fort in die Erde, aus der es kommt.«
»Au fein, – dann muß der Joachim morgen ein Loch graben, bis tief in die Erde; und wenn dann das Feuer herauskommt, schimpfen wir es aus.«
»Jetzt wird geschlafen, Goldköpfchen!«
Das Kind legte sich gehorsam hin, und Frau Lindberg wartete darauf, daß es einschlafen möge. Dann wollte sie nochmals hinuntergehen, denn sie hörte Felix noch herumlaufen. Sie lauschte nach dem Bettchen hinüber und richtete sich dann leise aus.
»Großmama, – wenn Feuer in der Erde ist, frißt das Feuer dann meinen begrabenen Esel auf?«
»Du sollst jetzt schlafen, Goldköpfchen!«
Abermals das angestrengte Warten.
»Großmama, – freut sich der Maikäfer jetzt, daß er sich bedankt hat?«
»Jetzt bekommst du Strafe, Goldköpfchen. Ich gehe hinaus aus dem Zimmer und komme erst wieder, wenn du eingeschlafen bist.«
»Ich schlafe schon, aber ich kann doch nicht dafür, wenn mir der Schutzengel heute meinen Mund nicht zuschließt.«
Endlich schlief das Kind. Frau Lindberg erhob sich und huschte hinaus.
Im Parterre war alles wieder in Ordnung. Der Rauch war auch bereits abgezogen, der treue Hausdiener aber hielt noch immer Wache.
»Das hätte schlimm werden können, gnädige Frau, wenn Sie nicht so ’nen feinen Riecher hätten.«
»Goldköpfchen hat mich geweckt.«
»Was, der kleine Quark?«
»Ein noch viel kleinerer Quark hat unser Goldköpfchen geweckt!« Schließlich erzählte sie dem Hausdiener die Geschichte des Maikäfers. Aber Felix hatte dafür nur ein vergnügtes Grinsen.
Goldköpfchen verdient sich Geld
Apotheker Wagner war soeben dabei, in die Stadt zu gehen, als er aus dem Garten das heftige Weinen Bärbels hörte. Sofort lenkte er seine Schritte hin zu dem neuen Wasserbassin, an dem Bärbel und Joachim standen. In einiger Entfernung hockte Emil Peiske und wußte sich vor Freude kaum zu lassen.
»Was gibt’s denn schon wieder?«
Bärbel bemühte sich, die Tränen herunterzuschlucken, Emil lief mit langen Sprüngen davon, und Joachim senkte schuldbewußt den Kopf.
»Nun, was gibt’s, – ich möchte Antwort haben!«
»Der Emil – hat mir – mein schönes Butterbrot – ins Wasser geworfen.«
Strafend schaute der Vater seinen Sohn an, der den häßlichen Scherz geduldet hatte.
»Mit Absicht?« fragte er streng.
»Nein«, schluchzte Bärbel, »mit schöner Wurst!«
»Hat es der Emil mit Absicht getan? Ich verlange Antwort von dir, Joachim.«
»Die Fische hatten Hunger – und Bärbel ist ohnehin so fett. Man darf doch die Tiere nicht hungern lassen. Der Emil hat es gut gemeint.«
»Du gehst sofort hinaus, mit Emil werde ich reden. Komm, Bärbel, trockne dir die Tränen, du darfst jetzt mit Vati in die Stadt gehen. Der Vati will für die Mutti etwas Schönes kaufen.«
Da waren die Tränen rasch versiegt. Das kleine Mädchen griff nach der Hand des Vaters und sagte freudig: »Na, dann komm, wir wollen einkaufen.«
»So kann ich dich aber nicht mitnehmen, du hast ja ganz schmutzige Hände.«
»Ach, Vati, die hält Bärbel auf den Rücken.«
»Nein, mein Kleines, ein braves Kind muß saubere Hände haben. Denke doch mal, wenn wir in der Stadt eine Tante oder einen Onkel treffen, denen du ein Händchen reichen mußt. Dann würdest du dich furchtbar schämen, wenn die Hände so schmutzig sind.«
»Weißt du, Vati, kleine Männer haben es viel besser als kleine Frauen. Kleine Männer können die Hände in die Hosentaschen stecken. Bärbel möchte auch Hosentaschen haben.«
»Nun beeile dich, Bärbel, laß dir von Lina die Hände waschen und auch den Hals.«
»Ach – der Hals ist erst gewaschen worden.«
»Keine Widerrede, mein Kind, sonst gehe ich allein.«
Da lief Goldköpfchen rasch davon, rief stürmisch nach der Lina und verlangte das Waschen von Händen und Hals.
