Julia Buchebner

Innen wachsen – außen wirken


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hat rasant abgenommen und findet fast nur noch unterirdisch oder als Schwebeverkehr statt.

       Der öffentliche Raum ist wieder ganz an die Bedürfnisse der Menschen angepasst.

       Ehemalige Parkplätze sind zu Plätzen der Begegnung umgebaut. Hier wird gelacht, gespielt, geredet und freundlich miteinander umgegangen.

       Viele Menschen haben den Wert des Miteinanders, der Nachbarschaft und des Zusammenhalts neu für sich entdeckt. Man hilft einander aus, man tauscht und teilt Güter: Lebensmittel, Geräte, Elektroautos, Bücher u. v. m.

       Es gibt eigene Zonen der Stille, wo Menschen Kraft tanken und Ruhe finden können.

       Das Leben ist viel entschleunigter und bewusster geworden.

       Geld hat nicht mehr den Stellenwert, den es früher einmal hatte. Heute zählt vor allem, wie viel Zeit man im Leben hat und wie glücklich und zufrieden man ist.

       Unsere Arbeitsmodelle sind flexibler, ortsunabhängiger und dezentraler geworden.

       Im Beruf geht es vor allem darum, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen, Freude bei der Arbeit zu erfahren und sich persönlich entfalten zu können.

       Arbeit wird fair entlohnt. Vormals unbezahlte Arbeit, wie die Pflege, der Haushalt, die Kindererziehung oder zivilgesellschaftliches Engagement, wird als gleichermaßen wichtig angesehen, wertgeschätzt und finanziell honoriert.

       Es gibt viel mehr nachhaltige Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen. Diese werden transparent gekennzeichnet, sodass die Konsumenten genau wissen, welchen ökologischen und sozialen Fußabdruck ein Produkt hat.

       Urban Gardening ist zu einem beliebten Hobby avanciert, das viele Städter dazu einlädt, ihr eigenes Gemüse und Kräuter anzubauen.

       Die Menschen essen viel weniger Fleisch als früher, dafür qualitativ hochwertiges. Das Tierwohl ist zu einem wichtigen Anliegen geworden.

       Neue politische Partizipationsformate, ähnlich jenen der Bürgerinnen- und Bürger-Räte, sind aktiv in Entscheidungsfindungen integriert.

       Das Wissen wird den jungen Menschen nicht mehr frontal vermittelt, sondern auf eine Art und Weise, die sie befähigt, selbst aktiv zu werden und zu Lösungen beitragen zu können.

      Wie geht es dir, wenn du solche Zeilen liest? Kannst du dich darauf einschwingen und die Bilder vor deinem inneren Auge lebendig werden lassen? Oder klingt das alles zu utopisch für dich? Natürlich werden wir niemals wissen können, wie unsere Zukunft aussieht oder welchen Lauf unsere Geschichte nehmen wird. Egal wie viele Forscher ihre Prognosen abgeben, das Ergebnis ist immer das gleiche: »Alles ist möglich, aber nix is fix.« Die Zukunft steht niemals fest. Sie ist ein Netz aus potenziellen Möglichkeiten. Sie will erträumt, erdacht und gewählt werden. Wir können uns diesbezüglich also nur folgende Frage stellen:

      Welche Zukunft wollen wir denn? Wie wollen wir leben und wer wollen wir sein?

      Diese Fragen muss sich jeder Mensch selbst stellen. Denn eine kollektive Vision kann nur dann Wirklichkeit werden, wenn sie von vielen einzelnen Individuen getragen wird.

      Darum fragen wir dich heute: Welche Zukunft erträumst du dir? Welche Zukunftsbilder nährst du mit deinen Gedanken, Worten und Handlungen? Welche Realität erschaffst du für dich und damit für uns alle?

      Viel zu oft glauben wir, dass es nicht wichtig sei, wie wir über die Zukunft denken. Doch das ist weit gefehlt! Denn so, wie wir unser eigenes Leben wählen und gestalten können, so gestalten wir zugleich auch den kollektiven Lauf der Dinge mit.

      Vielleicht wärst du ja lieber klein und unbedeutend. Vielleicht würdest du am liebsten keine Verantwortung tragen. Vielleicht gefällt es dir zu hören, dass zuallererst einmal die anderen etwas unternehmen sollten.

      Tja, tut uns leid, dich hier enttäuschen zu müssen. Denn wir sagen dir hier und jetzt: Du bist wichtig, du spielst eine Rolle, du bist ein Teil im Netz des Lebens und hast eine riesige Wirkung auf das, was rund um dich passiert.

