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AschePerlen


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eine schwerwiegende Frage“, meinte er. „Sie erfordert ein wenig Zeit. Aber warum sollte es nicht so sein? Sind wir nicht nach seinem Bilde geschaffen?“ „Ja“, sagte ich, „so heißt es.“ „Und?“, kam von Don. „Und?“, kam von mir. Wir waren für einen Moment still. „Don“, fragte ich, „was war Gottes Begehren?“ Ja, was?

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      … in der Schöpfung Widerhallen.

      Jetzt.

      Gott wird in der ersten Zeile unserer Fassung Der Große Name genannt und man könnte sich fragen, ob der Klang dieses Großen Namens jemals einen Beginn hatte oder ein Ende haben oder ob er jemals verklingen wird. Jedes klare Aussprechen, jedes Erklingen des Großen Namens, Ursprung und Quelle aller Dinge, transportiert die doppelte Bedeutung des Wortes „ursprünglich“: das, was am Anfang existierte, und das, was niemals zuvor existiert hat. Erklingen heißt also widerhallen. Und widerhallen heißt erklingen.

      Und der Moment, in dem wir den Klang von etwas hören, ist der einzige Moment, den es gibt oder jemals gegeben hat. Es ist der Moment, den wir Jetzt nennen. Wir wollten auf die Einmaligkeit dessen, was ein Moment ist, hindeuten, indem wir diesem Wort eine eigene Zeile schenkten.

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      Und sagt: Ja. Amen.

      Einmal unterhielten Don und ich uns über den Umstand, dass Gott viele Namen hat, wir diese jedoch laut jüdischer Tradition nicht wissen können und deshalb in unterschiedlicher Weise von Gott sprechen. Ich fragte Don: „Ist keiner der Namen Gottes bekannt?“, und er sagte: „Doch, sicher, aber nicht vielen Menschen.“ Er fügte hinzu: „Obwohl sie eigentlich jeder kennt.“ „Wie lauten denn einige von ihnen?“, wollte ich wissen. „Tja“, sagte Don, „also, du stellst Fragen! Aber ich sage es dir“, und er beugte sich vor, als wolle er mir einen kostbaren Edelstein zeigen. „Einer der Namen Gottes ist Ja!“ Dann rief er es laut ein zweites Mal, um sicherzustellen, dass ich begreifen würde, was „Ja“ wirklich bedeutet. „Und ein anderer Name“, sagte er mir, und diesmal schrie er geradezu, „ist Jetzt!“

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      Alle Räume hindurch, Segen, Segen diesem Großen Namen.

      Alle Zeiten hindurch.

      Wir wiederholten das Wort „hindurch“ und verlängerten hier die Zeile um den möglichen Sinn von „hindurch“ zu vermitteln. Es bedeutet durchgängig, zu hundert Prozent und noch darüber hinaus. Wenn wir uns die Nichtunterschiedenheit der Natur von Raum und Zeit vor der Schöpfung vorstellen, so ist das „alle Räume“, „alle Zeiten“ „… hindurch“.

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      Deinen Namen, der da ist Heiliger, Gesegneter

      „Deinen Namen, der da ist Heiliger“ ist eine weitere Möglichkeit, Gott anzusprechen. Sie gleicht dem „Großen Namen“ in der ersten Zeile. „Gesegneter“ aber ist etwas anderes, als jemandem zu sagen: „Für mich bist du gesegnet, du bist mein Gesegneter.“ Nein. Denn der mit dem Namen „Heiliger“, mit dem gesegneten Namen, ist das Eine, ist Einssein selbst. Und da er Einssein ist, geht er über alle Namen hinaus, geht selbst darüber hinaus zu sagen, er gehe „darüber hinaus“. Kein Wort kann aussagen, was Einssein wirklich ist. Und so sagen wir: „Du gehst weit darüber hinaus.“

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      Der Eine, der ein Universum des Friedens geschenkt hat,

      schenke uns Frieden, uns und Allem, was Israel ist.

