bedrückende Geschichte. Sie ist darum bedrückend, weil jene Frommen gerade unter Berufung auf Gottes Gebot Gottes freie Zuwendung zu seinen Geschöpfen am siebenten Tag offenbar aus den Augen verloren und ein starres Prinzip aus der Sabbatheiligung gemacht hatten. Zuwiderhandlungen dagegen empfanden sie als verwerflich. Doch das hat Jesus nicht gehindert, den Menschen mit der erstarrten Hand in die Mitte zu holen, wo er seiner Meinung nach hingehört. Es hat ihn nicht gehindert, sich seiner tätig anzunehmen, und das am Sabbat, an welchem Gott der Herr sich aller seiner Werke freuen möchte, und der Mensch eingeladen ist, seine Freude zu teilen! Wie aber könnte er sie mit ihm teilen mit einer völlig erstarrten Hand? Was wäre das für eine Sabbatruhe, da er nur seine tote Hand in den Schoß legte?
Nachdem die Pharisäer gegangen waren, um zur Durchsetzung ihrer Absichten die weltliche Hand zu gewinnen, zog auch Jesus mit seinen Jüngern fort an den (Galiläischen) See. Nicht um sich mit ihnen zurückzuziehen oder sich vor seinen Gegnern zu verbergen, sondern weil am See einfach mehr Platz war. Eine große Menge folgte ihm nach von Galiläa. Aber auch aus Judäa und Jerusalem und Idumäa im Süden, von der anderen Seite des Jordans im Osten sowie aus der Umgebung von Tyrus und Sidon im Norden kamen die Menschen in Scharen zu ihm, hörend, wie großes er dauernd tat. Darum suchten sie ihn, oder sie folgten ihm, damit er auch für sie tätig würde und sich ihrer und ihrer Nöte annähme.
Und er sagte zu seinen Jüngern, dass doch ein kleines Boot ihm zur Verfügung stehe wegen der Volksmenge, damit sie ihn nicht erdrücke. Zum ersten Mal nach ihrer Berufung bekommen die Jünger auch einmal etwas zu tun. Ein kleines Boot sollen sie für Jesus besorgen, damit er nötigenfalls aufs Wasser ausweichen könne und von den Menschen, die ihn bedrängen, nicht zerquetscht werde. Denn er heilte viele von ihren Plagen, so dass die noch übrig Gebliebenen sich kaum mehr zu zügeln vermochten, sondern geradezu über ihn herfielen und ihn berühren wollten – sei es, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, sei es, um ihrer Sehnsucht Ausdruck zu verleihen, sei es, um von seinen Wunderkräften unter allen Umständen auch für sich etwas zu ergattern. Lauter Gutes begehrende Hände können, wenn sie sich einem zahlreich und massiv entgegenstrecken, auch zu einer tödlichen Gefahr werden. Erst recht, wenn bei alledem die bösen Geister, sobald sie ihn erblicken, wie vom Blitz getroffen unterwürfig vor ihm niederfallen11 und – um nur ja kein Missverständnis aufkommen zu lassen! – aus Geisteskräften schreien: »Du bist Gottes Sohn!« Ihr ohrenbetäubendes, entsetzliches Geschrei kann unter den ihn bedrängenden Menschen leicht zur Massenpanik führen, und das fehlte gerade noch. Die Distanzen zu wahren, dabei sollen ihm die Jünger helfen und ihm ihrerseits zur Hand gehen. Den unreinen Geistern aber trat er selbst entgegen und fuhr sie sehr heftig an, dass sie ihn nicht bekannt machten, bevor sie, einer nach dem andern, an die Reihe kämen.
9 Ort unklar, gemeint ist aber wohl Kapharnaum.
10 Herodes Antipas, * 23 v., † 40/45 n. Chr., ein Sohn Herodes’ des Großen, Tetrarch von Galiläa und Peräa 4 v. – 39 n. Chr.
11 Auch beim Niederfallen von Menschen vor Jesus Mk 5, 33 und 7, 25 handelt es sich um eine Geste der Betroffenheit und des Sichergebens, nicht unbedingt des Bittens.
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