Joachim Kopp

Pétanque


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Sie im Spiel höflich und zuvorkommend und verkneifen Sie sich alles, was der Gegner als »unsportliches Verhalten« auslegen kann. Dazu zählen neben andauerndem Hadern mit sich oder anderen auch theatralisch übertriebene Freude über Punkte oder einen Sieg. Niemand will Ihnen jedoch Ihre ganz natürliche Freude nehmen. Wir wollen mit netten Leuten in angenehmer Weise unsere wertvolle Freizeit verbringen.

      Wenn Sie diese »weichen« Regeln beachten, dann können Sie sicher sein, dass Sie von den anderen Spielern akzeptiert werden.

      Daneben gibt es einige »harte« Regeln, die man für den Anfang kennen sollte:

      •Wie schon erwähnt berührt der Spieler im Kreis mit beiden Fußsohlen den Boden bis seine geworfene Kugel aufschlägt.

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       Auf vollen Bahnen ist es oft schwierig Regelabstände einzuhalten – Toleranz ist in diesen Fällen dann oberstes Gebot.

      •Die Fußsohlen des Spielers sind vollständig im Kreis und ragen nicht darüber hinaus.

      •Eine Kugel gilt als gespielt, wenn der Spielende aus dem Wurfkreis erkennbar eine Kugel in Richtung der Zielkugel bewegt.

      •Verlässt eine Boulekugel vollständig das definierte Spielfeld, so ist diese ungültig. Liegt die Kugel nur teilweise im Aus, so ist sie gültig.

      •Liegt eine ungültige Kugel im Spielfeld und die Parteien spielen weiter, dann ist diese Kugel wieder gültig (siehe 1. Absatz). Also: ungültige Kugeln gleich entsorgen, aber erst fragen!

      •Wenn die Zielkugel beim Anwurf unter 6 m oder über 10 m geworfen wurde oder der Anwurf sonst ungültig ist wird die Zielkugel dem Gegner ausgehändigt, der sie auf jede gültige Position der zugewiesenen Bahn legen darf.

      •Eine Zielkugel, die weniger als 3 m und weiter als 20 m vom Kreis entfernt ist, ist ungültig. (Ein Schweinchen kann während des Spiels von Kugeln über mehrere Meter »gezogen« werden.) Ebenso wenn die Zielkugel das definierte Spielfeld verlässt oder nicht mehr zu sehen ist.

      •Wird die Zielkugel ungültig, dann ist die Aufnahme beendet und die noch nicht gespielten Kugeln werden gezählt. Besitzen beide Parteien noch Kugeln oder beide Parteien haben keine Kugeln mehr, so wird die Aufnahme nicht gewertet und wiederholt. Besitzt jedoch nur noch eine Mannschaft Kugeln, dann zählen diese als Punkte in einer gewonnenen Aufnahme.

      •Für einen Wurf steht eine Minute Zeit zur Verfügung.

      Das vollständige Reglement des Deutschen Pétanque-Verbandes finden Sie auf der Website www.petanque-dpv.de unter Downloads (»Die Pétanque-Regeln«) als PDF-Datei.

      Die Mannschaften

      Um es gleich klarzustellen:Wer gefragt werden will, ob er in einer Mannschaft (l’équipe) an einem Turnier teilnehmen möchte, der muss mindestens eine Grundausstattung an Technik, Taktik und »Biss« mitbringen. Ohne das läuft nichts. Pétanque-Spieler beobachten sehr genau, wer aktuell in welcher Form ist. Daraus bildet sich längerfristig ein Ruf, der dem Spieler anhaftet und bestimmt, in welche Spielerkategorie er von den anderen eingeordnet wird. Nach dieser Vorbemerkung sprechen wir jetzt über Mannschaften.

      Das Reglement des Deutschen Pétanque-Verbandes legt in Artikel 1 fest:

      Die Mannschaften

      Pétanque ist eine Sportart, in der zwei Mannschaften gegeneinander spielen:

      •3 Spieler gegen 3 Spieler (Triplette).

      Es können sich ebenfalls gegenüberstehen:

      •2 Spieler gegen 2 Spieler (Doublette),

      •1 Spieler gegen 1 Spieler (Tête-à-tête).

