will. Jesus ist in dieser Welt der König. Dieses Reich hat mit Jesus begonnen und nun breitet es sich immer weiter aus. Jesus hat gezeigt, wie es in Gottes Welt zugeht: voller Liebe und Erbarmen. Voller Mitleid, Teilen, Vergebung. So wie sich Manni seinen Schatz in der Kiste vorgestellt hat.“
Einige Kinder nicken nachdenklich. Ich finde diesen Gedanken auch schön. Aber gibt es denn so was?
„Mit Jesus hat in dieser Welt etwas Neues angefangen“, sagt Moni. „Er weiß, dass diese Welt voller Unfrieden ist. Voller Neid, Hass und Gemeinheiten. Aber er selbst hat gesagt, dass er den Frieden bringt. Dabei geht es zuerst einmal um den Frieden in uns selbst. Dass wir wissen, wie wertvoll Gott uns gemacht hat und dass wir es nicht nötig haben, uns mit anderen zu vergleichen oder sie gemein zu behandeln. Daraus wird dann auch der Frieden mit anderen. Und es geht um Frieden mit Gott. Sich mit Gott anzufreunden und ihm zu vertrauen. Da, wo das passiert, kann mitten in unserer Welt eine andere Welt wachsen. Ein Königreich voller Frieden, in dem Jesus der König ist.“
Klingt gut, denke ich. Allerdings möchte ich jetzt lieber mal langsam aufbrechen und zu „Käpt’n Silvers Wunderland“ kommen. Die Achterbahn und die anderen aufregenden Sachen kann man ja trotzdem erleben, auch wenn man die Welt von Gott gut findet. Oder etwa nicht?
3
Es ist kurz nach zehn, als wir an den Pforten von „Käpt’n Silvers Wunderland“ stehen. Und fast halb elf, als Moni endlich die lange Schlange vor der Kasse überstanden und die Karten besorgt hat. Wir gehen gemeinsam durch das Eingangstor. Dort stehen einige schwarz gekleidete Männer mit Kopfhörern im Ohr und einem Schildchen am Anzug mit der Aufschrift „Sicherheit“. Sie schauen sich jeden, der durch das Tor geht, prüfend an. Als Manni an ihnen vorbeikommt, muss er seinen Rucksack öffnen. Die Männer lassen ihn erst durch, nachdem sie ein bisschen in seinem Rucksack gekramt haben. Ich muss schmunzeln. Sie haben Manni für einen Gangster gehalten.
Als ich durch das Tor in den Freizeitpark gelangt bin, kann ich schon jede Menge Verkaufsbuden, Karussells und andere aufregende Attraktionen sehen. Direkt am Eingang stehen ein paar Häuser, in denen es Essen und Trinken zu kaufen gibt. „Toiletten“ steht an einem der Häuser. Daneben an einer Extratür: „Erste Hilfe“. An einem anderen Haus steht: „Verwaltung“ und „Geschäftsleitung“. Auch hier stehen überall diese schwarzen Sicherheits-Männer herum. Die scheinen ja wirklich mit vielen Dieben zu rechnen, wenn hier so viele Männer für Sicherheit sorgen sollen. Aber jetzt bin ich ja da. Sollte hier jemand etwas Böses im Schilde führen, werde ich das natürlich sofort herausfinden. Obwohl – eigentlich bin ich heute ja nicht hier, um Verbrecher zu fangen, sondern um Spaß zu haben. Im Hintergrund ragt schon das riesige Holzgestell der Achterbahn über Bäumen und Häusern heraus. Ich kann es kaum mehr abwarten, endlich losflitzen zu können.
Direkt vor uns befindet sich eine Fläche, die mit verschiedenen Blumen so bepflanzt ist, dass sich ein Bild von einem Piratenschiff ergibt. Das sieht klasse aus. Aus Lautsprechern dröhnt Musik mit Piratenliedern. Überall laufen menschengroße Tiere herum und winken den Parkbesuchern zu: ein Krokodil, ein Pinguin, ein Löwe. Das sind natürlich verkleidete Menschen. Sie sind umringt von Kindern, deren Eltern aufgeregt Fotos knipsen.
