gibt die zur Antwort und schaut Lasse und mich an. „Wollt ihr da mitkommen?“
„Au ja, Seehunde!“, ruft Lasse. „Ben, sollen wir mit Moni gehen?“
„Geh du mit Moni“, sage ich schnell. „Das ist eine gute Idee. Dann gehe ich mit Manni. Ja, Manni?“
„Ich finde die Seehunde auch eine gute Idee“, meint Manni.
„Ach so.“ Ich muss schlucken. „Ich dachte, du willst vielleicht in die wilden Bahnen. In manche darf man zum Beispiel nur, wenn ein Erwachsener mitkommt.“
Lasse meldet sich. „Ja, in das Fips-Piratenfloh-Karussell zum Beispiel. Das ist so wild, da wird manchen ganz schwindlig!“
Elisabeth beißt in ihr Salamibrot. „Mir gefallen die wilden Bahnen. Aber die Seehunde-Show finde ich auch gut.“
Kathi schaut mit klimpernden Augen Moni an: „Ich geh mit dir. Ja?“
„Ja, wenn du auch zur Seehunde-Show mitkommen möchtest?“
„Alles ist mir recht, solange ich nicht mit Hanna gehen muss.“ Damit wirft sie Hanna einen bitterbösen Blick zu. Hanna pumpt ihre Backen auf und schlägt mit beiden Fäusten auf den Steintisch.
Moni seufzt. „Eigentlich dachte ich, dass wir uns hier im Kindergottesdienst etwas netter behandeln.“
Hanna zieht ihre Augenbrauen zusammen. „Kathi weiß doch überhaupt nicht, was ‚nett‘ ist!“
„Hört jetzt auf, ihr zwei“, mahnt Moni genervt.
Ich starre auf mein Rosinenbrötchen, das ich erst zur Hälfte aufgegessen habe. Das wird ja doch um einiges komplizierter, als ich gedacht habe. Hoffentlich verbringe ich nicht die meiste Zeit des Tages mit Seehunde-Shows und anderen langweiligen Theatervorführungen.
Moni zieht ein paar bunt bedruckte Blätter aus ihrem Rucksack. „Das sind die Lagepläne des Freizeitparks“, erklärt sie. „Hier sind alle Bahnen, Shows und Karussells eingezeichnet.“ Sie teilt die Pläne an alle aus. „In der Mitte seht ihr den großen See. Der ist das Zen trum des ganzen Parks. Wenn man einmal um den ganzen See herumgegangen ist und dabei alle Bahnen und Karussells gefahren ist, die einem da rechts und links begegnen, dann hat man alles durch.“ Sie grinst. „Aber das schafft man sowieso nicht an einem einzigen Tag. Weil man bei den meisten Attraktionen auch noch mindestens eine halbe Stunde anstehen muss, schafft man noch weniger. Das Beste ist, ihr sucht euch von vornherein die drei bis vier Sachen aus, die ihr auf jeden Fall erleben wollt. Sonst seid ihr nachher vielleicht enttäuscht.“
Manni wirft den Stein seines aufgegessenen Pfirsichs in hohem Bogen über die angrenzende Wiese und beugt sich über den ausgebreiteten Plan auf unserem Tisch. „Und weil der ganze Freizeitpark ja auf Piraten und Piratenschätze ausgelegt ist, haben wir für euch auch eine Schatzsuche vorbereitet.“ Er grinst. „Natürlich nur, wenn ihr Lust habt.“
„Ja, klar!“, schreien alle laut auf. Ich dagegen bin mir noch nicht ganz sicher, wie super ich das finde. Wenn wir gleich vor lauter Schatzsuche nicht mehr dazu kommen, die wilden Bahnen zu fahren, dann finde ich das einigermaßen blöd.
„Wir haben auf jedem Lageplan vier Kreuze eingezeichnet“, erklärt Manni. „Überall dort könnt ihr nach einem Teil einer Schatzkarte suchen. Wenn ihr alle vier Teile gefunden und aneinander gelegt habt, dann seht ihr auf dieser Karte, wo genau ein dicker Schatz versteckt ist. Wer ihn zuerst gefunden hat, kann ihn sich mit seiner Kleingruppe teilen.“
Moni hebt einen Finger. „Aber gebt uns eine Stunde Zeit, bevor ihr zu suchen beginnt. Denn wir müssen die Kartenteile und den Schatz zuerst noch im Park verstecken.“
Lasse staunt: „Ach, ihr beide habt den Schatz? Dann könnt ihr ihn uns ja auch gleich geben!“
Moni lacht. „Nein. Das ist natürlich ein Spiel. Eine Schatzsuche rund um den Piratensee. Das ist doch lustig.“ Sie schließt ihren Rucksack, der noch auf dem Tisch liegt, und zieht ihn zu sich auf den Schoß. Dann schaut sie uns mit geheimnisvollem Blick an und beginnt ganz unvermittelt etwas zu erzählen: „Es war einmal ein Mann, der ging wie jeden Tag auf einen Acker, um dort zu arbeiten. Der Acker gehörte ihm nicht selbst. Aber weil er bei dem Acker-Besitzer angestellt war, bekam er für seine Arbeit Geld. Doch an diesem Tag geschah etwas Außergewöhnliches. Als er mit der Schaufel in den Boden stach, um einen großen Batzen Erde umzugraben, stieß er auf eine große Kiste. Voller Begeisterung zog er die Kiste heraus und öffnete sie. Und was meint ihr, was da drinnen war?“
„Ein Schatz!“, platzt es aus Lasse heraus.
