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Hospiz ist Haltung


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      ¤Wenn Dokumentation, Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle nicht wichtiger angesehen würden als die Betreuung von Bewohnern und Angehörigen.Im Übrigen ist die Diskussion über die Qualität der Reinheit eines Kühlschrankes im Gemeinschaftsraum für sterbende Menschen und Angehörige ein Thema, das sie – wenn überhaupt – nur peripher berührt.

      ¤Wenn sogenannte Professionelle auf Veranstaltungen nicht dadurch zu erkennen sind, dass sie essen, stricken, Handys als Ohrwärmer benutzen und als Punktesammler zwei Tage oder mindestens zwei Stunden früher abreisen, während die ehrenamtlichen Selbstzahler mit Helfersyndrom palliativen Spezialvorträgen hingebungsvoll bis zum Ende lauschen.

      ¤Wenn bezahlte Palliativvertreter begreifen, dass hospizlich arbeitende Ehrenamtler Hauptamtliche nicht ersetzen wollen, aber auch keine unbezahlten oder 400-Jobber (im Nachtdienst) sind.

      ¤Wenn Leitungen begreifen, dass Ehrenamtler nicht unter ihnen und auch nicht in ihrem Auftrag tätig werden (wollen), und dass sich damit „Dienstpläne für Ehrenamtliche“ erübrigen.

      ¤Wenn an entsprechender Stelle begriffen wird, dass ehrenamtliche MitarbeiterInnnen keine niedrigschwelligen Angebote benötigen. Sie sind in der Regel fitter und motivierter als die meisten bezahlten Mitarbeiter.

      ¤Wenn in stationären Hospizen und in der SAPV mehr hospizlich / palliativ ausgebildete (oder besser ausgebildete) Pflegekräfte arbeiten. Übrigens: Die Ehrenamtlichen haben, bevor sie hospizlich tätig werden, eine Qualifizierung (Befähigung) von mehr als 100 Stunden plus Praktikum hinter sich!

      ¤Wenn sich auch stationäre Hospize wieder zur Anwaltschaft von Sterbenden bekennen und sich z. B. gegen unsinnige Verordnungen des Heimgesetzes stellen (Messung des BMI, hartgekochte Eier, Lagern und Ganzkörperwäsche auch gegen den Wunsch von sterbenden Menschen, Krankengymnastik noch bis zur letzten Minute...).

      ¤Wenn palliativ Arbeitende Institutionalisierung, Ökonomisierung, Medikalisierung und damit ihre Krankenhausmentalität aufgäben zugunsten von hospizlichen Haltungen, nämlich: „Regie führt der Sterbende“ und „Ermöglichen anstatt zu Regeln“. Früher („als alles besser war“) waren Alkohol, Sex, Rauchen, Drogen in Hospizen auf Wunsch selbstverständlich – heute dürfen z. T. nicht einmal mehr Kerzen angezündet werden. Richtschnur sollte sein: fast alles, was zu Hause möglich ist, geht auch im Hospiz, und nicht: im Hospiz geht etwas mehr als im Krankenhaus.

      ¤Wenn Sterbende und trauernde Angehörige nicht als „lohnendes Missionsfeld“ von Theologen angesehen werden.

      ¤Wenn Ehrenamtliche von den Palliativen mehr Unterstützung für ihre Anliegen einfordern würden.

      ¤Wenn nicht 80 000 Hospizmitglieder ihr Helfersyndrom für die Belange von Palliative-Care ausleben müssten, sondern sich innerhalb des Hospizbereiches als Multiplikatoren andere Aufgabenfelder suchen könnten.

      ¤Wenn Ehrenamtliche begreifen würden, dass sie weder für die Krankenpflege noch als „grüne Damen“ ausgebildet sind, und dass Boden- und Blumenpflege, Spülmaschinenausräumen, Essen zubereiten und Essenreichen wenig mit Hospizarbeit im eigentlichen Sinne zu tun haben, genauso wenig wie nächtliche Sitzwachen.

      ¤Wenn ehrenamtliche Mitarbeiter das Selbstbewusstsein und das Selbstverständnis der 90er Jahre wiedergewinnen, um den sich im Hospizbereich tummelnden Trittbrettfahrern die Stirn zu bieten.

