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Hospiz ist Haltung


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in den Bundestag und die Ministerien zu übermitteln.

      Als Botschafter bezeichnet zu werden, ist eine hohe Ehre, man bezeichnet das sonst ja als Lobbyarbeit.

       Der § 39a des SGB V war ein schöner Erfolg

      Den größten Verdienst hat sich hier Pfarrer Heinrich Pera erworben. Seine sehr gewinnende Art hat auch Gesundheitsminister Horst Seehofer überzeugt. Bei dem entscheidenden Gespräch Ende 1996 sagte dieser: „Sie haben mit ihrem Vortrag bei mir einen Schalter im Kopf umgelegt“. Kurze Zeit später wurde der § 39a des SGB V Gesetz. Damit erschien zum ersten Mal das Wort Hospiz in einem deutschen Gesetz. Das war schon ein schöner Erfolg, der die prekäre Lage der ersten stationären Hospize entscheidend verbesserte und der Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung der ambulanten Dienste wurde.

       Wenn Sie heute rückblickend diese Aufbauphase betrachten, was fand oder was finden Sie gut und was war aus Ihrer Sicht weniger gut gelungen?

      Wenn ich die Zeit von 1995 bis zu meinem Ausscheiden aus dem Vorstand 2003 betrachte, dann kann ich sagen: Gut war es, dass trotz vieler Widerstände und Streitgespräche, die sich gegen Ende der 90er Jahre bei dem Zusammenschluss der Landesarbeitsgemeinschaften und der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz ergaben, die Aufbauarbeit erfolgreich fortgesetzt werden konnte. Es ist durch die von uns erreichten gesetzlichen Regelungen und in Zusammenarbeit mit den Gesetzlichen Krankenkassen, den Wohlfahrtsverbänden und den Kostenträgern gelungen, eine Hospiz-Struktur zu schaffen, die von den wenigen Diensten zu einem sehr breiten und in den alten Bundesländern fast flächendeckenden Angebot an ambulanten und stationären Hospiz- und Palliativdiensten geführt hat.

      Die Entwicklung war wirklich rasant. Gut war sicher auch die Verbesserung der Zusammenarbeit mit der Palliativmedizin. In den 90er Jahren habe ich da auch andere Dinge erlebt: Beim Kongress der European Assoziation Palliative Care in Barcelona und bei anderen Treffen wurde man als Vertreter der Hospizbewegung fast ein wenig belächelt:

       Palliativmedizin und Ehrenamt müssen stärker zusammenarbeiten

       „Das sind die mit offenen Herzen, helfenden Händen und wenig medizinischem Verstand“.

      Leider ist es nicht voll gelungen, das eigentliche Anliegen der Dienste für die sterbenden Menschen, nämlich Zuwendung, psychosoziale Begleitung und all das, was nicht finanziert wird, stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit zu bringen.

      Die Folge davon war die Abnahme des Spendenaufkommens, das lebensnotwendig besonders für die ambulanten Dienste ist.

      Dies ist eine negative Entwicklung, die am Ende meiner aktiven Zeit sich noch nicht so deutlich abzeichnete. Wir sollten ein noch stärkeres Zusammenwirken der Palliativmedizin und der ehrenamtlichen Arbeit an der Basis erreichen. Da ist sicher noch sehr viel zu tun, auch in der Öffentlichkeit, um die ehrenamtliche Arbeit mehr in den Vordergrund zu stellen.

       Nun sind wir beim Stichwort Ehrenamt: Welchen Stellenwert hatte das Ehrenamt in Ihrer aktiven Zeit? Wie würden Sie heute und für die Zukunft das ehrenamtliche Engagement beurteilen?

       Das Ehrenamt wird zunehmend zum Lückenbüßer

      Die Hospizbewegung ist ja nun wirklich als eine ehrenamtliche Bürgerbewegung geboren worden, von daher war der Stellenwert des Ehrenamts schon sehr früh sehr hoch angesehen. Ich erinnere mich aber an Tagungen, z. B. Ludwigshafen und andere, wo schon Anfang der 90er Jahre die Frage Hauptamt / Ehrenamt und deren scheinbare Unvereinbarkeit ein großes Thema war. Man dachte, die Ehrenamtlichen verkörpern Menschlichkeit, Zuwendung und soziales Engagement, während die Hauptamtlichen ihre Menschlichkeit „am Garderobenhaken abgegeben haben“. Dies war sicher eine Überzeichnung. Aber ich kann mich gut erinnern, dass wir im Malteserbereich Diözesangeschäftsführer hatten, die sich weigerten, Hauptamtliche einzustellen, mit der Begründung: „Wir sind im Malteser Hilfsdienst – einer ehrenamtliche Organisation – und unsere Koordinatoren müssen die Arbeit ehrenamtlich machen. Wir wollen keine Hauptamtlichen als Leiter oder Koordinatoren eines ambulanten Hospizdienstes haben.“

