dazu sicherlich Durchhaltevermögen. Wenn man dann den »Lernberg« erklommen hat, eröffnen sich neue Horizonte.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen den Mut, diese Lernchance anzupacken! Es liegt nur an Ihnen.
St. Gallen, Januar 2013
Prof. Dr. oec. HSG Lukas Scherer, Fachhochschule St. Gallen
Einleitung
Einleitung
Seit bald dreissig Jahren bin ich in drei wesentlichen Rollen des Lernens und Lehrens tätig: als Lehrerin (Lernbegleiterin, Kursleiterin und Coach), als Mutter von drei inzwischen erwachsenen Kindern und auch immer wieder als Selbstlernerin. Ich kenne das Thema Lernen und insbesondere das Sprachenlernen daher aus verschiedenen Perspektiven, also auch aus Ihrer, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Eltern.
In den letzten Jahren durfte ich viele Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene (die bisher älteste Kursteilnehmerin war über 80 Jahre alt) in der Birkenbihl-Methode anleiten und in ihrem Lernen begleiten. Lehrpersonen, vor denen ich regelmäßig über die Methode referiere, stellt sich nach einem ersten Einblick jeweils sofort die Frage, wie sie im Unterricht damit arbeiten können. Die Birkenbihl-Methode lässt sich mit jedem Schullehrmittel und vor allem auch mit bisher praktizierten Lehr- und Lernmethoden kombinieren. Sie eignet sich für Schülerinnen und Schüler aller Schulstufen wie für die Erwachsenenbildung. Ich zeige Ihnen in diesem Buch, wie das möglich ist. Es soll dazu beitragen, dass in möglichst vielen Schulen Sprachen gehirn-gerecht gelernt werden können. Durch meine jahrelange Auseinandersetzung mit der Birkenbihl-Methode verfüge ich über fundiertes Hintergrundwissen und eine große Erfahrung, die ich gerne weitergebe.
Die Grundlage zu der in diesem Buch beschriebenen Sprachlernmethode in vier einfachen Schritten wurde von Vera F. Birkenbihl vor vielen Jahren aufgrund ihrer eigenen Lernerfahrungen und der Beobachtung von Lernenden entwickelt. Unter Einbezug der neuesten Erkenntnisse aus der Gehirnforschung und mit weiteren »gehirn-gerechten« (oder englisch »brain friendly«) Lernmethoden angereichert, ermöglicht die Methode der vier Lernschritte eine erfolgreiche Form des Sprachenlernens beziehungsweise Sprachenlehrens in der Schule. Im Rahmen meiner Ausführungen habe ich vor allem das Sprachenlernen im Schulumfeld beschrieben und als Beispielsprache vorwiegend Englisch verwendet. Selbstverständlich ist das beschriebene Vorgehen auch in jeder anderen Sprache anwendbar.
Als Lehrperson erreichen Sie durch die Birkenbihl-Methode mehr Wirksamkeit und Nachhaltigkeit im Lernprozess. Sie werden in Zukunft das ganze Potenzial Ihrer Schülerinnen und Schüler ausschöpfen können. Als Mutter oder Vater nutzen Sie dieses Buch, um Ihr Kind zu Hause erfolgreich zu unterstützen und ihm zu positiven Lernerfahrungen zu verhelfen. Als Selbstlernerin oder Selbstlerner lesen Sie mein Buch wie einen Reiseführer, der Sie auf Ihrem Lernweg begleitet.
Ich lade Sie herzlich dazu ein, von meiner langjährigen Praxiserfahrung zu profitieren. Begeben Sie sich mit mir auf eine spannende Reise zu einem wirkungsvolleren und damit erfolgreicheren Sprachenlernen.
Karin Holenstein
Frühjahr 2018
Aufbau und Inhalt
Mein Buch ist als Handbuch konzipiert. Es gliedert sich in drei Hauptkapitel. Eigentlicher Kern ist der mittlere Teil, wo ich die vier Lernschritte der Birkenbihl-Methode erläutere und zu jedem Schritt konkrete Hinweise zur Umsetzung im Sprachunterricht liefere, die Sie nachschlagen können. Da die Lernmethode auf Erkenntnissen der Gehirnforschung beruht, beginne ich das Buch mit einem Hauptkapitel zu den Grundsätzen des Lernens, zum Begriff der Intelligenz und zu den Neuro-Mechanismen des Gehirns, die beim gehirn-gerechten Lernen angesprochen werden. Selbstverständlich können Sie aber auch direkt bei den vier Lernschritten einsteigen.
