Joachim Kopp

Pétanque


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im Freien werden immer seltener, weil inzwischen viele gut ausgestattete Boulehallen entstanden sind, die Turniere auch bei Minusgraden in angenehmer Umgebung gestatten.

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       Wärmeschutz versus Wurfgefühl: Die Wurfhand ist nackt – die andere behandschuht.

      Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass es zugelassene Abwurfkreise aus rotem Kunststoff gibt. Die Kreise sind flach mit breitem Rand und haben einen Innendurchmesser von 50 cm. Diese Kunststoffkreise haben ihren Charme. Man muss nie mehr fragen, welches der richtige Kreis ist, weil keiner die alten Einritzungen glättet. Und man muss natürlich nicht ritzen. Nur im Turnier, da sollte man die Vorderkante anzeichnen, falls jemand die Position des Kreises verändern sollte. Der Turnierveranstalter entscheidet, ob er die Kunststoffkreise zulässt.

       Bei Rückenproblemen ist man dankbar für einen magnetischen Kugelaufheber.

      Der Spielablauf

      •Die Zielkugel und die (Stahl-)Kugeln werden aus einem Kreis (cercle) von 35 bis 50 cm Durchmesser geworfen.

      •Der Werfer muss mit beiden Fußsohlen den Boden berühren bis seine Kugel aufschlägt. (Wichtig!)

      •Die hölzerne Zielkugel von 30 mm Durchmesser wird zu Beginn einer Aufnahme auf eine Distanz zwischen 6 bis 10 m vom Rand des Abwurfkreises entfernt geworfen.

      •Einen Punkt erhält jede Kugel die näher an der Zielkugel liegt als die beste gegnerische Kugel.

      •Die Mannschaft, die keinen Punkt liegen hat, ist an der Reihe zu spielen.

      •Das Spiel gewinnt, wer 13 Punkte erreicht.

      Zwei Mannschaften aus Leipzig und Stuttgart wollen gegeneinander ein Spiel austragen. Ein Leipziger zieht eine Münze aus der Tasche, fragt die Stuttgarter: »Kopf oder Zahl?« und wirft dann die Münze. Die Leipziger gewinnen die Platzwahl, bestimmen somit das Spielgelände und eröffnen das Spiel. Ein Leipziger Spieler ritzt einen Kreis in den Boden und wirft daraus die hölzerne Zielkugel, das Schweinchen, auf eine Distanz zwischen 6 und 10 m.

      Ein beliebiger Leipziger Spieler wirft die erste stählerne Kugel in Richtung hölzerne Zielkugel. Die Stuttgarter antworten mit einer Kugel und müssen so lange weiter werfen, bis eine Stuttgarter Kugel näher am Schweinchen liegt als die bestplatzierte Kugel der Leipziger Mannschaft. Dann sind die Leipziger wieder am Zug. Das geht hin und her, bis alle Kugeln geworfen sind, dann ist die Aufnahme beendet und die Punkte werden gezählt. Dazu wird festgestellt, welche Kugel am nächsten an der Zielkugel liegt und zu welcher Mannschaft sie gehört. Dann wird geprüft, ob außer dieser nächsten Kugel noch weitere Kugeln besser als die beste gegnerische Kugel platziert sind; zusammen können das im Extremfall sechs Kugeln und damit sechs Punkte (»das Sixpack« genannt) sein.

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       Konzentrierte Anspannung des Schießers

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       1: Das Team B hat im linken Beispiel einen Punkt gemacht. Die beste Kugel gehört dem Team B. Erst an Platz drei und vier kommen weitere Kugeln aus dem Team. Dazwischen reiht sich eine Kugel vom Team A ein, die als zweitnächste an der Zielkugel liegt.

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       2: Das Team A macht in dieser Situation einen Punkt, da die nächste Kugel an der Zielkugel zu Team A gehört. An Platz zwei liegt eine Kugel vom Team B.

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       3: Das Team B macht in diesem Beispiel drei Punkte. Die beste, die zweitbeste und die drittbeste Kugel gehören dem Team B. Somit werden drei Punkte verbucht.

      Wer die letzte Aufnahme gewonnen hat, der beginnt eine neue indem er um die Zielkugel einen Kreis zieht und das Schweinchen wirft. Die Aufnahmen wiederholen sich so lange, bis eine Mannschaft 13 Punkte erreicht hat und damit den Sieg einfährt.

      Halten wir fest, dass ein Spiel aus mehreren Aufnahmen besteht. Eine Aufnahme (la mène) setzt sich aus Würfen, das ist gleich der Anzahl der Kugeln beider Mannschaften, zusammen. Sind alle Kugeln geworfen, dann ist die Aufnahme beendet.

      Die Anzahl der Aufnahmen in einem Spiel kann sehr stark variieren. Wenn pro Aufnahme nur ein Punkt gewonnen wird, dann können 13 bis 25 Aufnahmen notwendig sein um ein Spiel zu beenden. Das andere Extrem können im Falle einer »Fanny« (siehe unten) ganze drei Aufnahmen sein: Wenn eine Partei mit z. B. 4 plus 4 plus 5 Punkten das Spiel 13 zu null für sich entscheidet. Der Unterschied in der benötigten Spielzeit ist dann enorm.

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       Plastik der Fanny, die ein 0:13-Verlierer scherzhaft küssen soll (siehe Seite 29)

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      Erste Regeln

      Als wichtigste Regel gilt im freien Spiel: Alles, was beide Spielparteien akzeptieren, ist gültig. Das bedeutet, wenn die gegnerische Partei geworfen hat und Sie im Anschluss werfen, dann haben Sie alles, was zuvor geschehen ist, mit Ihrem Wurf anerkannt. Wenn Sie mit etwas nicht einverstanden sind, dann müssen Sie das Problem vor Ihrem Wurf aus der Welt schaffen.

      Bei Spielen mit Schiedsrichter hingegen ist das Reglement bindend. Das bedeutet, dass z. B. die Lage des Schweinchens nicht mit dem Fuß korrigiert werden darf, auch wenn beide Spielparteien dies wollen.

      Verändern Sie nichts auf dem Spielfeld ohne das Einverständnis der gegnerischen Mannschaft.

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       Auch bei schwierigen Bedingungen gilt: Mit dem Wurf seiner eigenen Kugel hat man alles, was in dieser Aufnahme zuvor gespielt wurde, akzeptiert.

      Es haben sich schon unschöne Szenen abgespielt, weil nach einer Aufnahme ein Spieler eine in den Augen des Gegners unklare Kugel aufgehoben hat. Beide Mannschaften besprechen nach der Aufnahme wer wie viele Punkte erhält und man fragt danach die gegnerische Mannschaft, ob man die eigenen Kugeln aufheben darf. Sollen fremde Kugeln während des Spiels berührt werden, z. B. um zu sehen, wem sie gehören, dann ist noch mehr Vorsicht geboten. Das Gleiche gilt, wenn Kugeln im Aus waren und ins Spielfeld zurückgeprallt sind (sogenannte tote Kugeln) und »entsorgt« werden sollen.

      Wenn ein gegnerischer Spieler im Kreis steht, dann verstummt die eigene Mannschaft und verharrt regungslos, bis der Wurf erfolgt ist. Es ist äußerst unhöflich und unfair,