      Alles auf dieser Erde ist miteinander verbunden. Wir alle sitzen im selben Boot. Wir alle sind Mitgestalter des Lebens und der Zukunft. Darum fühl dich ermutigt und berufen, neue Bilder über UNSERE Zukunft zu malen. Neue Träume zu träumen. Neue Wege zu denken und neue Möglichkeiten für möglich zu halten.

      Visionen schenken uns Kraft, Sinn, Orientierung und Motivation. Wie also soll deine Zukunft aussehen? Wie sieht dein Bild einer lebenswerten Welt aus und wie möchtest du die Transformation dahin unterstützen? Für eine lebenswerte Zukunft brauchen wir deine Visionen, deine Gedanken, deine Liebe und – vor allem – deinen Einsatz. Wie sagte es Friedensreich Hundertwasser einmal so schön:

       »Wenn einer allein träumt, ist es nur ein Traum.

       Wenn viele gemeinsam träumen, ist es der Anfang einer

       neuen Wirklichkeit.«

      a Deklaration grundlegender ethischer Prinzipien für eine nachhaltige globale Entwicklung.

      b Gemeinsames Forschungsprojekt des Umweltbundesamtes und der Universität für Bodenkultur Wien, gefördert vom österreichischen Klima- und Energiefonds.

       2. Warum wir den Blick nach innen richten müssen

      Wir haben heute die Technik als auch die Ressourcen, die Vision einer nachhaltigen Welt zu verwirklichen. Theoretisch ist es möglich, alle Menschen mit ausreichend Nahrung zu versorgen und die dabei entstehenden Umweltauswirkungen sogar noch zu verringern.32 Wir haben mit der Digitalisierung fast unbegrenzte Möglichkeiten, um in einen globalen Dialog zu treten und eine neue, humane Weltordnung zu erschaffen.

      Überall auf diesem Planeten gibt es mittlerweile hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die uns die Zusammenhänge der Welt verständlich machen und uns auf Basis der Vernunft zeigen können, welche Wege gesund und welche gefährlich sind. Nicht zuletzt gibt es Tausende und Abertausende von aktiven Pionieren in allen Bereichen der Gesellschaft, die neue Lebensstile leben, alternative Modelle ausprobieren und sich beherzt für einen neuen Umgang mit Mensch und Natur einsetzen. Es mangelt uns also nicht an Ressourcen, Wissen, Technik oder Kreativität, um eine neue Welt zu erschaffen.

      Was ist es aber dann? Was hindert uns daran, eine soziale, naturbewusste und zukunftsfähige Gesellschaft aufzubauen? Was hält uns davon ab, ganzheitlich zu handeln und uns nach vorn blickend auszurichten? Welche Kräfte sind hier am Werk, die uns wider besseres Wissen am Status quo festhalten lassen? Tausende Forscher haben sich darüber bereits den Kopf zerbrochen. Die einen meinen, es läge am langweiligen Charakter von Daten und Fakten und dass man diese einladend, spannend und kreativ aufbereiten müsse, um die Leute für ein Umdenken zu begeistern. Andere wiederum sind der Meinung, dass unsere Medienlandschaft zu viel über Probleme berichtet, anstatt Lösungen anzubieten. Und dann gibt es noch jene, die meinen, fehlende beziehungsweise überteuerte Alternativen seien schuld und dass zuerst Politik und Wirtschaft leistbare Angebote und Rahmenbedingungen schaffen müssten, bevor Menschen bereit für einen Wandel seien.

      Vieles davon ist sicherlich wahr und auch richtig. Dass äußere Barrieren – wie fehlender politischer Wille, ökonomische Zwänge, mangelnde Verhaltensangebote und andere systemische Hindernisse – der Nachhaltigkeit entgegenstehen, ist unumstritten. Sie sind weithin bekannt und werden seit vielen Jahrzehnten umfassend diskutiert.

      Was aber, wenn es auf dem Weg zur Zukunftsfähigkeit noch weit mehr Verhinderer gibt, die wir bislang vollkommen außer Acht gelassen haben? Verhinderer, die unterhalb der Grenze der offensichtlichen Wahrnehmbarkeit ihr Unwesen treiben? Was, wenn es eine andere Dimension der Wirklichkeit gibt, die wir bisher gar nicht zu konfrontieren gewagt haben?

      Es ist doch so: Die ganze Aufmerksamkeit liegt immer darauf, was wir im Außen verändern, reparieren oder erfinden müssen, damit wir als Gesellschaft einen nachhaltigen Weg einschlagen