„Richtig“, nickt Moni. „In der Kiste lag genau das, wonach sich der Mann sein ganzes Leben lang gesehnt hatte. Das, wovon er schon immer geträumt hatte!“
„Gold“, plärrt Lasse begeistert.
„Hm“, macht Moni, „in diesem Fall nicht. Der Mann fand etwas, das sonst in keiner Schatzkiste liegt. Was denkt ihr, könnte sich der Mann schon ein Leben lang gewünscht haben?“
„Ein Pferd“, grinst Hanna. Alle lachen bei der Vorstellung, ein Pferd käme aus einer Kiste im Acker herausgaloppiert.
„Tja“, fährt Moni fort, „vielleicht lag in dieser Kiste etwas, das man mit keinem Geld der Welt bezahlen kann. Etwas, das man noch nicht mal sehen und anfassen kann, sondern das man als Sehnsucht in seinem Herzen trägt.“
„Frieden auf der ganzen Welt“, startet Elisabeth einen Versuch.
Lasse grinst breit: „Eine große, dicke Mama-Umarmung.“
Moni nickt und freut sich. „Wäre das ein großer Schatz für dich, Lasse?“
„Ja! Und natürlich eine Papa-Umarmung!“
„Eine Eins in Mathe“, fällt Hanna ein.
„Ein glückliches Leben“, ergänzt Elisabeth nachdenklich.
„Eine Ballett-Aufführung, in der alle zuschauen“, sagt Kathi. „Die ganze Klasse, die ganze Familie. Und nachher klatschen alle und sagen Aaah und Oooh.“
„Das war ja klar, dass so was von dir kommt“, zickt Hanna.
Kathi wirft ihr einen vernichtenden Blick zu. „Na und?“
„In meiner Kiste“, geht Manni schnell dazwischen, „wäre auch eine Welt voller Frieden. So wie es Elisabeth gesagt hat. Eine Welt, in der einer für den anderen da ist. In der man sich nach einem Streit wieder versöhnt. In der niemand der Größte sein will. In der jeder so sein darf, wie er ist, und man sich nicht immer vergleichen muss.“
„Boah, das wäre cool!“, schwärmt Hanna sofort.
„Der Mann jedenfalls“, erzählt Moni weiter, „war sehr froh, dass er den größten Schatz seines Lebens gefunden hatte. Da gab es jedoch ein Problem: Nur weil er den Schatz gefunden hatte, gehörte er ihm nicht automatisch. Er kam ja aus einem Acker, der einem ganz anderen gehörte. Und wem der Acker gehörte, dem gehörte auch der Schatz. Nun wollte der Mann aber das, wovon er schon immer geträumt hatte, auf keinen Fall einem anderen überlassen. Er vergrub also den Schatz wieder in dem Loch. Dann rannte er zu seinem Chef und erklärte ihm, er wollte den Acker kaufen. Als er den Kaufpreis hörte, bekam er einen Schrecken. So viel Geld hatte er nicht. Er ging nach Hause und schaute sich an, was in seinem Haus alles herumstand. Alles schöne Dinge, über die er sich freute. Aber auch alles Dinge, die ihm geradezu wertlos vorkamen im Vergleich zu dem Schatz, den er gefunden hatte. Also verkaufte er alles, was er bis dahin besessen hatte. Dann hatte er genug Geld, um den Acker zu kaufen. Und damit gehörte ihm auch der Schatz. Der Mann war überglücklich. Denn nun besaß er das, wonach er sich sein ganzes Leben lang gesehnt hatte.“
„Und was war das jetzt für ein Schatz?“, will Jonas wissen.
„Jesus hat die Geschichte erzählt“, erklärt Moni. „Und er hat dazu gesagt: ‚Den Schatz kann man mit dem Himmelreich vergleichen, mit Gottes neuer Welt.‘“
Jonas legt ungläubig seine Stirn in Falten.