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Wie lernt Kirche Partizipation


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– LEITEN. FORTBILDUNG FÜR VORSTÄNDE VON GDG-RÄTEN

       (ReferentIn: Theo Hipp / Co-LeiterInnen)

      Identität und Rolle im GdG-Rats-Vorstand – Rolle als GdG-Rats-Vorstand im Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure der GdG – Kommunikationstechniken – pastorale Entwicklungen (an-)leiten – aktiv zuhören – Erfahrungsaustausch (an-)leiten – Talente und Erfahrungen zu Gehör bringen – Zielvereinbarungen treffen

      KURS 3: „ABENTEUER VORSTANDSARBEIT“ – FORTBILDUNG ZUR ZUKUNFTSORIENTIERTEN LEITUNG DER GEMEINSCHAFT DER GEMEINDEN

       (ReferentIn: Walter Lennartz / Rita Pongratz)

      Identität und Rolle als Leitungsperson, Leitungsteam und pastorales Gesamtsystem – Teamkultur – Selbstorganisation – wertschätzende Kommunikation „auf Augenhöhe“ – Feedback-Kultur – Kulturwandel von der „Pastoral der Aufgabenerfüllung“ hin zu einer „gabenorientierte Pastoral“ – Kommunikations- und Leitungsstile im Kontext einer Ermöglichungspastoral – Konfliktmanagement

      KURS 4: FACILITATOR-BASISAUSBILDUNG. DIE KUNST, ENTWICKLUNGSPROZESSE ZU ERLEICHTERN. KURS FÜR „TANDEMS“ AUS JE EINER/M FREIWILLIG ENGAGIERTEN UND HAUPTBERUFLICH TÄTIGEN

       (Referentinnen: Roswitha Vesper /Amelie Vesper)

      Facilitating (Prozesse erleichtern) – meine Rolle als Facilitator – Appreciative Inquiry (Wertschätzende Erkundung) – Story Telling – Check In – World Café – innovative Prozesse initiieren und begleiten – Leitung und Rolle im Sinne von Facilitating

      KURS 5: WAHRNEHMEN – INSPIRIEREN – LEITEN. FORTBILDUNG FÜR TEAMS „BESONDERER LEITUNG“

       (ReferentIn: Theo Hipp / Co-LeiterInnen)

      Selbstorganisation – „Nein-Sagen“ lernen – Teambuilding – Kommunikation – Erfahrungsaustausch anleiten – Leitungsstil – Kommunikation der LeitungsteamFunktion gegenüber anderen verantwortlichen Akteuren und Gremien – pastorale Prozesse (an-)leiten

      7. ERKENNTNISSE AUS DEM PROJEKTVERLAUF

      Das Bildungscurriculum fungiert als offene Lernplattform in der Perspektive einer partizipativen Kirchenentwicklung. Die Lernprozesse aller Kurse werden jedes Jahr evaluiert. Nach zwei Perioden (2014/2015 und 2015/2016) lassen sich folgende Erkenntnisse festhalten:

      (1) (Weiter-)Bildung fungiert als Baustein einer Kultur der Wertschätzung. Freiwillig Engagierte besitzen ein großes Bedürfnis, sich theologisch weiterzubilden. Die Eröffnung von Lernräumen in Form von kostenlosen Kursen, die Kultur des Feedbacks, sowie auch die Ausstellung eines Zertifikats werden als besondere Anerkennung des freiwilligen Engagements erfahren.

      (2) Durch das gemeinsame Lernen von hauptberuflich Tätigen und freiwillig Engagierten formiert sich eine neue Art von Teamkultur, in der bisher selbstverständlich eingenommene Haltungen bewusst gemacht und partizipationsförderliche Haltungen auf Augenhöhe erlernt werden.

      (3) Zum Teil erweist sich die erfolgreiche Gewinnung von Pfarrern und hauptamtlich Tätigen für das Teamlernen im Rahmen eines mehrtägigen Kurses als sehr schwierig. Als Ursache dafür wird vor allem angegeben, dass die zeitlichen Ressourcen knapp seien. Zudem pflegen einige Hauptamtliche auch Vorbehalte gegenüber gemeinsamen Lernformen, nicht zuletzt aufgrund ihrer anderen Profession. Gerade sie, die Hauptamtlichen, sind es allerdings, die im Kontext innovativer und partizipativer Kirchenentwicklung eine entscheidende Rolle spielen.

      (4) Der Prozess des Lernens ist nach dem Kurs nicht einfach beendet. Im Gegenteil. Viele TeilnehmerInnen äußern nach ersten Kurserfahrungen den Wunsch, dass die initiierten Entwicklungsprozesse weiter begleitet werden. Entscheidend wird daher die Vernetzung mit anderen Unterstützungssystemen im Bistum sein, die eine kontinuierliche Begleitung und bedarfsorientiertes Coaching ermöglichen.

