wiederum nicht alle angenehm, gehirnaffin und nett zu Ihrem Körper sind. Genauso kann sich eine begleitende Osteopathiebehandlung mit dem Programm wunderbar vertragen. Doch wenn der Osteopath auch ein Chiropraktiker ist, der renkt, stretcht und manipuliert, kann die Behandlung den Erfolg Ihrer Übungspraxis durchaus unterminieren.
Sagen wir es einmal andersherum: Richtig liegen Sie grundsätzlich dann, wenn Sie sich an Methoden der somatischen Integration orientieren. Zu diesen gehören beispielsweise die Feldenkraismethode, die Alexander-Technik, das System von „Sensory Awareness“, Hanna Somatics, die Bowen- oder die Tragermethodik, um nur einige zu nennen.
Somatische Integration
Das Wort »somatisch« mag grundsätzlich fehlleiten. Im Kontext der »Somatics« heißt es nämlich „nicht rein körperlich oder auf die Materie Körper bezogen.” Wenn das so wäre, würde man derselben schmalspurigen Idee folgen, dass Schmerz und Spannung rein körperliche Parameter sind, deren Verbesserung allein auf struktureller Ebene zu implementieren sei. Somatiker fassen den Begriff wesentlich weiter. Das sogenannte „Soma“ bezieht sich auf das Erleben des Körpers von innen heraus. Im Englischen beschreibt man es mit sehr einfachen Worten als „the body experienced from within”.
Folglich beziehen sich somatische Anwendungen auf das interne Wahrnehmen der im „Organismus Mensch“ ablaufenden Vorgänge und, was am allerwichtigsten ist, auf Differenzierung und intern gefühlte Veränderungen. Weil die Entwicklung und das Ausnutzen von Bewusstheit bereits zum Grundsatz des Vorgehens gehören, sind die Effekte der Anwendungen gehirnfreundlich und achtsamkeitszentriert.
Darüber hinaus gehen Somatiker grundsätzlich davon aus, dass eingebüßte Körperfunktionen dank unseres adaptionswilligen Gehirns selbst nach jahrelangen Defiziten wieder herstellbar sind und ins große System Mensch „re-integriert“ werden können. Weil das in dieselbe Kerbe wie das Vorgehen in der bewusstheitsorientierten Schmerzintervention schlägt, sind somatische Methoden nicht nur für Schmerzbetroffene, sondern besonders für Meditierende erste Wahl.
Fitness und Muskeltraining
Ein weiterer Knackpunkt, den Sie bei der Planung des Schmerzprogramms bedenken sollten, betrifft den Fitnessbereich. Ich weiß von einigen Schmerzerfahrenen, dass sie regelmäßig zum Kieser- oder Fitnesstraining, zum Hot- oder Poweryoga oder zu intensiven Work-out-Sessions gehen. Wichtig ist ihnen, die Muskeln zu stärken, das Herz-Kreislauf-System zu trainieren oder Stress abzubauen. Während ich diese Intentionen durchaus nachvollziehen kann, rate ich Ihnen hier im Zuge des Schmerzprogramms zu Sensibilität. Extreme oder repetitive Beanspruchungen mit Maximalkrafteinsatz fordern Ihr Gehirn im Sinne von „Schmalspurreaktionen“ heraus und bewegen es keinesfalls dazu, dass es sich sensomotorischen Feinheiten im Zuge des Bewusstwerdens widmet. Wenn es Grenzbelastungen neuromuskulär organisieren muss, wird es sich garantiert nicht zu differenzierten Aktionen wie zu einer neuronalen Umgestaltung einladen lassen.
Falls Ihnen Ihre Krafttrainings- und Fitnessroutine so sehr am Herzen liegt, dass Sie diese kaum lockern möchten, planen Sie so, dass die Beanspruchung vor und auf keinen Fall nach Ihrer Tagesaufgabe liegt. Fahren Sie deren Intensität auf das sanfteste oder moderateste Level herunter! Absolvieren Sie Ihre Sequenzen so bewusst wie möglich und nutzen Sie diese Gelegenheit außerdem zum Reflektieren darüber, warum Ihnen Grenzerfahrungen vor dem Hintergrund von Schmerz so wichtig sind.
Auf den Punkt gebracht
Nachdem feststeht, wie Sie Ihr Programm örtlich und zeitlich organisieren und Sie etwaige Störfaktoren herausgefiltert haben, ist der große Rahmen für Ihr Selbsthilfeprogramm abgesteckt. Wunderbar!
Falls Sie das Gefühl haben sollten, dass noch ein weiter Weg vor Ihnen liegt, bis die Praxis greifen wird, möchte ich Ihnen hier Mut zusprechen, weil ein Riesenschritt bereits hinter Ihnen liegt. Tatsache! Genau in diesem Moment haben Sie mit der Absolvierung des Programms bereits begonnen. Gewissermaßen stecken Sie sogar schon mittendrin.
