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INHALT
Geleitwort Thierry Courvoisier und Jürg Pfister
Die Schweiz Ein Land von Naturforschenden Patrick Kupper und Bernhard C. Schär
Für Basel und die Wissenschaft Fritz und Paul Sarasin in Ceylon Serge Reubi
«Verschollen in den Alpen» Herbert Haviland Fields bibliografische Reform Patrick Kupper
Durch Jurawiesen und Müllhalden Rudolf Probsts «Beiträge» zur Solothurner Flora Tobias Scheidegger
Revolution nach Feierabend Albert Einsteins annus mirabilis 1905 Alexis Schwarzenbach
Schlachtabfälle im Labor Tadeus Reichstein und der Aufstieg der Naturstoffchemie Lea Haller
Wissenschaft im Kalten Krieg Hedi Fritz-Niggli und die Strahlenbiologie Sibylle Marti
Auf der Suche nach Wissen über die Schweiz und die Welt Patrick Kupper und Bernhard C. Schär
Wissenschaftsnation Schweiz Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann
PROF. DR. THIERRY COURVOISIER UND DR. JÜRG PFISTER
GELEITWORT
Die Welt ist im Umbruch. Die politischen, wirtschaftlichen und auch wissenschaftlichen Pole verschieben und vervielfachen sich. Zudem zwingen globale Herausforderungen wie der Klimawandel oder die Begrenztheit natürlicher Ressourcen die Gesellschaften weltweit, sich in grossen Teilen neu zu erfinden. In dieser Phase des Umbruchs erstaunt es wenig, dass ein Land wie die Schweiz sich fragt, welches ihre Wurzeln, welches ihre tatsächlichen Stärken sind. Was also macht die Schweiz aus?
In der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz, welche 1815 gegründet wurde und damit die älteste wissenschaftliche nationale Organisation des Landes ist, bestand der starke Eindruck, dass sich die Schweiz ihrer wissenschaftlichen Wurzeln wenig bewusst ist. Im Hinblick auf ihren 200. Geburtstag regte die Akademie deshalb an, diese Wurzeln zu erkunden.
Die Historikerinnen und Historiker legen im vorliegenden Buch ein überaus reiches Wurzelwerk offen. Die Naturforschenden, die heutigen Naturwissenschafterinnen und Naturwissenschafter, prägten nicht nur die politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Schweiz entscheidend mit, sie vernetzten und verankerten die Schweiz auch international. Diese kräftigen wissenschaftlichen Wurzeln der Schweiz, so ein weiterer Befund der Historikerinnen und Historiker, liegen in weiten Teilen noch im Dunkeln und fehlen in Übersichtswerken zur Schweiz weitgehend. Das vorliegende Buch ist insofern nur eine Skizze dieser Wurzeln und eröffnet ein weites Forschungsfeld.
Die Schweiz wird sich in den kommenden Jahrzehnten wesentlich verändern. Die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz wird die Gesellschaft dabei begleiten. Zu den Aufgaben der Akademie gehört es, einerseits gegen innen zu wirken und die Naturwissenschaften darin zu unterstützen, sich selbst zu organisieren. Andererseits bündelt die Akademie die Expertise und diskutiert diese mit der Politik und der Gesellschaft. Neben Expertise zu Themen wie Klima, Energie oder Ressourcen wird die Akademie sich dafür einsetzen, dass Historikerinnen und Historiker ihre Erkundung der wissenschaftlichen Wurzeln fortsetzen und dass ihre Erkenntnisse in die Debatte zur Zukunft der Schweiz einfliessen. Unsere Gesellschaft soll im Wandel auf ihren tatsächlichen Stärken aufbauen können.
Prof. Dr.Thierry Courvoisier, Präsident, Akademie der Naturwissenschaften Schweiz
Dr. Jürg Pfister, Generalsekretär, Akademie der Naturwissenschaften Schweiz
PATRICK KUPPER UND BERNHARD C. SCHÄR
DIE SCHWEIZ
Ein Land von Naturforschenden
Die Schweiz gehört zweifellos zu den führenden Wissenschaftsnationen der Gegenwart. In internationalen Hochschulrankings belegen ihre Universitäten regelmässig Spitzenplätze. Auch die Industrieforschung gilt als äusserst wettbewerbsfähig. Gerade die Beiträge aus den Naturwissenschaften und der Medizin werden überdurchschnittlich häufig zitiert und international ausgezeichnet. Die Liste der Nobelpreisträger für Physik, Chemie und Medizin weist darauf hin, dass dies kein neues Phänomen ist. Über 20 Forscher aus der Schweiz bedachte das Stockholmer Nobelpreiskomitee seit Anfang des 20. Jahrhunderts mit dieser höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung.1 Doch die Spuren einer schweizerischen Wissenschaftsnation reichen noch weiter zurück. Bereits 1873 stellte der Genfer Botaniker und Wissenschaftshistoriker Alphonse de Candolle fest, dass Schweizer Naturforscher