und hatte auch zu ihren eigenen Kindern keine innige Beziehung. Wenigstens wurde dies in Stans herumerzählt. Henrika sei von der Mutter am wenigsten geliebt worden, berichtete Moser. Dem Tagebuch Zelgers ist einer der Gründe zu entnehmen, warum Karoline in Stans nicht glücklich wurde: Sie wurde zum Teil heftig abgelehnt. Zelger berichtet von wutschnaubenden Predigten des Pfarrhelfers Franz Josef Gut (1794–1871), «die von der maaßlosesten Selbst Vergötterung und von den pöbelhaftesten und unchristlichsten Ausfällen gegen die Liberalen angefüllt» waren. Und in einer solchen Predigt, am Freitag, 12. Oktober 1849 zum Fest des heiligen Remigius, habe Gut gegen die grossen Städte gewettert, die mit Verdorbenheit angefüllt seien. Und dann habe er geklagt, dass Söhne zur Ausbildung «gut in solche Städte gegangen und verdorben heimgekommen wie sie statt als Geistliche mit einer armseligen elenden Heurath zurükgekehrt seien!!!» Sogar Walter Zelger war ob einem solch derben Schlag gegen Melchior und Karoline Joller entsetzt, wie seine drei Ausrufezeichen im Tagebuch deutlich machen.
ERSTE ERSCHEINUNGEN Joller erinnerte sich erst nach dem 15. August 1862, nach dem heftigen Einbruch der erschreckenden Erlebnisse in das Leben der Familie, daran, dass die merkwürdigen Phänomene schon viel früher begonnen hätten. Seit zwei Jahren schon, seit dem Herbst 1860, sei gelegentlich das eine oder andere Mitglied der Familie zu ihm gekommen und habe von unerklärlichen und beängstigenden Dingen berichtet. Joller wollte aber als strenger Familienvater und aufgeklärter Liberaler gelten, er durfte solche Ammenmärchen nicht hinnehmen. Regelmässig wies er angeblich die Überbringer der Nachricht zurecht und stellte die Wahrnehmungen als Sinnestäuschung dar. Allenfalls liess er die Möglichkeit eines Konstruktionsfehlers im Möbel oder ein des Nachts umherschleichendes Tier als Ursache der Geräusche und Erschütterungen zu. «Der Aberglaube war in unserem Hause, wie von jeher, so auch jetzt ein verpöntes Ding, und ich darf behaupten, dass kaum eine Familie mit weniger Gespensterfurcht ist aufgezogen worden, als die meine.»
Zum ersten Mal klagte die damalige Dienstmagd im Frühherbst 1860 über ein deutliches, hör- und spürbares Klopfen des Nachts an ihre Bettstatt. Joller verwehrte sich streng gegen ihre Ansicht, dass ihr gekündet, also der Tod eines Hausbewohners angezeigt worden sei. Und weil im Hause alle gesund blieben, war der Vorfall bald vergessen. Im Herbst 1860 hatte Joller eine schwierige Entscheidung zu fällen. Er musste sich klar werden, ob er noch einmal für das Amt des Nationalrats antreten sollte. Ob er eine Kampfwahl wagen konnte oder sich eingestehen sollte, auf verlorenem Posten zu stehen.
3
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.