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Zentrale Aspekte der Alten Kirchengeschichte


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der dortigen Christengemeinde. Nach der Bekehrung des Königshauses wird der christliche Glaube hier bereits um 200 quasi Staatsreligion.

      1.5.2 Ägypten (vgl. die Karte von Abb. 5)

      Die ältesten Zeugnisse für ein frühes Christentum am Nil bilden Papyrusfragmente aus dem 1. und 2. Jahrhundert. Unter ihnen ragt der um 130 entstandene, berühmte Papyrus 52 mit Bruchstücken des Johannesevangeliums (Joh 18,31-33) hervor. Aufgrund seines ursprünglich sehr eigenartig gefärbten Christentums, das in späterer Zeit als häretisch empfunden und daher in seinen Textbeständen nicht weiterüberliefert wurde, ist sehr wenig über die christlichen Anfänge Ägyptens bekannt. Doch könnte die Gemeinde von Alexandrien eventuell apostolischen Ursprungs sein, da bereits Clemens von Alexandrien († um 220) eine missionarische Verbindung zwischen dem Petrusschüler Markus und der Kirche von Alexandrien herstellt.15 Außerdem übt der Bischof von Alexandrien schon im frühen 3. Jahrhundert über ganz Ägypten einen gewissen jurisdiktionellen Primat aus, der ihm 325 auf dem Konzil von Nizäa bestätigt wird. Weit überlokale Bedeutung besitzt die berühmte Theologenschule von Alexandrien mit ihren hervorragenden Lehrern Clemens und Origenes († um 253), die vom ausgehenden 2. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts hier wirken und die christliche Theologie auf der Grundlage christlicher und klassisch-antiker Bildung maßgeblich beeinflussen.

      1.5.3 Griechenland und Kleinasien (vgl. die Karte von Abb. 5)

      Die frühen Anfänge von kleinasiatischen und griechischen Gemeinden sind bekannt. Genannt seien die paulinischen Gründungen Ephesus, Philippi und Korinth. Diese und andere Gemeinden der besagten Region entfalten eine intensive missionarische Tätigkeit, die – über die städtischen Gemeindegrenzen hinaus – aufs flache Land vordringt. So bezeugt der römische Statthalter Plinius schon um 111/12 Christen unter der ländlichen Bevölkerung der Provinz Bithynien. Um 170 schreibt Bischof Dionys von Korinth an eine Reihe von neuen Gemeinden dieses Raums, z.B. an die auf Kreta beheimateten Gemeinden von Gortyna und Knossos. Die Gemeinden von Kleinasien sind so zahlreich, dass hier schon Ende des 2. Jahrhunderts Bischofssynoden zusammentreten, um Maßnahmen gegen die Montanisten zu beraten. Letztere breiten sich vor allem auf dem Land aus und bezeugen daher erneut die Christianisierung ländlicher Regionen. Daneben sind in Kappadozien Mitte des 3. Jahrhunderts bereits jährliche Bischofssynoden üblich, was auf eine fortgeschrittene Kirchenorganisation schließen lässt. Über ein phrygisches Städtchen weiß der Kirchenhistoriker Eusebius von Cäsarea († um 339/40) im Rahmen der Diocletianischen Christenverfolgung (um 304) folgendes zu berichten:

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      So muss es Anfang des 4. Jahrhunderts im kleinasiatischen Raum schon geschlossen christliche Ortschaften gegeben haben.

      1.5.4 Das westliche Nordafrika (vgl. die Karte von Abb. 5)

      Im Unterschied zu den griechischen und kleinasiatischen Gemeinden liegen die Anfänge der nordafrikanischen Kirche im Dunkeln. Dabei besitzt gerade sie ein ausgeprägtes frühchristliches Profil. Hier taucht nämlich im ausgehenden 2. Jahrhundert plötzlich ein betont lateinisches Christentum auf; hier entstehen erste Versuche einer lateinischen Bibelübersetzung zu einer Zeit, in der die übrige Kirche noch griechisch betet, spricht und denkt. Historisch greifbar wird das nordafrikanische Christentum erstmals in den um 180 in lateinischer Sprache verfassten Märtyrerakten von Scilli. Um 200 zeichnet der bedeutende nordafrikanische Schriftsteller Tertullian († nach 220) schon ein recht differenziertes Bild von der Gemeinde von Karthago. Schließlich präsidiert Bischof Agrippinus von Karthago um 220 einer Synode von 70 Bischöfen, was auf mindestens ebenso viele nordafrikanische Gemeinden schließen lässt. All diese Phänomene eines blühenden kirchlichen Lebens legen es daher nahe, dass das Christentum in Nordafrika sicher weit vor 180 Fuß gefasst hat.