Das hat nichts mit Effekthascherei zu tun, sondern hängt damit zusammen, dass Sie sich gedanklich bereits ins Geschehen hineinbegeben und herausgearbeitet haben, wie Sie die Tage organisieren und wie das konkrete Tun für Sie am flüssigsten geschehen kann. Selbst wenn Sie mit meinen Einführungen nicht ganz konform gehen sollten, diese zum Teil sogar anzweifeln, trifft das ebenso auf Sie zu. Gerade im Widerstand setzen Sie sich mit den Themen sehr detailliert auseinander. Sie „reiben“ sich an ihnen, sodass Vorwärtsbewegung und Lösungsspielraum entstehen.
Ihre To-do-Liste
Meditativer Komfort
Je näher Sie dem Programm kommen, desto wichtiger wird das praktische Vorgehen im Detail. Die folgende To-do-Liste entspricht dem „Mitzubringen-Blatt“, das Sie vor einem Retreat, einer Kur oder Wellnessreise zugesandt bekommen.
Sie benötigen:
• eine bequeme Sitzgelegenheit (Sessel, Stuhl, Hocker)
• eine Matte (Yoga-, Iso- oder Gymnastikmatte) oder eine feste Decke
• ein Meditationskissen oder Meditationssitz mit oder ohne Lehne, je nachdem, wie Sie am liebsten sitzen mögen. Wenn Sie auf dem Boden ohnehin nicht sitzen können, erübrigt sich das. Dann erfüllt ein Sessel, Hocker oder Stuhl mit einer festen Sitzfläche den Zweck.
• ein Kissen (einsetzbar als Unterlagerung oder Abpolsterung des Nackens oder des unteren Rückens)
• eine Knierolle, falls Sie nicht flach auf dem Rücken liegen können
• eine leichte Decke oder ein Laken zum Zudecken
• eine Augenbinde oder Schlafmaske
• eine Stola, ein Tuch oder einen Schal zum Umlegen
• ein Musikabspielgerät mit Lautsprechern (wichtig: Ohrstöpsel passen bei manchen Übungen, reichen aber nicht immer aus!)
• Musikstücke, die Sie mögen: Stellen Sie sich, unabhängig von Ihrem Musikgeschmack, eine Liste mit Ihren Lieblingssongs zusammen. Auf diese werden wir im dritten Kapitel zurückkommen.
• ein Tagebuch (das bereden wir später) und einen Stift; alternativ Ihren Laptop oder Ihr Tablet
• zwei Marker zum Highlighten in unterschiedlichen (Neon-) Farben
• einen Timer oder Küchenwecker (wichtig: Bitte nicht den im Handy, weil es ablenken kann!)
• Taschentücher (besonders für die Atemübungen)
• eine Flasche Wasser (die Sie dann je nach Bedarf immer wieder auffüllen oder erneuern, weil Ihr Gehirn viel Flüssigkeit braucht)
• Wohlfühlkleidung zum Praktizieren
Übungsbekleidung
Der letzte Punkt auf der To-do-Liste, die Wohlfühlkleidung nämlich, ist sehr wichtig! Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie während des Übens leichte und komfortable Kleidung tragen. Beengende Hosen, unelastische Jeans, schmale Röcke, einschnürende Gürtel, enge Hemden, Blusen, Mieder und BHs und alles, was Ihre Atembewegung und ein freies Bewegen behindert, sollten Sie ablegen. Je leichter und unbelasteter Sie sich fühlen, desto besser können Sie Ihren Körper wahrnehmen und desto größer ist Ihre Aussicht auf das Erfassen empfindungsbezogener Details. Und so ist es auch andersherum: Falls Sie in enger Bekleidung stecken, gelangen sensomotorische Impulse gar nicht oder nur vermindert in den Kegel Ihrer Aufmerksamkeit. Beispielsweise entgeht Ihnen, wie Sie atmen, wie Sie Ihr Becken oder Ihr Brustbein einsetzen, Ihre Herzgegend öffnen, Energie an Ihrer Wirbelsäule entlangrieselt oder eine andere „Sensation“ sogar bis zu Ihren Zehen hinunterfließt.
Im Englischen steht das Wort „Sensation“ nicht nur für eine besonders herausragende Sache oder Neuigkeit, sondern es ist auch dasselbe, welches man für eine sensorische Empfindung benutzt. Ja, genau, um diese vielen kleinen, aber flüchtigen „Sensations“, um die feinen Rückmeldungen Ihres Nervensystems, geht es mir und diese verpassen Sie, wenn Sie sich in enge Kleidung zwängen.
Da Sie während des Programms auch Beobachtungsaufgaben erhalten, die Sie inmitten Ihres Alltags vornehmen, lege ich Ihnen diese während der Programmtage auch