herrlichen Baudenkmälern geziert hat, da ich eine fremde, Unbekannte, eine arme Ballettänzerin zum Theaterintendanten ging, an seiner Türe pochte und kalt empfangen wurde, damit meine Bitte, mir ein Debut zu gestatten, mit einem höflichen, aber kalten Nein geantwortet wurde, und wenn ich mich dann erinnere, wie bald nachher ich der Gegenstand einer allgemeinen, aber bitteren Aufmerksamkeit wurde, dann erscheint mir diese ganze, wunderbare Epoche meines Lebens wie ein toller Fastnachtsspuk.« So beschreibt Lola Montez, alias Maria Dolores Eliza Gilbert, alias Eliza James, alias Maria de los Dolores de Landsfeld, alias Mrs. Heald in ihren Memoiren ihre Ankunft in München am 5. Oktober 1846: Der tollste Fastnachtsspuk, den München je erlebte, hatte begonnen.
Lola Montez mit ihrer obligatorischen Reitpeitsche auf einer Lithographie um 1847
Bei ihrer Ankunft in München am 5. Oktober 1846 stieg Lola Montez gleich im »Ersten Haus« ab, dem Luxushotel Bayerischer Hof.
Ohne Ausweis und Pass: Lola im Hotel Bayerischer Hof
Für Lola Montez war Münchens erste Adresse gerade gut genug: Wie ein heutiger Popstar, eine Hollywood-Schauspielerin, Opern-Primadonna oder ein prominenter Politiker buchte sie sich am Dienstag, den 5. Oktober 1846 in den Bayerischen Hof am Promenadeplatz ein. Ohne Ausweis, ohne Pass oder andere Legitimation. Ihr Auftreten und Aussehen reichte damals wie heute. Oder mussten die Beatles, Michel Jackson oder Henry Kissinger einen Ausweis vorlegen? »Lola Montes, Künstlerin/Tänzerin, von Sevilla in Spanien, 24 Jahre, katholisch, Zweck des Aufenthalts: Gastvorstellung. Ohne Pass« lautete der Eintrag in das polizeiliche Fremdenregister. Dass sie weder »Lola Montes« hieß, noch aus Sevilla oder überhaupt aus Spanien stammte, interessierte niemand. Auch die 24 Jahre waren geschönt, auch wenn sie es bei ihrem blendenden Aussehen nicht nötig gehabt hätte. Angeblich kam sie aus Wien, andere Quellen sprechen von Stuttgart und Baden-Baden, viel wichtiger war ihre jetzige Adresse: Hotel Bayerischer Hof. Das nagelneue Luxushotel war 1841 eröffnet worden, für dessen Bau sich König Ludwig I. vehement eingesetzt hatte: »Einem Wunsche Seiner Majestät König Ludwigs I. von Bayern stattgebend ließ im Jahr 1840 Reichsrath Josef Ritter von Maffei durch den Architekten Friedrich von Gärtner das erste vornehme Hotel in München, den Bayerischen Hof, bauen«, wie es in der Hotelchronik heißt. Nach der Eröffnung kursierte das Gerücht, dass er den Bau nur förderte, um darin zu baden: Seine Gemächer in der Residenz besaßen nämlich keine Badewannen und so nahm Seine Majestät im Bayerischen Hof einmal in der Woche ein königliches Vollbad. Das Hotel sollte ihm aber noch ganz anders in Erinnerung bleiben.
Vom Hoftheater abgewiesen zur Audienz bei König Ludwig I.
Lola erinnerte sich in ihren Memoiren so an diese ersten Tage: »Ich war nichts als eine Tänzerin, und wollte auch in München nichts anderes sein. Einer meiner ersten Gänge war also zum Theater-Intendanten der Münchner Hofbühne, aber es gelang mir nicht, diesen Herren für meine Bedingungen, die gewiss nicht zu hoch geschraubt waren, zu gewinnen. Nach einer Unterhaltung, die wohl eine gute halbe Stunde gewährt haben möchte, verließ ich ihn ohne Hoffnung, in der bairischen Residenz meinen Zweck zu erreichen.«
Der Intendant des Hoftheaters, August Freiherr von Frays (1790–1863), Major, fand nichts besonderes an Lolas Vortanzen und auch ihre Gagenforderung war ihm zu hoch. Und so wurde er zu Lolas erstem Feind in München. Lolas spätere Rache: Am 1. Januar 1848 setzte ihn König Ludwig I. ab, und nachdem Lola aus München vertrieben war, kehrte er am 3. Juli 1848 in sein altes Amt zurück.
August Freiherr von Frays, Intendant des Hoftheaters, wollte Lola Montez nicht auftreten lassen und wurde von König Ludwig I. abgesetzt.
