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Zentrale Aspekte der Alten Kirchengeschichte


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Wissenschaften und der christlichen Lehre, sondern auch als einen Ort der christlichen Lebenspraxis und der Gewinnung von gebildeten Heiden für das Christentum bezeichnen können.

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      Die einheitliche, politisch-gesellschaftlich bedingte Kultur der Spätantike ruft bei den Zeitgenossen auch den Gedanken von der Einheit des Menschengeschlechts hervor, den das Christentum aufgreift und mit seinem Evangelium vom einen Gott verbindet, der für die gesamte Menschheit ein umfassendes Heil gestiftet hat. Diesem Evangelium kommt in der damaligen Gesellschaft außerdem eine allgemeine Aufgeschlossenheit für das Phänomen der Erlösungsreligion entgegen, wobei das Christentum die Mysterienreligionen vor allem darin überragt, dass es seinen Ursprung und sein Ziel auf einen Gott zurückführt, der zugleich leibhaftiger Mensch ist.

      Zu den günstigen Bedingungen der christlichen Mission zählt auch die grundsätzliche religiöse Toleranz des römischen Staats. Denn das Aufkommen einer neuen Religion ist im Rahmen der liberalen römischen Religionsauffassung und Religionspolitik durchaus möglich, wenn auch die Grenzen des Staats- und Kaiserkults keinesfalls überschritten werden dürfen. Doch grundsätzlich gibt es keine prinzipiellen Einschränkungen nicht-römischer Religionen.

      Indirekt förderlich wirkt sich im 3. Jahrhundert sicherlich auch die Weltkrise aus, die aufgrund militärischer, wirtschaftlicher und epidemischer Katastrophen über das Römische Reich hereinbricht. Angesichts der damit verbundenen Verunsicherung zieht das Christentum mit seinen eindeutigen Aussagen über die Welt und ihre Geschichte, mit seiner der heidnischen Götterwillkür eine Absage erteilenden Heilsgewissheit, mit seinen klaren ethischen Lebensdirektiven und seinen einleuchtenden Zukunftserwartungen sicher viele an, zumal solidarische Gemeinden und mutige Bekennerpersönlichkeiten für diese Glaubensaussagen mit bewundernswerter Überzeugungskraft eintreten.

      Natürlich stellen sich der christlichen Mission auch ungünstige Bedingungen und Hemmnisse in den Weg. An erster Stelle sind hier die Christenverfolgungen zu nennen. Diese beruhen zwar in erster Linie auf dem mangelnden Willen der Christen, den Absolutheitsanspruch des römischen Staats durch die kultische Verehrung des römischen Kaisers und der römischen Staatsgötter anzuerkennen, doch lösen sie in der paganen Öffentlichkeit auch eine auf Gerüchte zurückgehende Kriminalisierung der Christen sowie weitere diskriminierende Vorurteile aus. Dieser schlechte Ruf bringt einerseits eine starke Minderung der Attraktivität des Christentums mit sich und erhöht andererseits die Schwellenangst potentieller Sympathisanten. Auch die Martyriumsbereitschaft vieler Christen überzeugt nicht immer, da manche das christliche Glaubenszeugnis auf die Borniertheit und den Fanatismus der neuen Religion zurückführen. Innere Streitigkeiten in Fragen des Glaubens und der Disziplin, die auch Außenstehenden bisweilen auffallende Kluft zwischen christlichem Ideal und kirchlicher Wirklichkeit, all das sind weitere Punkte, die die Skepsis der heidnischen Umwelt steigern.

      Darüber hinaus enthält die christliche Lehre auch manchen Stein des Anstoßes, den weder ein Jude noch ein Heide ohne weiteres annehmen kann. Prinzipielle Aussagen wie die Lehre vom einen Gott (Monotheismus), die Menschwerdung Gottes, das Postulat einer den Menschen zugänglichen göttlichen Offenbarung und die christliche Auferstehungsvorstellung klingen in paganen Ohren absurd. Ohne Zweifel enthält die christliche Predigt für ihre Hörer also eine Reihe von schwer verdaulichen Inhalten, die mit den überkommenen Vorstellungen kollidieren und daher auf Widerstand stoßen.