      ¤Wenn die vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen im angemessenen Verhältnis in den Gremien des DHPV und entsprechend hochrangigen Positionen vertreten wären.

      ¤Wenn Ehrenamtler sich Gedanken darüber machen würden, wann, wo und unter welchen Bedingungen eine Zusammenarbeit mit Institutionen und / oder Einzelpersonen abzulehnen ist.

      ¤Wenn ambulante Hospize nicht als palliativ-medizinisch-pflegerische Arbeitsbeschaffungsmöglichkeit angesehen würden.

      ¤Wenn Hospizler ihre Kongresse / Seminare / Fortbildungen wieder für sich und ihre Themen beanspruchen könnten

      ¤Wenn die LAGs sich nicht als Rammböcke für die Interessen und Belange des DGP zu Lasten seiner Mitglieder verausgaben.

      ¤Wenn wir zu einer sauberen Sprachfindung zurückkommen könnten, z. B. heißt es: sterbender Mensch anstatt Patient im Finalstadium, toter Mensch anstatt ausgegliederter Patient, bezahlte MA vs. unbezahlte / Ehrenamtliche anstatt Professionelle. vs. Ehrenamtliche.

      Anmerkungen

      1Dieser Artikel pauschaliert, fokussiert. Er will das auch und findet somit sicher nicht die Billigung aller, vielleicht provoziert er zu einer ehrlichen (nicht Pseudo-) Diskussion.

      2Wenn auch nicht wenige Palliativexperten den Standpunkt vertreten, dass – wenn erst einmal Geld fließt – der Bedarf schon geschaffen werden kann.

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      Kapitel II Ehrenamtliche: Zugpferd oder Paradiesvogel?

      In diesem Kapitel stehen die Ehrenamtlichen im Mittelpunkt:

      Welche Werte haben sie geschaffen?

      Welche Ziele haben sie bzw. hatten sie?

      Welche Aufgaben sehen sie für sich in der veränderten Hospizlandschaft?

      Aber auch, wie werden sie von außen gesehen, insbesondere auch von den Profiteuren der Bewegung: die Betroffenen und Beteiligten und insbesondere, was erwarten die Hauptamtlichen (die bezahlt Tätigen) wie Pflegende und Ärzte von ihnen?

      Sie haben die Bewegung gegründet und entwickelt und sie sind verantwortlich für die Hospizbewegung, so wie sie jetzt ist, und sie müssen auch entscheiden, wie und wohin sie sich entwickeln soll – aktiv oder auch passiv. Eine Auseinandersetzung mit Rollen und Werten ist gefragt – wenn sie nicht benutzt werden wollen für Ziele und Zwecke von Trittbrettfahrern.

      2.1.„Viel Amt und wenig Ehre“

      von N. Nolden, M. Averkamp, U. Estor, C. Storz, K. Wauschkuhn, B. Feldhammer, I. Kunz, G. Graf, M. Müller

      2.2.Zugpferd oder Paradiesvogel? Grundsätzliches zum Thema Ehrenamt

      von Prof. Dr. Marie-Luise Bödiker

      2.3.Hospiz ist Haltung – nicht Ort: Grundsätzliches zum Hospiz

      von Prof. Dr. Marie-Luise Bödiker

      2.4.Hospizbegleitung zuhause oder anderswo: Ehrenamt im stationären Hospiz

      von Ursula Frühauf

      2.5.Hospizbegleitung zuhause oder anderswo: Ehrenamt in der ambulanten Hospizarbeit

      von Karla Einsele

      2.6.Wertschätzung und gleiche Augenhöhe!?

      von Dirk Blümke

      2.7.Verpflichtung, Arbeitsfelder und Dokumentation

      von Anja Olef

      2.8.Hospiz schafft Wissen; Ehrenamtliche unter der Lupe der Wissenschaft

      von Dr. Julia von Hayek, Dr. Christine Pfeffer, Prof. Dr. Werner Schneider

       N. Nolden,

       Zentrum für Palliativmedizin, UNIKLINIK KÖLN,

       M. Averkamp,

       OMEGA und DHPV, Lingen,

       U. Estor, C. Storz, K. Wauschkuhn,

       Zentrum für Palliativmedizin, Malteser Krankenhaus Bonn / Rhein-Sieg,

       B. Feldhammer,

       entwicklung & beratung, Düren,

       I. Kunz,

       OMEGA,