      (5) Exposures ermöglichen das Lernen an eigenen Erfahrungen. Jede/r kann nur aus sich selbst herausgehen und sich Orten aussetzen, die ihr bzw. ihm zunächst fremd erscheinen. Exposure setzt beim einzelnen Subjekt an. Die Exposure-Erfahrungen provozieren einen Blickwechsel vom Eigenen zum Anderen und wecken die Leidenschaft, an den Lebenssituationen von Menschen die Frohe Botschaft neu zu lernen. Ganz gleich, ob aus den Exposure-Erfahrungen ein Malprojekt mit trauernden Kindern oder Projekte mit Schülerinnen und Schülern von alleinerziehenden Frauen und Männern erwachsen sind oder – jenseits von konkreten Projekten – Exposure-Momente in der eigenen (Glaubens-)Biografie entdeckt wurden, – es ging in erster Linie darum, seine eigenen eingespielten Denk- und Handlungsweisen zu verändern und – anstatt für andere – mit und von anderen, Neues zu gestalten bzw. gestalten zu lassen.

      (6) Das Facilitating-Training lässt erfahrbar werden, dass nicht nur die Inhalte, das „Was“, sondern vor allem auch die Art und Weise, das „Wie“, kulturprägend ist: Die Art und Weise, in der kommuniziert wird und Prozesse begleitet werden, ist bereits sprechend und entspricht dem, was vermittelt werden soll: Partizipation. In der Weise, wie der Lernprozess von den ReferentInnen freigegeben wird, entsteht ein gemeinsamer Prozess, durch den das kreative Potenzial der TeilnehmerInnen ans Licht kommt. Dies hat nicht nur eine enorme motivationale Wirkung auf die TeilnehmerInnen, sondern auch wirksame Effekte auf bestimmte Grundhaltungen und Leitungsstile im Sinne der beschriebenen Ermöglichungskultur.

      8. PERSPEKTIVEN

      Wandlungsprozesse erfolgen nicht jenseits gewachsener Strukturen. Auch Innovation beinhaltet stets ein Moment der Anknüpfung an Bisheriges, sei es in Form von Abweichung, Umstrukturierung oder Umgestaltung.89 Neues ist dementsprechend niemals vollkommen neu. Auch das Projekt „Verantwortung teilen“ hat an vorhandene Strukturen angeknüpft und damit die Menschen ernst genommen, die sich innerhalb dieser engagieren, und daran anknüpfend zugleich Denk- und Handlungsspielräume zu eröffnen versucht, die etwas Neues entdecken lassen, das vom Alten abweicht. Was aus diesem Versuch zu lernen ist, lässt sich in Form von vier Aspekten skizzieren:

      (1) Hinsichtlich einer sich partizipativ nennenden Kirchenentwicklung sind letztlich nicht bestimmte Bildungsinhalte entscheidend, sondern vielmehr der dahinterliegende Prozess. Anders gesagt: Ohne, dass Partizipation von Anfang an als Fundament von Kirchenentwicklung ernstgenommen wird, werden Bildungsinitiativen ihre Wirksamkeit kaum entfalten können. Wer unterdessen mehr anstrebt als einen dekorativen Neuanstrich von Kirche, der muss (auch strukturell) die Konsequenzen ziehen, die eine ernstgemeinte Rede von Partizipation verlangt. Entscheidungen dürfen nicht länger singulär „top down“ getroffen werden. Daraus folgen auch Veränderungen in der Leitungsrolle. Anstatt zu kontrollieren, geht es darum, zur Selbstorganisation jeder und jedes Einzelnen anzuregen. Anstatt davon auszugehen, dass nur die anderen etwas lernen müssen, geht es darum, auch sich selbst als Lernende/n zu begreifen. Freiwillig Engagierte sind dann nicht mehr nur jene, die für bestimmte Aufgaben qualifiziert werden müssen, sondern vor allem auch jene, die bereits entscheidende Kompetenzen besitzen und von Anfang an als Subjekte an Planungs-, Entscheidungs-, Durchführungsund Entwicklungsprozessen partizipieren. Die zukünftige Herausforderung von „Verantwortung teilen“ wird dementsprechend darin liegen, die Grenzen des Projektcharakters zu überwinden und eine Kultur der Partizipation zu fördern, die über einzelne Fortbildungsprogramme hinausgeht; es wird darum gehen, kontextbezogene, gesamtpastorale Prozesse zu fördern, an denen so viele Menschen wie möglich vor Ort von Anfang an teilhaben.

      (2) Aus Forschungsperspektive muss klar gesagt werden: Das Projekt „Verantwortung teilen“ steht von Beginn an in der Gefahr, eine bestimmte Sozialform von Kirche in die Zukunft hinein zu verlängern, die in soziokultureller und theologischer Hinsicht mittlerweile unter einen massiven Verflüssigungsdruck geraten ist. Anders gesagt: Mit der Erfüllung des Auftrags, freiwillig Engagierte, die nun stärker in GdG-Räten, in Gremien und Leitungsteams in der Kirche partizipieren, in Form von Fortbildung zu unterstützen, ist eine sich partizipativ verstehende Kirchenentwicklung längst nicht „getan“. Im Gegenteil tun sich unterschiedliche „Fallen“ auf, in die man leicht geraten kann: So wird etwa die „Klerikalisierung“ immer dann zu einer „Gefahr im gesamten Volk Gottes, wenn Amtlichkeit ins Spiel kommt“90. Damit geht