Aber kaum eine Minute später horte Frau Lindberg lautes Geschrei; und als sie ins Kinderzimmer eilte, erblickte sie Bärbel mit zornrotem Gesicht.
»Was ist denn geschehen?«
»Großmama«, rief das Kind erregt, »der Vati hat gesagt, die Lina soll mir den Hals waschen! Nun ist’s genug!«
»Das wird Lina am besten wissen.«
»Großmama, – gehören die Ohren einer Frau zum Gesicht?«
»Jawohl, Goldköpfchen.«
Das Kind wandte sich an das Mädchen. »Na, siehst du! Großmama, der Vati hat gesagt, sie soll Bärbel den Hals waschen, und nun will sie mir auch die Ohren waschen.«
»Deine Ohren sind ganz schmutzig, mein Kind, und wenn sich der Schmutz in den Ohren festsetzt, kannst du nichts mehr hören und wirst taub.«
»Ach, Großmama, – dann hat sich der Onkel Karl wohl nie die Ohren gewaschen! – Ach, so ein Dreckfink!«
»Onkel Karl hat eine Ohrenkrankheit gehabt, er hat sich stets die Ohren gewaschen.«
»Großmama, – da hat ihm seine Mutti sicher die Ohren zuviel gerumpelt, und dabei sind die kaputt gegangen.«
»Jetzt laß dich waschen, sonst geht der Vati allein fort.«
Lina hatte Mühe, mit dem kleinen Irrwisch fertig zu werden; aber schließlich gelang es ihr doch. Dann zog sie dem Kinde noch ein anderes Kleidchen an; und nun eilte Goldköpfchen hinunter zum Vater.
An der Hand des Apothekenbesitzers wanderte sie durch den Ort. Jeden Augenblick zog Herr Wagner den Hut und grüßte. Mitunter blieb er auch stehen und wechselte mit Bekannten einige Worte.
»Du mußt doch auch immer ein Knickschen machen, Goldköpfchen, das vergißt du stets. Jedesmal, wenn du einen bekannten Herrn oder eine Dame siehst, mußt du knicksen, das merke dir.«
Bärbel befolgte den Rat. Aber plötzlich knickste sie wieder, ohne daß jemand zu sehen war.
»Wen hast du denn eben gegrüßt?«
Das kleine Mädchen wandte sich um und wies auf einen Pudel. »Den Wauwau kennt Bärbel, der kommt oft zu unserem Hektor.«
Endlich hatte Herr Wagner das Geschäft erreicht, in dem er seine Einkäufe machen wollte. Zunächst wurde ein sehr schöner Seidenstoff ausgewählt, den die Apothekersgattin als Geschenk erhalten sollte. Dann wurden noch mehrere Kleinigkeiten erstanden, und schließlich wagte Bärbel die schüchterne Frage:
»Hat denn die Mutti Geburtstag?«
»Nein, Goldköpfchen, aber die Mutti hat uns die Zwillinge geschenkt, hat den Vati dadurch sehr erfreut, und will zum Dank ihr der Vati auch eine Freude bereiten.«
»O-o-ch!«
»Die Mutti hat so lange im Bett liegen müssen und war krank, jetzt wollen wir sie doppelt erfreuen.«
»Schenkst du der Mutti immer etwas, wenn sie einen Zwilling bringt?«
»Freilich!«
»Wenn nun aber morgen schon wieder ein Zwilling kommt, – schenkst du ihr dann auch wieder was?«
»Vorläufig haben wir genug und bitten den lieben Gott, daß er uns keine Zwillinge mehr schickt.«
»Du – Vati – wenn die Mutti immer solche schöne Sachen bekommt,