      Heute höre ich dies anders. Ich habe den Eindruck, dass jetzt das Ehrenamt mehr und mehr in den Hintergrund und in die Rolle des Lückenbüßers gedrängt wird, weil SAPV, Qualitätsmanagement und Professionalität so in den Vordergrund geraten. Ich höre auch, dass die Bereitschaft, Kurse zur Vorbereitung der Ehrenamtlichen anzubieten, abnimmt. Ich habe im Bereich Köln zwei Dienste im Sinn, in denen ich noch tätig bin – und dort sind die Zahlen und die Bereitschaft von ehrenamtlichen Helfern, solche Kurse zu machen und in die ehrenamtliche Begleitung einzusteigen, von der Tendenz her eher abnehmend. Genauso sinkt die Bereitschaft, sich auch finanziell zu engagieren und zu spenden.

       Glauben Sie, dass in der Weiterentwicklung der Hospizziele ein Arbeiten der Ehrenamtlichen mit den Professionellen auf gleicher Augenhöhe möglich wäre?

      Ja, ich denke, dass dies möglich ist. An vielen Beispielen kann man erkennen, wie hervorragend das Zusammenwirken im Team zwischen Fachkräften und Ehrenamtlichen funktioniert. Das setzt aber eine noch stärkere Bereitschaft der Hauptamtlichen, der Ärzte, Pflegekräfte und auch anderer Verantwortlicher für die Weiterentwicklung von Strukturen voraus.

      Wenn es jetzt aber Überlegungen geben soll, die Leitung stationärer Hospize Ärzten zu überlassen, dann frage ich mich, wo da die Notwendigkeit besteht, denn austherapierte Patienten bedürfen der Schmerzmedizin, sie müssen richtig eingestellt sein, „therapiert“ werden muss das Lebensende.

      Meine Hoffnung ruht auf der zunehmenden Entwicklung von Hospiz- und Palliativ-Netzwerken, in denen die unterschiedlichen ambulanten und stationären Einrichtungen vertrauensvoll zusammenarbeiten, sich gegenseitig ergänzen und unterstützen, ohne sich in Kompetenzgerangel zu verlieren. Dabei werden selbstbewusste Ehrenamtliche die „Augenhöhe“ der Beziehungen mitbestimmen.

       Das Interview führte Horst Schmidbauer

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       Norbert Schmelter

       Gründungsmitglied der BAG Hospiz e.V.

       Norbert Schmelter, geb. am 23.5.1951 in Verl, NRW, hat die Hospizbewegung in Deutschland von Beginn an begleitet. Sowohl im ehrenamtlichen als auch im hauptamtlichen Kontext. Als Geschäftsführer der Pflege „Lebensnah“ hat er die Ideen der hospiziellen Gestaltung in den stationären und ambulanten Pflegebereich integriert. Im folgenden Interview gibt er Antworten zu gesellschaftspolitischen und eigenen Interessen der Hospizbewegung.

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      1.4Hin zum bürgerschaftlichen Tun

       Interview Schmelter

       Interview und Vita Herr Schmelter

       Sie haben die Anfänge der damaligen Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz (heute DHPV e.V.) als Gründungsmitglied begleitet. Wie sind Sie zur Hospizarbeit gekommen?

      Im Jahr 1981 habe ich im Rahmen einer Zusatzqualifikation zum Fachkrankenpfleger für Gemeindepflege erstmalig die Hospizidee kennengelernt. Bei einer Exkursion in London wuchs mein Verständnis der Hospizarbeit. 1987 habe ich im Rahmen einer Veranstaltung Dr. Becker von der IGSL (Internationale Gesellschaft für Sterben und Lebensbegleitung) in Freiburg kennengelernt. Daraus resultierte eine Mitgliedschaft in der IGSL. Im Besonderen hat mich die eigene Betroffenheit durch den Tod meines Vaters (1974) wachgerüttelt, da ich den Umgang mit dem Leichnam meines Vaters im Krankenhaus als wenig rühmlich erfahren habe. So wurde das eigene Erleben, gepaart mit der beruflichen Identifikation, Wegbereiter meiner hospizlichen Motivation.

       In den Jahren der gemeinsamen politischen Arbeit für die Hospizidee habe ich Sie immer als einen Menschen mit klaren Positionen kennengelernt. Was sind für Sie die größten Erfolge der Hospizbewegung?