Peter Zulehner

Neun richtig, eins falsch.


Скачать книгу

von ähnlich gelagerten Erlebnissen. Woran erinnern Sie sich zuerst, wenn Sie an Ihre Tanzschulzeit, Ihre Hochzeit, den letzten Urlaub oder die letzte Firmen-Weihnachtsfeier denken? Zumeist sind es die Fehler, die Ausrutscher, die negativen Aspekte, die wir in Sekundenbruchteilen abrufen können, oder Situationen, in denen wir (oder andere) im sozialen Vergleich (vermeintlich) schlechter abgeschnitten haben.

      Zum sozialen Vergleich gehört auch der Vergleich mit den Eltern: »Du bist wie dein Vater.« Was uns als kleine Kinder noch entzückt, kann später zur Beleidigung oder zur Bedrohung werden. Oder als Entschuldigung herhalten: »Stimmt. Ich trinke ab zu ein Glas Wein zu viel. Mein Vater hat das auch gemacht!«, »Stimmt. Mir rutscht hin und wieder die Hand aus. Ich bin selbst auch geschlagen worden!«, »Meine Mutter hatte einen Putzfimmel, den habe ich offensichtlich von ihr übernommen!« Solche Sätze hören wir regelmäßig, aber kaum jemand kommt auf die Idee, zu artikulieren, was er Gutes von seinen Eltern mitbekommen hat. Wie oft haben Sie schon jemanden sagen gehört: »Ich bin ein fleißiger Mensch, das habe ich von meinem Vater gelernt«, »Ich bin ein guter Sportler, denn meine Mutter war auch vielseitig sportlich begabt«, »Ich bin sehr ordnungsliebend, das habe ich von meiner Mutter übernommen« oder »Ich kann Rückschläge gut wegstecken, das haben mir meine Eltern beigebracht«.

      image Schreiben Sie ganz spontan Eigenschaften auf, die Sie von Ihren Eltern vermeintlich geerbt haben – links die negativen, rechts die positiven. Darf ich raten, welche Spalte länger ist? Und darf ich fragen, bei wie vielen Begriffen in der Spalte mit den positiven Eigenschaften Sie in Gedanken ein »Eigentlich« oder »Durchaus« hinzugefügt haben, weil Sie sich zwar schon »durchaus mutig« oder »eigentlich ganz klug« finden, sich aber schwergetan haben, sich selbst das Attribut »mutig« oder »klug« zuzuordnen?

      Für den sozialen Vergleich ziehen wir in der Regel die Kategorie »Negativ« heran. Wir blicken auf die Dinge, die vermeintlich nicht der allgemeinen Erwartungshaltung – und damit auch nicht der unseren – entsprechen. Wir haben es so gelernt und dieses Verhaltensmuster ist aufgrund der intensiven Prägung so stark in uns verankert, dass es sich nicht so ohne Weiteres ablegen lässt. Wir praktizieren diese Projektion auf das Falsche und das Negative so lange und so intensiv, dass wir als Erwachsene mit Lob und Anerkennung überhaupt nicht mehr umgehen können. In meinen Seminaren orte ich auf diese Aussage hin gelegentlich den einen oder anderen skeptischen Blick, denn wer steht schon gern dazu, zuerst auf das Negative zu blicken und auf das, was seiner Ansicht nach nicht der allgemeinen Erwartungshaltung entspricht? Ich trete dann mithilfe einer kleinen Übung den Beweis für meine These an:

       EINE KURZE GEDANKLICHE ÜBUNG ZUM BEWEIS

      image Stellen Sie sich vor, Ihr Vorgesetzter bittet Sie in sein Büro. Sie wissen nicht genau worum es geht, der Assistent Ihres Chefs hat Ihnen nicht sagen können, was der Grund für den kurzfristig einberufenen Termin ist und Sie gehen daher davon aus, dass von Ihnen nichts Spezielles dafür vorzubereiten ist. Sie nehmen etwas zum Schreiben und Ihr Notizbuch mit und begeben sich zum Termin.

      Der Grund für das kurzfristige Treffen überrascht Sie sehr, denn Ihr Vorgesetzter entschuldigt sich für die kurze Arbeitsunterbrechung, aber es war ihm ein großes Anliegen, sich bei Ihnen für Ihren Einsatz bei einem bestimmten Projekt zu bedanken. Er sagt Ihnen, Sie hätten das super gemacht und eine sensationelle Leistung gezeigt.

      Lassen Sie diese Situation bitte kurz auf sich wirken und stellen Sie sich vor, wie Sie reagieren werden.

