7.1 Körperhaltungen beim Gebet
7.2 »Lobt ihn mit Pauken und Tanz« (Ps 150,4) Das religiöse Tanzen als Gebet
7.3 Gebärden der Hände beim Gebet
7.4 Die Einbeziehung der Sinne in das Gebet
7.5 »Wer singt, betet doppelt«. Das religiöse Singen als Gebet
7.6 Zusammenfassung: Leibhaftig im Geheimnis geborgen
8. Beten im Pulsschlag des Lebens
8.1 Beten im Rhythmus des Tages. Das Stundengebet
8.1.1 Beten im Rhythmus der Schöpfung
8.1.2 Beten im Rhythmus des Tages
8.1.3 Das Leben wird Gebet – und das Gebet ermöglicht Leben
8.1.4 Die Gestalt des Stundengebets
8.2 Mit Gott auf das Leben schauen. Die abendliche Gewissenserforschung
8.3 Im Kontext der Feier. Die Gestalt liturgischen Betens
8.4 Mit den Füßen beten. Wallfahrt als Gebet
8.5 Beten im Rhythmus des Atems. Das Jesus-Gebet der östlichen Kirchen
8.6 Anregungen des »fremden Propheten«. Fernöstliche Meditationsformen
8.7 Das ganze Leben wird Gebet. Explizites Beten und implizites Leben in Gottes Gegenwart
9.1 Zwecklos? Beten als ein frag-würdiges Tun
9.2 Um alles bitten und es erhalten. Das biblische Zeugnis
9.3 Eine Entgegnung aus der Perspektive Gottes (Karl Rahner)
9.4 Beten ja, aber nicht um etwas Konkretes?
9.5 Beten um Zeichen der Auferstehung. Erkenntnistheoretische Vertiefung
9.6 Zwecklos? Ja, zweckfrei! Aber nicht sinnlos!
10. Wer und was uns zu beten lehrt
10.1 »Not lehrt beten«? Was uns zu beten lehrt
10.2 »Mutter-Sprache«. Wer uns zu beten lehrt
10.3 Gebetbücher. Lehrmittel des Betens
10.4 »Übung macht den Meister«. Wie wir zu beten lernen
11. Im Geheimnis geborgen. Ein Epilog
Einführung: Scheinbar völlig nebensächlich?
Eine Lebenszeitbudgetanalyse des deutschen Statistischen Bundesamts destatis von 2001/2002 zeigt, dass jedeR Deutsche im Laufe seines bzw. ihres Lebens durchschnittlich rund zwei Wochen für das Beten verwendet. Zwei Wochen – einen halben Monat, ungefähr 0,5 Promille der Lebenszeit. Der Zeitanteil des Gebets am gesamten Leben und Erleben ist damit extrem gering. Es scheint, als sei das Gebet für das durchschnittliche menschliche Leben in der modernen Industriegesellschaft ziemlich unwichtig.
Allerdings wäre der Schluss von der Menge auf die Wichtigkeit ein Kurzschluss. Auch der Sexualität widmen die Deutschen im Laufe ihres Lebens nur 1,5 Monate und damit 1,5 Promille der gesamten Lebenszeit. Aber niemand käme auch nur entfernt auf den Gedanken, dass Sexualität für das menschliche Leben unwichtig sei. Im Gegenteil wissen wir, wie entscheidend ein sinnerfüllender Umgang mit der eigenen Sexualität für das Gelingen des Lebens ist. Die (Zeit-)Menge sagt also wenig bis gar nichts über die existenzielle Relevanz eines Vollzugs.
Eher schon könnte heute die Zahl einschlägiger Internetseiten ein grober Indikator für die Wichtigkeit eines Gegenstands sein. Was den Menschen wichtig ist, darüber werden sie sich in dem Medium austauschen, das zum ersten und wichtigsten Kommunikationsort geworden ist. Und in der Tat: Nimmt man eine Suchmaschine und gibt die Schlagworte der zitierten Lebenszeitbudgetanalyse von destatis ein, dann holt das Gebet gegenüber allen Vollzügen außer der Sexualität deutlich auf. Zwar bleibt es mit 6 Mio. Internetseiten weiterhin das Schlusslicht, doch der Abstand hat sich deutlich verringert. Offenbar geht es um einen für viele Menschen auch in der Moderne wichtigen Grundvollzug.
Selbst Menschen, die selber keine Gebetspraxis pflegen, gehen nicht selten der Frage nach, was denn Beten sei und was es womöglich »bringe«. Kommen sie in eine Klosterkirche, nehmen sie staunend und interessiert am Gebet der Mönche oder Nonnen teil und bewundern deren spirituelle Verwurzelung. Erleben