Lasse strahlt übers ganze Gesicht. „Boah, das wird klasse hier! Was, Ben? Kann man dort in den Häusern was kaufen? Mama hat mir fünf Euro Taschengeld mitgegeben! Dafür kann ich mir was kaufen! Komm, Ben! Wir schauen mal nach, was es da gibt!“
„Nein, Lasse!“, versuche ich ihn zu beruhigen. „Jetzt warte doch erst mal!“
Moni verschafft sich noch einmal Gehör: „Um 17 Uhr ist hier im Park eine große Parade. Da laufen alle verkleideten Tiere aus den verschiedenen Themenbereichen noch einmal die Hauptstraße um den See entlang. Große geschmückte Wagen fahren hintereinander her. Die Tiere und Piraten winken den Besuchern zu. Wie bei einem Karnevals-Umzug. Sie starten irgendwo da hinten an einer großen Halle. Und dort kommen sie auch wieder an. Wenn die Parade vorbei ist, treffen wir uns alle wieder genau hier. Hier an diesem Blumenbeet. Spätestens um 18 Uhr.“ Sie zeigt auf das Piratenschiff aus Blumen vor uns. „Heute Mittag um eins“, fährt sie fort, „werden Manni und ich an einer der Buden hier im Eingangsbereich etwas zu essen kaufen und eine Mittagspause einlegen. Wer von euch also zwischendurch mal die anderen sehen will, kann gerne dazu stoßen. Ansonsten bleibt es dabei: Ihr werdet in kleinen Gruppen mit mindestens drei Personen durch den Park laufen. Ihr könnt auch zu siebt oder mit Manni und mir gehen, wenn ihr wollt. Aber niemand geht alleine oder zu zweit. Habt ihr das verstanden?“
„Warum eigentlich?“, will Jonas wissen. „Ich gehe mit Maria. Ich brauche die anderen nicht.“
„Das habe ich euch doch schon mehrmals erklärt“, sagt Moni. „Wenn einem etwas zustößt oder wenn sich einer verletzt hat oder sonst etwas passiert ist, dann kann einer loslaufen und Hilfe holen und der andere bleibt bei dem Verletzten.“
„Uns passiert nichts“, weiß Jonas jetzt schon.
„Das will ich auch hoffen“, gibt Moni zurück. „Aber es bleibt dabei. Wenn etwas passiert, ist es wichtig, dass ihr zu dritt seid. Darüber diskutiere ich auch nicht mit euch. Wenn Manni und ich jemanden von euch alleine oder zu zweit antreffen, dann müsst ihr für den Rest des Tages mit uns beiden gehen und dürft nur die Bähnchen fahren, die wir beide uns aussuchen. Verstanden?“
Lasse meldet sich: „Und was ist, wenn einer oder zwei in eine wilde Bahn wollen und der dritte will nicht mitfahren?“
„In diesem Fall wartet der dritte an einer Bank am Eingang dieser Bahn auf die anderen. Das ist eine Ausnahme. Aber er darf auf keinen Fall alleine weitergehen. Klar?“
„Und wenn der, der alleine wartet, dann dringend aufs Klo muss?“, forscht Lasse weiter.
Moni seufzt. „Dann geht er eben schnell. Aber danach muss er sofort wieder zum Eingang gehen.“
Lasse grinst: „Ist das jetzt die Ausnahme von der Ausnahme?“
„Ja, von mir aus. Aber jetzt versuch nicht noch mehr Ausnahmen auszuhandeln, Lasse. Ich hoffe, du hast verstanden, dass du ansonsten immer ganz klar bei deinem Bruder bleibst. Oder du gehst mit uns Großen.“
„Nee, ich bleib bei meinem Bruder und laufe nicht weg! Hab ich verstanden!“ Lasse grinst mich an.
Ich grinse nicht. „Aber … äh … es ist doch noch gar nicht klar, dass Lasse und ich zusammen gehen …“
„Wie ihr euch zusammentut, bleibt euch überlassen“, winkt Moni ab. „Mit wem möchtet ihr denn zusammen sein?“
„Ich will mit Ben gehen!“, bestimmt Lasse sofort.
„Ich geh mit Maria!“, ruft Jonas und greift sofort nach Marias Ärmel.
„Ich auch!“, rufen Hanna, Kathi und Elisabeth.
„Siehste!“, freut sich Lasse. „Dann müssen wir beide ja zusammenbleiben!“
„Und noch ein Dritter sollte dazugehen“, beharrt Moni und schaut mich an. „Oder ihr beiden geht mit Manni und mir, wenn ihr mögt. Das ist für uns auch in Ordnung.“
Mir ist irgendwie unwohl zumute. „Aber du wolltest doch nur in diese komische … äh … Seehunde-Show …“
„Ja. Die ist sehr interessant.“
„Aber ich wollte in den ‚Piraten-Orkan‘. Das ist die schnellste Achterbahn Europas!“
Manni schmunzelt. „Die schnellste grün-braun gestreifte Holz-Achterbahn, meinst du. Vermutlich auch die einzige.“
„Egal. Da wollte ich jedenfalls rein.“
„Die ist erst ab zwölf!“, belehrt mich Maria altklug.
„In Begleitung von Erwachsenen darf man auch schon mit elf da rein! Darum wollte ich ja auch mit Manni da reingehen“, schiebe ich hinterher und schaue ihn dabei an. „Gehst du mit mir da rein?“
Manni zieht die Augenbrauen hoch. „Wir können es ja so machen: Ihr geht zuerst mal in euren eigenen Kleingruppen und