      Solange wir in einer dualistischen Weise leben, die sich auf dualistisches Denken gründet, wird sich uns der Friede des Einsseins, das Leben als Eines, entziehen. Alle Traditionen sprechen davon. Nur wenn die Menschen zum Einen zurückkehren, zum Einssein, kann unsere Welt sich regenerieren und zum ursprünglichen Frieden zurückfinden, der ihr Geburtsrecht ist, ihre Natur, ihr Anfang, ihr Ursprung. Schließlich ist der Ursprung des Friedens der Friede selbst. Der Ursprung des Einsseins ist das Eine; das Eine und der Friede sind nicht zweierlei.

      Wir haben das A von Allem großgeschrieben, um in das Kaddisch den Laut Aleph einzufügen, den ersten Buchstaben des hebräischen Alphabets. Weshalb? Weil der Klang des Aleph Stille ist. Es ist die Große Stille, aus der alle erdenkliche Lautbildung stammt. Aus dieser Stille kommt das Lachen, kommen die Schmerzenslaute des Lebens, kommen Segnungen und Gebete, kommen Fragen und Verwirrung, kommt Lobpreis. Und aus der Stille des Aleph kommt unsere eigene Stille, die Stille gemeinsamen Einsseins, im Innersten von uns allen. Ist dies nicht der Klang des Großen Friedens, den wir suchen?

      Das ursprüngliche Kaddisch enthält das Wort Israel, und so findet es sich auch in unserer Übersetzung. Aber was ist Israel? Eine geopolitische Einheit? Ein bestimmtes Volk? Eine der mystischen jüdischen Definitionen des Wortes Israel, die ich sehr mag, besagt: „Einer, der mit Gott kämpft oder mit seiner Beziehung zu Gott.“ Ich wusste, es würde zu Kontroversen führen, wenn es so schiene, als würde unsere Übersetzung um Frieden für Israel bitten. Sie könnte Uneinigkeit schaffen. Und als ich im Jahr 2012 am Auschwitz-Retreat teilnahm, fand ich meine Vermutung bestätigt; jemand sagte mir hitzig, es sei „unrecht“ von Don und mir gewesen, „das zu tun“.

      Doch deshalb heißt es ja in unserer Fassung: „Allem, was Israel ist“, womit das Aleph von „Allem“ in unmittelbarer Nähe zu „Israel“ steht. Immerhin wussten wir, dass dieses Kaddisch in Auschwitz gesprochen werden würde. Es könnte keinen besseren Ort geben, uns an den Schmerz in unseren Herzen zu erinnern, den Schmerz, den alle Menschen erleiden in ihrem Bemühen, die Härte und Natur der Wirklichkeit, so wie sie ist, zu verstehen. Und keinen besseren Ort, uns hier mitten in diesem Schmerz an die immer gegenwärtige Möglichkeit zu erinnern, das wirkliche Einssein zu finden, das den Pfad des Friedens bestimmt.

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      Und sagt: Ja. Amen.

      Kanada (2012)

      Don Singer

      Auschwitz Kaddish

      In recent years Roshi Bernard Tetsugen Glassman, Bernie, has taken his practice to the streets of Europe and America. He leads retreats among the needy. He builds housing for the homeless and shelter for AIDS mothers and children. His interfaith teaching is an intimate and indivisible sharing of the wisdom of the heart. In 1996 he founded the Zen Peacemaker Order, and organized this retreat at Auschwitz-Birkenau called “Bearing Witness.” Our gathering at that terrible place was a radical transformative meditation on peace.

      It is Monday morning, late November, our first full day at Auschwitz-Birkenau. We have just seen a horrifying documentary filmed at the “liberation” of the camp. It is a relief to get out of the auditorium into the open air. After lunch we will walk to Birkenau, the largest of all Nazi death camps. Now we follow the guides the few steps to Auschwitz, the smaller of the two adjacent camps. I am walking with Peter, our photographer, toward the infamous gate. The handcrafted metal arch that reads “Arbeit Macht Frei” – Just ahead of us there are small birch trees. Snow is falling. “It is beautiful,” I say. “Yes,” he says, fingering his camera. “That’s the trouble. I could be clever here. I know how. But I don’t want to … I don’t want any separation.”

      There are exhibits in the buildings of things hopeful people carried with them to continue their lives: cookware, toys, brushes and combs. There is an exhibit of women’s hair that Nazis cut before gassing. Hundreds of pounds of women’s hair,