen, wird durch derartigen chronischen Langzeitstress der genetische Knopf gedrückt, der Krankheit erzeugt. Anna dachte über ihre Probleme und ihre Vergangenheit nach und schaltete dadurch die Stressreaktion ein; ihre Gedanken machten sie also krank. Da Stresshormone sehr mächtig sind, war sie nach ihren Gedanken, derentwegen es ihr so schlecht ging, süchtig geworden.
Anna stimmte der Chemotherapie zu, aber schon nach der ersten Behandlung brach sie emotional und psychisch zusammen.
Eines Nachmittags – ihre Kinder waren in der Schule – sank sie weinend auf den Boden. Sie war ganz unten angelangt. Und sie dachte, wenn sie so weitermachte, würde sie nicht mehr lange leben und ihre Kinder verwaist zurücklassen.
Sie begann, um Hilfe zu beten. Etwas musste sich verändern, das sagte ihr Herz. Mit größter Aufrichtigkeit und Hingabe bat sie um Führung, Unterstützung und einen Ausweg. Ihr Versprechen: Sollten ihre Gebete erhört werden, wäre sie den Rest ihres Lebens Tag für Tag dankbar und würde anderen helfen, das Gleiche zu tun.
Annas Wendepunkt
Die Entscheidung, sich zu verändern, wurde zu Annas Lebensaufgabe. Als Erstes setzte sie alle Behandlungen und Medikamente für ihre diversen physischen Krankheiten ab; nur die Antidepressiva nahm sie weiterhin ein. Weder der Ärzteschaft noch dem anderen Klinikpersonal teilte sie mit, dass sie nicht mehr zur Behandlung erscheinen würde. Sie ging einfach nicht mehr hin; niemals kam deswegen ein Anruf. Nur ihr Hausarzt zeigte sich besorgt um sie.
An diesem kalten Wintertag im Februar 2011, als Anna weinend und hilflos auf dem Boden lag, fasste sie den festen Entschluss, sich und ihr Leben zu ändern, und die energetische Amplitude dieser Entscheidung war so hoch, dass ihr Körper auf ihren Geist reagierte. Durch diese Entscheidung für den Wandel hatte sie die Kraft, für sich und ihre Kinder ein Haus zu mieten und sich aus der negativen Beziehung zu lösen. Dieser Augenblick definierte sie neu. Sie wusste, sie musste ganz von vorn anfangen.
Ich lernte Anna einen Monat später kennen. Eine der wenigen Freundinnen, die ihr verblieben waren, hatte für sie ein Ticket für einen Freitagabend-Vortrag besorgt und machte ihr ein Angebot: Gefiel ihr der Vortrag, könnte sie den kompletten Zwei-Tages-Workshop besuchen. Anna ließ sich darauf ein. Als ich sie das erste Mal sah, saß sie in einem vollen Konferenzraum links am äußeren Gang; ihre Krücken waren in der Nähe abgestellt.
Wie meistens sprach ich an diesem Abend darüber, wie unsere Gedanken und Gefühle auf unseren Körper und unser Leben Einfluss nehmen und wie Stresshormone Krankheiten verursachen können. Ich erzählte von Neuroplastizität, Psychoneuroimmunologie, Epigenetik, Neuroendokrinologie und auch Quantenphysik. Darauf gehe ich im Buch noch näher ein; an dieser Stelle sei nur gesagt: Neueste Forschungen aus diesen Zweigen der Wissenschaft weisen auf die Macht des Möglichen hin. An diesem Abend dachte Anna ganz inspiriert: »Also wenn ich mir das Leben erschaffen habe, das ich jetzt führe, mit Lähmungen, Depressionen, einem geschwächten Immunsystem, Geschwüren und Krebs, dann kann ich womöglich mit derselben Leidenschaft, mit der ich das alles erschaffen habe, es auch wieder abschaffen.« Auf Basis dieser machtvollen neuen Einsicht beschloss Anna, sich selbst zu heilen.
Unmittelbar nach ihrem ersten Wochenend-Workshop begann sie, zweimal täglich zu meditieren. Sich hinzusetzen und die Meditationen zu praktizieren war anfangs natürlich schwierig. Es galt, viele Zweifel zu überwinden, und an manchen Tagen ging es ihr körperlich und psychisch nicht gut – dennoch meditierte sie. Und da war auch viel Angst. Als ihr Hausarzt sie anrief, weil sie sich nicht mehr behandeln ließ, gab er ihr zu verstehen, sie sei naiv und dumm, es würde alles noch schlimmer werden und sie würde bald sterben. Man stelle sich nur vor: eine Autoritätsperson, die einem so etwas entgegenwirft!
Trotzdem setzte Anna die täglichen Meditationen fort und wuchs allmählich über ihre Ängste hinaus. Oft war sie angesichts der finanziellen Belastungen, der Bedürfnisse ihrer Kinder und aller möglichen körperlichen Einschränkungen völlig erschöpft, aber all das galt nicht als Ausrede dafür, ihre innere Arbeit ausfallen zu lassen. In diesem Jahr besuchte sie sogar vier weitere meiner Workshops.