      1.5.5 Die westlichen Provinzen des Römischen Reichs (vgl. die Karte von Abb. 5)

      Schon Paulus fasst Spanien als Missionsziel ins Auge (Röm 15,24.28) und Quellen des ausgehenden 1. und 2. Jahrhunderts scheinen sein dortiges Wirken zu bestätigen (so 1 Clem. 5,7 und das Muratorische Fragment). Dass auch im Süden Galliens schon im ausgehenden 1. Jahrhundert Christen leben, ist ebenfalls möglich. Ein Kronzeuge für die gallischen Verhältnisse des späten 2. Jahrhunderts ist Bischof Irenäus von Lyon († um 200), ein gebürtiger Kleinasiate und Schüler des Bischofs Polykarp von Smyrna. Er vermittelt in seinem Werk Adversus Haereses nicht nur wertvolle Nachrichten über seine Gemeinde in Lyon; ihm verdanken die Deutschen auch den Hinweis, dass es zu seiner Zeit in Germanien bereits christliche Gemeinden gibt. Mit den von Irenäus ohne nähere Ortsangabe genannten, „in den [beiden] Germanien gegründeten Gemeinden“ (haer. 1,10,2) könnten vielleicht Köln und Mainz gemeint sein. Aber auch in Trier könnte noch vor Konstantin eine Gemeinde bestanden haben.

      Ebenso finden sich in Bayern (vgl. Abb. 6) Spuren des frühen Christentums. 16 Das erste, allerdings sehr unsichere Zeugnis dürfte ein Bericht über das so genannte Regenwunder von Carnuntum gewesen sein. Es handelt sich dabei um eine außerordentliche Begebenheit, die sich um 172/74 während des Markomannenkriegs Kaiser Marc Aurels bei Carnuntum, einer ehemals römischen, heute nur noch archäologisch erschlossenen Provinzhauptstadt bei Petronell in Niederösterreich (ca. 40 km südöstlich von Wien) ereignet haben soll. Hier richtet nämlich ein plötzlicher Regenguss das von der glühenden Hitze erschöpfte römische Heer auf, während gleichzeitig ein verheerendes Unwetter dem germanischen Gegner die militärische Auflösung beschert. Dieses Wunder wird in den antiken Quellen auf unterschiedliche Urheber zurückgeführt: auf Kaiser Marc Aurel, auf einen heidnischen ägyptischen Priester oder auf das Gebet christlicher Soldaten. Doch macht letztere Überlieferung deutlich, dass zumindest Tertullian († nach 220) mit früher christlicher Präsenz im bayerisch-österreichischen Kulturraum rechnet. Auf spätantiker Überlieferung basiert die Passio des heiligen Florian (8. Jahrhundert), die vom Märtyrertod des Florian und seiner Gefährten in Lauriacum (Enns-Lorch Oberösterreich) während der Diocletianischen Christenverfolgung des Jahres 304 berichtet. Als gesichert kann auch der im gleichen Jahr in Augsburg erfolgte Märtyrertod der heiligen Afra gelten, wenn auch die phantastische Ausmalung ihrer mittelalterlichen Leidensgeschichte keinen Glauben verdient. Neben Augusta Vindelicorum (Augsburg), Lauriacum (Enns-Lorch) und Cetium (St. Pölten) sind weit über zehn weitere antike Christengemeinden des bayerisch-österreichischen Raums nachweisbar, aber auch frühchristliche Spuren in Passau und Regensburg. Für das 5. Jahrhundert bezeugt schließlich die Vita Severini des Eugippius († nach 533) für den Raum zwischen Salzburg, Passau und Wien eindrucksvolles christliches Leben, das sich durch eine differenzierte Kirchenorganisation auszeichnet.

      Abb. 6 Die beiden Provinzen Noricums