      Ich nehme an, Sie werden sich bedanken und die meisten von Ihnen werden etwas in der Art hinzufügen: »Danke. Aber das war ich nicht allein« oder »Danke. Das hätten Sie aber auch ohne mich hinbekommen«.

      Die Übung besteht aus zwei Teilen.

      Stellen Sie sich bitte ein weiteres Mal vor, Ihr Vorgesetzter bittet Sie in sein Büro. Sie wissen nicht genau worum es geht, der Assistent Ihres Chefs hat Ihnen nicht sagen können, was der Grund für den kurzfristig einberufenen Termin ist und Sie gehen daher davon aus, dass von Ihnen nichts Spezielles dafür vorzubereiten ist. Sie nehmen etwas zum Schreiben und Ihr Notizbuch mit und begeben sich zum Termin.

      Der Grund für das Treffen ist leider kein angenehmer. Ihr Vorgesetzter konfrontiert Sie mit einem Fehler, den Sie gemacht haben und der leider sehr kostspielig für das Unternehmen werden kann.

      Lassen Sie auch diese Situation bitte kurz auf sich wirken und stellen Sie sich vor, wie Sie reagieren werden.

      Ich nehme an, Sie werden den Fehler zur Kenntnis nehmen, sich vielleicht bestürzt zeigen, sich entschuldigen und versichern, für sofortige Abhilfe zu sorgen. Eines aber werden Sie ganz gewiss nicht machen – Sie werden mit Sicherheit nicht sagen: »Das war ich nicht allein, das hat das ganze Team vergeigt« oder gar: »Sie bauen selbst auch gelegentlich Mist«.

      An dieser gedanklichen Übung offenbart sich unsere intensive Prägung auf das Negative besonders deutlich: Verläuft ein Gespräch mit dem Vorgesetzten positiv, dann zählt der Zusammenhalt, denn Positives zu betonen und für sich zu reklamieren, wäre eitel – so haben das die meisten von uns gelernt. Negatives auf andere abzuwälzen ist hingegen noch strenger verpönt und deshalb würde im Normalfall kaum jemand sagen: »Das habe ich nicht allein verbockt, da war das ganze Team beteiligt …«

       FAZIT: WIR KENNEN ES NICHT ANDERS

      Unsere Verhaltensmuster setzen sich durch ihre permanente Wiederholung fest. Unser Umgang mit richtig oder falsch, der Stellenwert, dem wir positiv oder negativ beimessen und unsere Gewichtung von »Grün« und »Rot« ist erlernt, tief in uns eingeprägt und steuert unsere persönliche Wertewelt. Wir leben und wir führen fort, was wir von klein auf gelernt haben: Wir haben gelernt, dass es im Leben darum geht, auf das Negative zu fokussieren, Falsches auszumerzen, besser werden zu müssen und so wenige Fehler wie möglich zu machen. Der Preis, den wir dafür bezahlen, ist der, dass wir für die positiven Dinge kaum mehr einen Blick und vor allem kein Sensorium mehr haben. Wir kennen es nicht anders, wir sind daran gewöhnt.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4RK5RXhpZgAATU0AKgAAAAgADAEAAAMAAAABBqEAAAEBAAMAAAABCc8AAAECAAMAAAAEAAAA ngEGAAMAAAABAAUAAAESAAMAAAABAAEAAAEVAAMAAAABAAQAAAEaAAUAAAABAAAApgEbAAUAAAAB AAAArgEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAfAAAAtgEyAAIAAAAUAAAA1YdpAAQAAAABAAAA7AAAASQA CAAIAAgACAAK/IAAACcQAAr8gAAAJxBBZG9iZSBQaG90b3Nob3AgMjIuNCAoV2luZG93cykAMjAy MTowNzoxNSAxNDoxOTowNAAAAAAABJAAAAcAAAAEMDIzMaABAAMAAAABAAEAAKACAAQAAAABAAAL uKADAAQAAAABAAARVwAAAAAAAAAGAQMAAwAAAAEABgAAARoABQAAAAEAAAFyARsABQAAAAEAAAF6 ASgAAwAAAAEAAgAAAgEABAAAAAEAAAGCAgIABAAAAAEAABEvAAAAAAAAAEgAAAABAAAASAAAAAH/ 2P/tAAxBZG9iZV9DTQAB/+4ADkFkb2JlAGSAAAAAAf/bAIQADAgICAkIDAkJDBELCgsRFQ8MDA8V GBMTFRMTGBEMDAwMDAwRDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAENCwsNDg0QDg4QFA4O DhQUDg4ODhQRDAwMDAwREQwMDAwMDBEMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwM/8AAEQgA oABsAw