Anna wandte sich nach innen und veränderte ihre unbewussten Gedanken, automatischen Gewohnheiten und ihre rückwärtsgewandte emotionale Verfassung, die in ihrem Gehirn fest vernetzt waren und ihren Körper emotional konditionierten. Sie war nun engagierter dabei, an eine neue Zukunft anstatt an ihre immer gleiche vertraute Vergangenheit zu glauben. Mit den Meditationen, bei denen sie eine klare Intention mit einer höheren Emotion zusammenbrachte, veränderte sie ihren Seinszustand und lebte auf biologischer Ebene nicht mehr in derselben Vergangenheit, sondern in einer neuen Zukunft.
Tag für Tag weigerte sich Anna beim Meditieren, als dieselbe Person aufzustehen, als die sie sich hingesetzt hatte; sie beschloss, die Meditation erst zu beenden, wenn sie das Leben voll und ganz liebte. Aus der Perspektive eines Materialisten, der die Realität über die Sinne definiert, hatte Anna natürlich keinerlei guten Grund, das Leben zu lieben: Sie war schließlich eine depressive, verwitwete, alleinerziehende Mutter mit Schulden und ohne echte Arbeit; sie hatte Krebs, litt unter Lähmungserscheinungen und Geschwüren der Schleimhäute, und ihre Lebenssituation sah alles andere als rosig aus – ohne Lebensgefährten und ohne die notwendige Energie, sich um ihre Kinder zu kümmern. Doch beim Meditieren lernte Anna, ihrem Körper emotional beizubringen, wie sich ihre neue Zukunft anfühlen würde, und zwar vor der tatsächlichen Erfahrung. Ihr Körper, als unbewusster Geist, konnte nicht zwischen dem realen Ereignis und der emotional angenommenen Vorstellung unterscheiden. Wie sie aus der Epigenetik wusste, konnten die höheren Emotionen der Liebe, Freude, Dankbarkeit und Inspiration, des Mitgefühls und der Freiheit neuen Genen signalisieren, gesunde Proteine zu produzieren und damit die Körperstruktur und -funktionen zu beeinflussen. Ihr war klar: Konnten die Stresshormone in ihrem Körper die ungesunden Gene aktivieren, dann konnte sie durch vollständige Annahme höherer Emotionen mit einer Leidenschaft, die stärker war als die Stressemotionen, neue Gene aktivieren – und dadurch ihren Gesundheitszustand verändern.
Ein Jahr lang änderte sich gesundheitlich nicht viel, aber Anna machte weiter und praktizierte alle Meditationen, die ich entwickelt hatte. Sie hatte mehrere Jahre dazu gebraucht, ihren aktuellen Gesundheitszustand zu erschaffen, es würde demnach ebenfalls eine Weile dauern, etwas Neues zu kreieren. Sie blieb also dabei und versuchte, sich ihre unbewussten Gedanken, Verhaltensweisen und Emotionen so bewusst zu machen, dass ihrem Gewahrsein nichts von dem entging, was sie nicht erleben wollte. Nach Ablauf dieses ersten Jahres fiel Anna auf, dass sie sich psychisch und emotional besser fühlte. Sie gab ihr gewohntes Ich auf und erfand stattdessen ein ganz neues Ich.
Aus den Workshops wusste Anna, dass sie ihr autonomes Nervensystem wieder ins Gleichgewicht bringen musste, denn es regelt alle automatischen Abläufe, die vom Gehirn nicht bewusst wahrgenommen werden: Verdauung, Nährstoffaufnahme, Blutzuckerspiegel, Körpertemperatur, Hormonausschüttung, Herzschlag etc. Regelmäßig ihre innere Verfassung zu verändern war die einzige Möglichkeit, Zugang zum unterbewussten Betriebssystem zu gewinnen und das autonome Nervensystem zu beeinflussen.
Anna begann zunächst jede Meditation mit der Segnung der Energiezentren (siehe Kapitel 4); diese Zentren im Körper unterliegen der Kontrolle des autonomen Nervensystems. Wie ich bereits in der Einleitung erwähnt habe, verfügt jedes Zentrum über seine spezifische Energie bzw. Frequenz (die bestimmte Informationen aussendet bzw. ihr eigenes Bewusstsein hat); ihm sind bestimmte Drüsen und Hormone zugeordnet; es hat seine eigene Chemie, sein eigenes Minigehirn und damit auch seinen eigenen Geist. Jedes Zentrum wird von dem unterbewussten Gehirn beeinflusst, das seinen Sitz unter dem bewussten, denkenden Gehirn hat. Anna lernte, ihre Gehirnwellen so zu verändern, dass sie Zugang zum Betriebssystem des autonomen Nervensystems hatte (welches im Mittelhirn