doch jemand einen üblen Scherz erlaubt. Aber die Sache mit Benno …
»Frau Schwarz, Ihr Termin wartet«, rief ihre Sekretärin durch die einen Spaltbreit geöffnete Tür. Sie beschloss, den Schreck erst einmal sacken zu lassen und sich dann zu überlegen, wie sie weiter vorgehen wollte. Nicht, dass sie noch alle für paranoid hielten. Als Frau hatte sie es schon schwer genug in den Baugremien, zwischen Ingenieuren, Architekten, Bauleitern und Polieren. Wie oft hatte sie sich da schon zotige Bemerkungen anhören müssen?
Nein, sie durfte sich nicht ablenken lassen. Bei ihrem nächsten Termin ging es um viel Geld. Die Vergabe der Bebauungsrechte für die Brachfläche in Bexbach. Die inoffiziellen Vorgespräche waren schon gelaufen, eigentlich wusste jeder, was er zu tun hatte. Aber manchmal schoss doch noch jemand quer und drohte, den Mantel des Schweigens, der wohlig über den geheimen Seilschaften lag, zu lüften. Sie hatte dieses Mal ihre Hausaufgaben gemacht, jetzt würde sie sehen, ob es aufging. Der Pool in ihrem Garten, von dem sie so lange geträumt hatte, würde sich nicht von selbst bauen. Sie packte ihre Unterlagen zusammen und warf sich noch eine Koffein-Tablette ein, die sie mit einem großen Schluck Wasser hinunterspülte. Konzentrier dich, Margarete.
21.
Eins musste man der Truppe um Veronika Hart lassen. Sie waren fokussiert und ein gut eingespieltes Team. Dies war sein erster großer Fall als Staatsanwalt in Saarbrücken, und als Kommissar Langner ihn angerufen hatte, um ihn auf den neuesten Stand zu bringen, hatte er darauf bestanden, mit der Hauptkommissarin persönlich zu sprechen.
Seit dem Leichenfund hatte er sich den Kopf zerbrochen, wie man die Geschichte am besten angehen könnte, ohne allzu viele Pferde scheu zu machen. Hartmann war bei den Rotariern gewesen, kannte im Saarland und wahrscheinlich darüber hinaus Gott und die Welt. Dieser Fall würde zwangsläufig Staub aufwirbeln und der Druck nach Aufklärung schnell steigen. Es war utopisch, unter den Gästen nach dem Schuldigen zu suchen, daher fand er den Ansatz, den die Polizei gewählt hatte, nachvollziehbar. Nach dem Chaos mit Zugangs- und Ausgangskontrollen und der großen Personenzahl ergab es keinen Sinn, hier anzusetzen. Also stand das Opfer im Fokus – und da würden die Probleme anfangen, das konnte er jetzt schon voraussagen.
Sowohl der Oberstaatsanwalt als auch sein direkter Chef hatten sich an diesem Morgen gleich bei ihm nach dem Stand der Ermittlungen erkundigt. Auch sie kannten Benno Hartmann. Gleiche Stammtische, gleiche Golfclique. Sebastian war gebürtiger Saarländer, sein Vater war Richter gewesen und hatte sich vor Kurzem in den Ruhestand verabschiedet. Er wusste, dass alle irgendwie miteinander verbandelt waren, geschäftlich und privat. Und dass sie, wenn sie zu viel in der Suppe rühren würden, auch unappetitliche Details zu sehen bekämen, die der eine oder andere Koch vielleicht lieber verstecken würde.
Veronika Hart und er mussten hier ganz behutsam vorgehen. Das versuchte er ihr schon seit zehn Minuten am Telefon zu erklären, aber er hätte auch mit einem Kühlschrank sprechen können, so eisig ließ sie ihn spüren, wie sehr sie seine Einmischung in ihre Arbeit schätzte. Nämlich überhaupt nicht.
»Frau Hart, Sie müssen verstehen, dass das gesamte Saarland fast nur funktioniert, weil wir felsenfeste Netzwerke haben, die alles am Laufen halten«, setzte er erneut an. »Natürlich treffen Sie dort immer wieder die gleichen Gesichter, und man könnte jetzt eine Diskussion über Marktoffenheit, Wettbewerbsverzerrung und Entscheidungsfreiheit vom Zaun brechen. Aber mit diesen Argumenten werden Sie dort nicht viel ausrichten können.«
»Das ist mir ziemlich egal, Herr Kirschmeier. Fakt ist, dass wir hier eine Leiche haben, die anscheinend durch das Netz gefallen ist. Oder irgendwo sitzt eine Spinne, die bei dieser Klüngel-Show nicht mehr mitspielen will. Oder der Hartmann auf die Füße getreten ist, wenn wir mal davon ausgehen, dass es ein gezielter Anschlag auf seine Person und er kein Zufallsopfer war. Beides müssen wir aber in Betracht ziehen.«
»Sie haben ja recht, ich würde das auch so sehen an Ihrer Stelle. Aber glauben Sie mir, wir sollten dennoch mit Fingerspitzengefühl vorgehen und nicht mit dem Bulldozer. Wenn wir Pech haben, sind da auch Personen involviert, an denen Ihre und meine Karriere hängen.«
Veronika Hart schnaubte durch den Hörer und wollte gerade etwas erwidern, als Sebastian sie unterbrach.
»Hören Sie, was halten Sie davon, wenn wir einen Schlachtplan machen. Ich kenne alle handelnden Personen in diesen Kreisen, ihre Hintergründe sowie ihre Wirkungsgrade. Wir tasten uns langsam voran. Lassen Sie mich Ihr Minensuchhund bei den Ermittlungen sein. Wenn wir vor einem dicken Brummer stehen, überlegen wir uns jeweils eine Strategie, bevor der hochgeht und uns mitreißt. Einverstanden?«
Am anderen Ende der Leitung entstand eine längere Pause.
»Okay, dann machen wir das so«, gab Veronika widerwillig nach. »Die saarländische VIP-Szene ist nicht mein Parkett. Da kenne ich mich weder aus, noch fühle ich mich wohl.«
Sebastian lächelte leicht. Eins zu null für ihn.
Perfekt, jetzt musste er sich nur noch überlegen, in welche Richtung die Ermittlungen am sinnvollsten waren. Bevor sie der Frage nachgingen, ob Hartmann in irgendetwas verwickelt gewesen war, sollten sie alles andere ausschließen können – Habgier, Neid und Missgunst, Rache oder eine enttäuschte Liebesgeschichte.
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