spanische Tänzerin auftreten. Lumley fand ihre Tanzkünste zwar nicht berauschend, ihr Aussehen und ihre Ausstrahlung allerdings so attraktiv, dass er sich gute Besucherzahlen von ihrem Gastspiel versprach und die spanische Tänzerin Lola Montez war geboren.
Pepita de Oliva trat mit ihren »spanischen Tänzen« auch in München auf, fotografiert von Franz Hanfstaengl
Zweifel an Lolas spanischer Herkunft
Doch nach ihren ersten spektakulären Erfolgen als »Donna Lola Montez« vom »Theatro Real« in Sevilla im Londoner »Her Majesty’s Theatre« kamen bei einigen Bewunderern Zweifel über ihre wahre Identität auf, vermutlich geschürt durch einen abgewiesenen Verehrer, und Lola blieb nichts anderes übrig, als auch in den Interviews als angehender Bühnenstar ihre neue Biografie zu präzisieren: In einem Interview mit der »Morning Post« am 12. Juni 1843 behauptete sie, dass sie aus Sevilla stammt und mit zehn Jahren, 1833, von einer katholischen Lady in Bath erzogen wurde und dann zu ihren Eltern nach Spanien zurückgeschickt worden war. Seitdem war sie nie in England und ist jetzt zum ersten Male wieder hier. Sie machte sich hier schon um zwei Jahre jünger und verjüngte sich im Verlauf ihres Lebens noch öfter. Die spanische Tänzerin Lola Montez wurde ein Begriff und »Illustrated London News« schrieb: »Ihre Taille ist noch graziler als ihr Gesicht. Jede Bewegung ist von einem Instinkt für Rhythmus und Bewegung begleitet. Ihre dunklen Augen leuchten, wenn sie spürt, dass man sie bewundert.«
Aus der in Irland geborenen Eliza Rosanna Gilbert wurde Maria de los Dolores Porry y Montez, genannt »Lola Montez«.
Lola tanzte wie ein Känguru
Lolas Tanzkünste waren eher rustikal, nicht mit denen einer ausgebildeten Ballett-Primaballerina zu vergleichen. So amüsierte man sich später in München über ihre »Kängurusprünge« und Leo von Klenze wusste auch »dass man in Paris allgemein von ihr sagte, ›Lola fi...t gut, aber sie tanzt schlecht!‹« Doch bei ihren Gastspielen lagen ihr die Verehrer ihrer Taille, ihres Busens und ihrer blauen Augen reihenweise zu Füßen wie 1843 der schwerreiche Lebemann Prinz Heinrich LXXII. (1797–1853) aus dem Fürstentum Reuß-Lobenstein im Thüringischen Wald. In seinem Ministaat war die neue jugendliche Flamme des Frauenhelden nicht zu übersehen, sie rauchte wie ein Schlot die modernen Papierzigaretten und säbelte mit ihrer Reitpeitsche aus Frust oder Langeweile im Schlossgarten so mancher prachtvollen Rose die Blüten ab. In diesem Garten endete auch die kurze Romanze: Prinz Heinrich LXXII. wollte seine Lola mit einer Überraschung beglücken, indem er einen Kinderchor in den Büschen und Baumkronen versteckte, die beim gemeinsamen Lustwandeln Reuß’sche Volkslieder singen sollten, was auch geschah. Mittendrin fiel aber ein Knabe vom Baum, was Lola so erschreckte, dass sie ihren Hund auf den armen Kerl hetzte und auch noch den Fürsten mit ihrer Reitpeitsche bearbeitete. Noch am gleichen Tag trennte sich der Fürst von seiner 22-jährigen Eroberung, indem er sie seines kleinen Landes verwies und Lola landete nach einem kurzen Dresden-Aufenthalt in Berlin.
