Lorenz Wenger

Mehr Mut, Mensch!


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dies eine unerwartete, überraschende Begegnung, die mir Angst macht. Ein Barrakuda zum völlig falschen Zeitpunkt! Einen beliebig anderen Fisch, der sich präsentierte, würde ich mit Freude und Begeisterung zeigen und dieses Erlebnis liebend gerne teilen. Doch sich beim ersten Tauchgang auf zwei Meter Distanz einem über einem Meter großen Raubtier gegenüber zu sehen, würde mit Sicherheit zu unkontrollierten Bewegungen und Handlungen meiner Studenten führen. Genau das möchte ich in diesem Moment nicht riskieren, und ich entscheide mich daher dafür, sie zu ihrem eigenen Schutz im Unwissen zu lassen. Wir entfernen uns auf diese Weise immer weiter weg von unserem Überraschungs-Tauchgast und steigen schließlich zusammen auf. Wir sind in Sicherheit. Diese erste Unterrichtsstunde in Sachen Tauchen ist zu Ende. In diesem Fall beängstigender für mich als für meine Schüler!

      Ich gebe zu, mein Vorgehen stellte eine gewisse Bevormundung dar, entsprach aber in diesem Moment meiner Aufgabe, für unsere Sicherheit zu sorgen. Ich war derjenige, der die Situation verantwortungsvoll einschätzen konnte, und genau das tat ich. Dazu brauchte es Fokus, klaren Verstand und ein gutes Stück Instinkt. Sehr oft stehen aber gerade diese Attribute in einer schwierigen Lage nicht zur Verfügung, und wir müssen mehr oder weniger im Blindflug und von Angst geschüttelt entscheiden, wenn alle unsere Schmerzpunkte gerade voll und ganz gertriggert werden.

      Und genau darum geht es in dem folgenden Kapitel, in dem wir uns damit beschäftigen, die schon erwähnten tiefsitzenden Schmerzpunkte zu identifizieren und zu erkennen, wo genau diese sitzen. Ja, das ist unangenehm und kann auch ziemlich weh tun, aber es sind nun einmal unabdingbare Schritte, um in Richtung eines mutvolleren Lebens aufzubrechen. Kommen Sie mit?

      Mut-Momentum:

Stoppen Sie Ihr Kopfkino! Das Ausmalen negativer Szenarien, die höchstwahrscheinlich sowieso nie eintreten werden, vernebelt Ihre Sicht auf mögliche Lösungen, Möglichkeiten und Chancen.
Lernen Sie, Ihre Amygdala zu zügeln, damit diese nicht zu oft Alarm schlägt.
Gibt es Barrakudas in Ihrer Sichtweite, die Sie zum Wohlbefinden anderer Menschen besser zu blinden Flecken deklarieren?
Treffen Sie eine klare Entscheidung, bevor Sie Ihrem Team die anwesenden Barrakudas zeigen. Es kann zum Besten aller sein!

      1 1 Lungenautomat = Atemgerät und Verbindung zwischen dem Mundstück im Mund und dem Lufttank auf dem Rücken

      Ängste präsentieren sich oft auf diffuse und unpräzise Art und Weise. Als irgendwie unangenehmes Gefühl, seltsames Unwohlsein in bestimmten Situationen oder rund um spezifische Gedanken. Wie angesichts der dunklen Gewässer eines tiefen Ozeans erkennen wir meist nicht sofort, was sich unter der nebulösen Oberfläche dieser Gefühle tatsächlich befindet. Wir spüren nur, dass dunkle und ängstliche Gedanken uns im Alltag mehr und mehr hemmen und lähmen, ohne diese Ängste wirklich erfassen zu können. Solange wir uns allerdings gedanklich im Kreis drehen und diese Ängste nicht identifizieren, führen sie uns an der Nase herum. Sie nehmen dann nämlich sehr viel mehr Einfluss auf unsere Entscheidungen, unsere Resultate und auch auf unsere Zukunft, als uns lieb ist. Daher lohnt es sich immer, dem Ursprung und der Quelle von Ängsten auf den Grund zu gehen. Nur die direkte Konfrontation mit unseren ureigenen Zweifeln, Unsicherheiten und Ängsten schafft Klarheit! Genau dort, wo wir den größten Schmerz erwarten, sollten wir besonders tief eintauchen. Und ja, dafür braucht es nebst großer Neugierde auch Mut! Sind Sie dazu bereit? Wagen Sie es, präzise dort in Ihre Gedanken und Ängste einzutauchen, wo Sie sich am verletzlichsten fühlen?

      Mut.Fragen

       Welche Zweifel, Selbstzweifel, Unsicherheiten oder sogar Ängste halten Sie noch davor zurück, im Leben das zu tun, was Sie wirklich wollen? Wie wäre es für Sie, wenn diese Gedanken nicht mehr existierten? Was alles könnte entstehen, wenn Sie nichts, aber auch wirklich nichts, zurückhalten würde?