      Hinzu kommen manche äußere Erscheinungsformen des Christentums, die besonderen Verdacht erregen. So wird den frühen Christen beispielsweise das anfängliche Fehlen von Tempeln, Altären und Kultbildern als Atheismus ausgelegt, weil sie damit nicht die Merkmale einer konventionellen Kultreligion aufweisen. Schließlich wirkt der bisweilen als penetrant empfundene Exklusivitätsanspruch der Christen auf die Wahrheit auf Außenstehende gelegentlich hochmütig und abstoßend.

      Angesichts dieser keineswegs harmlosen, teils innerkirchlich vorhandenen, teils von außen an das junge Christentum herangetragenen Gefährdungen kann man also nicht behaupten, dass der Siegeszug des Christentums in der antiken Welt nur aufgrund der namhaft gemachten günstigen soziologischen, politischen, kulturellen und religiösen Faktoren zwangsläufig so verlaufen musste, wie er verlaufen ist. Vielmehr wird man – ohne die vorgestellte Analyse der kirchengeschichtlichen Forschung grundsätzlich in Frage zu stellen – mit Chadwick auch eine Kette wunderbarer und unwahrscheinlicher Ereignisse für den Erfolg der frühen christlichen Mission gelten lassen, bei denen „menschliche Absichten nur eine untergeordnete Rolle spielten, in [… denen] das Auge des Glaubens aber das stille Wirken einer höheren Vorsehung erkennen“18 darf. Günstige Bedingungen, aber auch göttliche Fügungen ließen also die Begegnung zwischen Antike und Christentum so fruchtbar werden.

      HOFMANN, Antike und Christentum (wie S. 15) 85-95 (mit Literatur).

      1 DASSMANN (wie S. 12) 19.

      2 HENGEL, Martin, Zur urchristlichen Geschichtsschreibung, Stuttgart 1979, 39f.

      3 Ebenda, 40.

      4 BROX (wie S. 4) 10.

      5 BAUS (wie S. 4) 96.

      6 DASSMANN (wie S. 12) 21. – Ebenda weist Dassmann auch darauf hin, dass Johannes die mit der Geistausgießung verbundenen Geschehnisse in seiner Darstellung rafft (vgl. Joh 20,19-22), während Lukas „die ineinandergreifenden Ereignisse von Auferstehung, Himmelfahrt und Geistmitteilung heilsgeschichtlich entfaltet“, also sozusagen in chronologischer Reihenfolge aufeinander folgen lässt (vgl. Apg 2,1-13).

      7 BAUS (wie S. 4) 96.

      8 Dieser Meinungsverschiedenheit zwischen Pharisäern und Sadduzäern verdankt Paulus die Errettung aus einer äußerst bedrohlichen Situation in Jerusalem, indem er – bedrängt von der zornigen Menge – das Auferstehungsthema aufgreift, auf diese Weise einen heftigen Disput zwischen Pharisäern und Sadduzäern initiiert und sich so der öffentlichen Aufmerksamkeit entzieht (vgl. Apg 23,6-10).

      9 Zu den Sieben vgl. hier und im Folgenden Kapitel 2.2.1.

      10 Es handelt sich dabei um die erste Christenverfolgung der Geschichte, an der laut Gal 1,13 auch Paulus beteiligt ist. – Zur Datierung des Stephanus-Martyriums vgl. SCHNELLE (wie S. 32) 567.

      11 Zur Flucht nach Pella vgl. DASSMANN (wie S. 12) 59f.

      12 Zur Vertreibung der christlichen Hellenisten vgl. Kapitel 1.2.2.

      13 DASSMANN (wie S. 12) 261f.

      14 Zu den christlichen Hellenisten und Hebräern vgl. Kapitel 1.2.2.

      15 Vgl. LÉGASSE, Simon, Vielfältige Wege der Mission (vom Orient nach Rom) (= Geschichte des Christentums 1) Freiburg Basel Wien 2003, 150-186; hier 167f.

      16 Vgl. im Folgenden neuerdings MERKT, Andreas / KARMANN, Thomas R., Frühes Christentum in Bayern, in: BONK, Sigmund / SCHMID, Peter (Hg.), Bayern unter den Römern. Facetten einer folgenreichen Epoche, Regensburg 2009, 125-141.

      17 SCHATZ, Klaus, Der päpstliche Primat: seine Geschichte von den Ursprüngen bis zur Gegenwart, Würzburg 1990, 16. – Zu diesen frühen Zügen der Gemeinde von Rom vgl. eingehender Kapitel 5.1.

      18 CHADWICK (wie S. 9) 56

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