Tumulte bei Lola-Auftritten in Warschau
Am 26. August 1843 brachten Lolas Spanische Tänze »Los Boleros de Cadix« im Königlichen Schauspielhaus in Berlin ausverkaufte Vorstellungen und am 7. September applaudieren ihr in einer Sondervorstellung sogar König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und Zar Nikolaus I. von Russland, der gerade auf Staatsbesuch war. Und wieder kommt es zu einem Eklat: Während einer Truppenparade zu Ehren des russischen Zaren bekam Lola wegen einer Kleinigkeit Ärger mit einem preußischen Gendarmen und schlug ihm kurzerhand ihre Reitpeitsche ins Gesicht. Doch bevor ein Haftbefehl wegen Körperverletzung ausgeführt werden konnte, war sie vorsichtshalber aus Berlin verschwunden und weiter ging ihre Lebensreise nach Warschau. Auch hier waren Skandale vorprogrammiert: Die von ihr angeheuerten Claqueure feuerten das Publikum in ihren Aufführungen derart erfolgreich an, dass der als Liebhaber von Lola zurückgewiesene Theaterdirektor eine eigene Schar von Claqueuren anheuerte, um sich an Lola zu rächen und sie in einem wüsten Pfeifkonzert auszubuhen. Das Jubel-und Pfeif-Chaos entzweite auch das Publikum und ihre Aufführungen gingen mit großen Tumulten zu Ende.
Spanien war in den 1840er Jahren groß in Mode und auch im Werk von Carl Spitzweg befindet sich ein »Spanisches Ständchen«, heute in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Schackgalerie.
In Berlin trat Lola Montez in einer Sondervorstellung im kgl. Schauspielhaus vor Zar Nikolaus I. auf.
One-Night-Stand mit Franz Liszt in Dresden
Im Februar 1844 landete sie in Dresden und lernte am 29. Februar 1844 Richard Wagner kennen, der gerade seinen Rienzi einstudierte, und begegnete dabei dem Starpianisten dieser Zeit, Franz Liszt, der von Frauen genauso umschwärmt wurde wie Lola von Männern. Im »Hotel de Saxe« kamen sich beide näher, wenn auch vermutlich nur für eine Nacht. Bei einem Gala-Dinner zu Ehren von Franz Liszt ging Lola wieder einmal der Gaul durch und sie watscht einen italienischen Tenor ab. Immerhin schien Franz Liszt ihr in Paris als Türöffner behilflich gewesen zu sein, denn wenig später tanzte sie an der Pariser Oper »Spanische Tänze«, wurde aber von den Kritikern gnadenlos verrissen, und wieder zweifelte man an ihrer spanischen Herkunft. Trotzdem wurde sie mit ihrer Unberechenbarkeit, ihrer Schönheit und ihrer erotischen Ausstrahlung das Stadtgespräch in Paris und auf der Liste ihrer Liebhaber erschienen auch die Schriftsteller Honoré de Balzac und Alexandre Dumas. Und auch ein Toter ist zu beklagen: Ihr Geliebter Alexandre Dujarier wurde vom Konkurrenten Rosemond de Beauvallon im Duell erschossen und fiel blutüberströmt sterbend in ihre Arme. Dafür fiel ihr in Heidelberg kurz darauf ein Jungmillionär in die Arme, Sir Robert Peel (1822–1895), Sohn des britischen Premierministers Sir Robert Peel sen. (1788–1850), der »in kurzer Zeit eine Viertelmillion mit ihr durchbrachte, wie sie sich selbst dessen rühmte«, wie Klenze notierte.
Bei einem Gastspiel in Dresden lernte Lola Montez auch Franz Liszt kennen.
Von Polizei aus Baden-Baden ausgewiesen
Nach Paris tanzte Lola 1845 und 1846 in verschiedenen Kurorten wie Ostende und Bad Homburg, immer begleitet von Skandalen und Skandälchen: In Bonn sprang sie auf einem von Franz Liszt organisierten Beethoven-Fest leicht bekleidet auf einen Tisch inmitten der Honoratioren.
Die »Mannheimer Abendzeitung« berichtete über ihre Eskapaden in Baden-Baden: »Hier in Baden wurde sie nach ihrem zweimaligen Erscheinen polizeilich ausgewiesen. Ihre Bildung mag man danach messen, dass sie einmal während einer Reunion vor 2 Jahren im Sommer einem der sie umkreisenden Herren das eine Bein auf die Schulter schlug, um eine tour des force zu machen, und andermal im großen Saale für neben ihr sitzende Herren ihr eines Bein bis über die Schenkel entblößte. Ich denke das genügte.«
In Heidelberg war Lola Montez kurze Zeit mit dem vermögenden Sir Robert Peel zusammen.
Lola Montez in München
Der tollste Fastnachtsspuk, den München je erlebte
»Wenn ich mich daran erinnere, da