Lola Montez traf im Hotel Bayerischen Hof auf den ihr aus Paris bekannten reichen Studenten Heinrich von Maltzan. Der spätere Mekka-Reisende erreichte durch seinen bei Hof als Major der Kavallerie und Kammerherr beschäftigten Vater die erste Audienz von Lola Montez bei König Ludwig I.
»Aber ich gehöre nicht zu den Frauen, welche von ihrem Eifer für einen Vorsatz ablassen, sobald sich ihnen ein ernstliches Hindernis in den Weg stellt«, schrieb sie in ihren Memoiren. »Gänzlich unbekannt, vom deutschen Journalismus fast ignoriert, kam mir die unter solchen Umständen gewiss natürliche Idee, mich direkt an den König zu wenden. Ich schrieb also an Sr. Majestät und bat um Audienz, und sie wurde mir zu Teil.« Drei Tage später, am 8. Oktober stand Lola vor König Ludwig I. Dass sie so schnell bei einer Audienz berücksichtigt wurde, ist vermutlich der Vermittlung eines gewissen Heinrich von Maltzan (1826–1874) zu verdanken, einem reichen Studenten, den Lola in Paris kennengelernt hatte und der ebenfalls im Bayerischen Hof wohnte, und dessen einflussreicher Vater kgl. bayerischer Kammerherr und Major der Kavallerie war. Ab jetzt wird es schwer, Legenden von wirklichen Ereignissen zu unterscheiden und manche Geschichten wurden in den verschiedensten Versionen überliefert, alle glaubhaft echt, alles wahr!
Fiel Lola vor König Ludwig I. in Ohnmacht?
Nach einer Aufzeichnung des Kunstsammlers Sulpiz Boisserée (1783–1854) fiel Lola schon bei Beginn der Audienz in Ohnmacht, weil sie vom König in ihrer angeblichen Muttersprache Spanisch angesprochen wurde, was Boisserée vom Leibarzt des Königs Dr. Feder vertraulich erfahren hatte. Über diese Begrüßung auf Spanisch »fiel sie in Ohnmacht, der Herr half der Armen gleich dass sie Luft bekam, und als sie sich erholte, fragte sie: wo bin ich? Ach, ich glaubte, da ich die Töne meiner Muttersprache hörte, in meinem Vaterland zu sein.« In Lolas Memoiren von Ohnmachtsanfall dagegen keine Spur: »Sr. Majestät sprachen mit mir mit der größten Leutseligkeit und fragten mich nach meiner Herkunft und ich nahm keinen Anstand zu versetzen: Sire, ich bin von spanischem Geblüt, und an meiner Wiege wurde es mir nicht vorgesungen, dass ich dereinst als Ballettänzerin fast ganz Europa durchirren sollte, ich würde lügen, wollte ich sagen, durchtanzen. ... Habe ich doch erfahren, dass das Leben einer Tänzerin mehr über Dornen als über Rosen führt.« Und um ihre spanische Herkunft zu untermauern: »Überhaupt, die Spanier! Nach meiner Ansicht, Sire, müsste Spanien weniger bigott und mehr wahrhaft fromm, mehr liberal und mehr verständig sein.« »Ach ja, sagte der König ein wenig bitter lächelnd, da mögen Sie recht haben, meine liebe Donna, da haben Sie ein Übel genannt, welchen nicht allein in Spanien die Quelle vielen Übels ist.« Und überhaupt sei sie nur nach München gekommen »um seine Kunstschöpfungen zu sehen, welches sie auch schon unter stets steigender Bewunderung getan habe«, wie Leo von Klenze von seinem Sohn Hippolyt erfahren habe.
Der 1835 von Leo von Klenze vollendete Königsbau der Residenz in dem sich das Audienzzimmer in der Mitte des 1. Stockwerks befand.
Lolas Brieföffner-Striptease: »Alles echt, Majestät!«
Lola erinnerte sich in ihren Memoiren genau, wie ihr Ludwig bei der Audienz sagte: »Ja, ich liebe zwar die Kunst, aber mehr noch liebe ich hübsche Frauen, und als solche dürfe Sie meiner Zuneigung sicher sein. Ich bin entzückt, das Sie hierher gekommen sind, ich möchte Ihnen aber raten, sich vor unserem Klima in acht zu nehmen, und will mich überzeugen, ob Sie ausreichend gekleidet sind.« Der Grund für die königliche Wetterwarnung war vordergründig das berühmte Münchner Sauwetter: Es schüttete in den vergangenen Tagen in Strömen, weshalb sogar die Eröffnung des Oktoberfestes vom 3. Oktober drei Tage auf den 6. Oktober verschoben wurde. In Wirklichkeit aber war es Ludwigs Neugierde auf Lolas Busen. So soll Ludwig gefragt haben, »was sich da unter ihrem