Die Neuro-Mechanismen werden im Buch symbolisch dargestellt. Hier eine Übersicht über die verwendeten Symbolbilder:
Ich habe für dieses Buch Lernende und Lehrpersonen zu ihren Erfahrungen mit der Birkenbihl-Methode befragt. Die Interviews befinden sich im dritten Teil des Buches.
Im Laufe der Jahre habe ich viele Lehrpersonen, Eltern und weitere an der Methode interessierte Personen gecoacht. Dabei sind immer wieder ähnliche Fragen aufgetaucht. Ich liste die häufig gestellten Fragen zu bestimmten Themen in den entsprechenden Kapitel auf und beantworte sie ebenfalls im dritten Teil. Sie können auch direkt dort stöbern und in den Antworten lesen, wenn Sie schon vor der Lektüre dringend etwas geklärt haben möchten. Die aufgelisteten Fragen sind mit dem Fragezeichen-Symbol markiert.
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Über meinen Youtube-Kanal finden Sie einige Kurzfilme, die Ihnen einen Einblick in meinen Unterricht nach der Birkenbihl-Methode gewähren: www.youtube.com/c/KarinHolenstein
Der Unterschied
Der Unterschied
Der wohl augenfälligste Unterschied zwischen der herkömmlichen Sprachlernmethode und jener nach Vera F. Birkenbihl ist, dass letztere einen wesentlichen Bestandteil der traditionellen Methode verbietet: das Pauken von Vokabeln und Grammatikregeln. Darüber mögen Sie sich wundern. Bitte stellen Sie das »Ja, aber …« zurück. Sie werden die Idee dahinter bald nachvollziehen können und wissen, dass Sie beziehungsweise Ihre Schülerinnen und Schüler trotzdem (oder erst recht) einen umfangreichen, aktiven und jederzeit nutzbaren Wortschatz aufbauen können. Birkenbihl stellt dem traditionellen Pauken das Können beziehungsweise Wissen (siehe auch folgendes Kapitel) gegenüber. Der Unterschied lässt sich mit folgenden gegenläufigen Kurven illustrieren.
Pauken wir, mögen Inhalte zwar kurzfristig abrufbar sein. Die Kurve zeigt aber, dass wir den größten Teil schon bald wieder vergessen. Lernen wir jedoch nachhaltig, dann bauen wir laufend auf dem Gelernten auf (kumulierendes Lernen) und die Kurve verläuft nach oben, was auf Nachhaltigkeit und damit auch echte Kompetenz hindeutet. Remo Largo, Kinderarzt und über lange Jahre Leiter der Abteilung Wachstum und Entwicklung des Universitäts-Kinderspitals Zürich, schreibt:
Ein wesentliches Merkmal von Kompetenz jedoch ist Nachhaltigkeit – was weiß der Schüler noch Wochen, Monate und Jahre später? Wenn ein ehemaliger Gymnasialschüler mit 6 Jahren Lateinunterricht nicht fähig ist, bei einem Besuch in Rom die Inschriften an den antiken Denkmälern zu entziffern, zeugt das nicht von einem nachhaltigen Wissen, und damit ist etwas gründlich schiefgelaufen in seiner Schulzeit. (Largo, 2009, S. 244 f.)
Die Birkenbihl-Methode unterscheidet sich in weiteren Punkten von anderen Lernmethoden. Hier eine Übersicht über die wesentlichen Unterschiede, die ich in diesem Buch noch weiter erklären werde.
Traditionelle Vorgehensweise | Birkenbihl-Methode |
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Es werden ausgewählte und isolierte Vokabeln auswendig gelernt und bestimmte Grammatikregeln gepaukt, besonders im Hinblick auf bevorstehende Tests. | Vokabeln werden nicht gepaukt, sondern immer im Kontext eines Satzes innerhalb eines vollständigen Textes gelernt. Die Grammatikregeln werden unbewusst abstrahiert. |
Es wird fast ausschließlich bewusst gelernt. | Es wird bewusst und unbewusst gelernt. Der Lernprozess spielt sich so oft wie möglich nebenbei ab (passives Hören). |
Es wird sehr früh, oft schon zu Beginn einer neuen thematischen Einheit, gelesen, geschrieben und
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