      Bei der Triplette hat jeder Spieler zwei Kugeln zur Verfügung, bei der Doublette und beim Tête-à-tête hat jeder Spieler drei Kugeln.

      Jede hiervon abweichende Spielweise ist verboten.

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       Eine Triplette am Feldrand beobachtet den spielenden Gegner.

      Mit diesen dürren Worten ist das Thema jedoch noch lange nicht erschöpft. Triplette und Doublette können bei Turnieren in verschiedenen Formen auftreten, wie

      •Formée – Eine eingeschriebene Mannschaft bleibt während eines Turniers zusammen.

      •Mêlée – Die Spieler werden einer Mannschaft zugelost und spielen so ein ganzes Turnier.

      •Super-Mêlée – Zu jedem neuen Spiel werden die Spieler den Mannschaften neu zugelost.

      Die Triplette besteht aus 3 Spielern, denen für die Dauer des Spieles bestimmte Spielfunktionen zugewiesen werden:

      •Der Leger (Pointeur), der das Spiel eröffnet und den wichtigen ersten Punkt legt.

      •Der Schießer (Tireur) verteidigt Punkte indem er störende gegnerische Kugeln wegschießt.

      •Der Mittelspieler (Milieu), der meist der Erfahrenste und deshalb der Chef ist, legt oder schießt und ist quasi die Feuerwehr der Mannschaft.

      Diese Zuordnung ist natürlich nicht bindend und es kann gute Gründe geben, sie während des Spieles neu aufzuteilen. Dies gilt auch weiter unten für die Doublette. In Tripletten sieht man auch z. B. 2 Tireurs und 1 Pointeur spielen.

      In Artikel 1 des Reglements wird die Triplette bewusst gegenüber den anderen Spielformen herausgehoben, denn sie ist die klassische Mannschaftsform und das königliche Spiel im Pétanque. Fast alle wirklich »großen« Spiele werden in Triplette-Form ausgetragen, ob es die Welt-, die Europameisterschaften sind oder die »Mondial la Marseillaise à pétanque«, das größte Pétanque-Turnier der Welt mit 4544 Mannschaften bei der 2018-er Ausgabe, das sind 13 632 Spieler(!).

      Die Triplette stellt hohe Ansprüche an die Spieler. Es müssen sich drei in etwa gleichwertige Spieler finden, die als Persönlichkeiten »miteinander können«. Das ist, wenn man die Funktionen im Spiel berücksichtigen muss, bei der ausgeprägten Individualität der Pétanquespieler nicht einfach. Eine Triplette bleibt nicht selten jahrelang zusammen, wenn sie sich erfolgreich gefunden hat. Triplette-Turniere werden meist im Modus Triplette Formée gespielt, weil die Spieler dies bevorzugen.

      Weiter hat ein Triplettespieler nur zwei Kugeln zur Verfügung. Auf schwierigem Terrain kann der so wichtige erste Wurf des Legers schlecht ausfallen (er hat »verlegt«), dann hat er nur noch eine Kugel, um zu korrigieren. Die erste Kugel hat sozusagen als Pfandfinder fungiert. In der Triplette wird deshalb oft konzentrierter gespielt, als bei Spielformen mit drei Kugeln.

      Die meisten Turniere in Deutschland werden im Modus Doublette Formée veranstaltet. Ich habe in meinen 30 Boulejahren nicht ein Turnier Mêlée gespielt, aber viele Super-Mêlées. Die Beliebtheit der Doublette Formée ist leicht zu erklären. Mit einem bekannten Partner weiß man, was man hat. Wenn man beispielsweise von Stuttgart nach München zu einem Turnier fährt – und nachts wieder zurück –, dann will keiner 400 km fahren, um mit einem vielleicht zu schwachen Partner das Turnier in den Sand zu setzen. Ein Pétanque-Spieler will gewinnen! Auch ist spontan vor dem Wochenende ein passender Partner für eine Doublette Formée leichter zu finden, als noch zwei Mitspieler für eine Triplette zu aktivieren. Und natürlich kann sich ein Spieler mit drei Kugeln besser auf ein Spiel einstellen (oder er glaubt es zumindest), als mit zwei Kugeln pro Aufnahme.

      Die Doublette Super-Mêlée wird im Wechsel mit Formée häufig bei kleineren Wochenendturnieren