Magda Trott

Pucki


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– vielleicht kommen sie doch zu Pucki! – Ach, ich habe heute den lieben Gott so schön gebeten. – Mutti, ist der liebe Gott wirklich so gut, wie du immer sagst?«

      »Ja, mein Kleines, er ist sehr gut.«

      »Na, dann wird er's schon machen. Da will ich mal ruhig schlafengehen. – Morgen ist Vatis Geburtstag – nun bin ich wieder ganz froh. Mutti, nu wollen wir aber mal wirklich sehen, ob der liebe Gott so gut ist, wie du sagst.«

      Als Pucki im Bettchen lag, faltete sie erneut die Hände und sagte leise: »Du vergißt es doch nicht, lieber Gott? Auf der Bank in der Fliederlaube – da liegt er.«

      Pucki war gerade eingeschlafen, als Frau Sandler leise zur Fliederlaube schlich und den zerbrochenen Lampenteller fand. Und dann brannte im Wohnzimmer noch eine ganze Weile die Lampe. Muttis Hände zogen Faden auf Faden durch die Löcher des Tellers, fertigten genau solche Sterne an, wie Pucki sie gestickt hatte, damit der Lampenteller dem anderen zum Verwechseln ähnlich sei.

      Förster Sandler saß daneben und blickte gerührt auf seine liebe Frau, die das Flehen des Kindes gehört hatte und ihm helfen wollte.

      Sie erzählte ihrem Mann den Vorfall und wiederholte die gläubigen Worte der Kleinen.

      »Unsere Pucki hat zwar viele Fehler und ist mitunter sehr eigenwillig, sie hat aber ein gutes und weiches Herz und ist auch ein frommes Kind, das wird ihr im Leben viel nützen und weiterhelfen.«

      »Und du, meine liebe Frau, bist nun das erbetene Heinzelmännchen und musst mein Geburtstagsgeschenk arbeiten.«

      »Ich tue es ja so gern.«

      »Das weiß ich.«

      Förster Sandler zog seine Frau an sich und küsste sie herzlich.

      Als gegen Mitternacht der Lampenteller fertiggestellt war, schlichen die Eltern an die Betten der schlafenden Kinder. Pucki lag mit geöffnetem Munde da, sie schien zu lächeln. Und es war auch so. Sie sah im Traume viele hundert Heinzelmännchen, die alle an dem Lampenteller nähten, die ihn neu pressten, zusammenflickten und dann mit schöner brauner Farbe anstrichen.

      Trotz dieses herrlichen Traumes war Pucki am anderen Morgen sehr zeitig wach. Der erste Gedanke galt dem Geschenk für den Vater. Ganz leise stieg das Kind aus dem Bett, streifte hastig Schuhe und Strümpfe über, schlüpfte ins Kleidchen und lief hinaus in den Garten.

      Ein Freudenschrei entfuhr seinem Munde. – Dort lag der Lampenteller schön gestickt und ganz heil auf der Bank.

      »Ihr guten Heinzelmännchen! Ich streue euch heute auch viele Kuchenkrümel von Vatis Geburtstagskuchen hierher. – Ach, lieber Gott, das hast du aber gut gemacht!«

      Den Teller in den Händen stürmte Pucki in das Forsthaus zurück. Noch lagen die Eltern in den Betten.

      »Vati – Vati – ich gratuliere dir zum Geburtstag! Hier, siehst du – da hast du dein Geschenk!«

      Und der Vati freute sich über die schöne Stickerei; er meinte, einen so schönen Geburtstagsmorgen hätte er lange nicht mehr gehabt.

      »Soll ich dir mal was erzählen?«

      »Freilich!«

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      Der Wahrheit gemäß berichtete die Kleine, was sich alles ereignet hatte.

      »Vati, nu gehe ich wirklich nicht mehr an die Tinte, ich bin von heute an eine ganz artige Pucki, weil mir der liebe Gott so geholfen hat. Und nachher schenkst du mir auch ein Stück Kuchen für die Heinzelmännchen.«

      Pucki erhielt das Stück Kuchen und trug es gewissenhaft hinaus in die Fliederlaube. Dort legte sie es nieder. Bei ihrer Rückkehr aus der Schule stellte Pucki fest, dass die Heinzelmännchen auch am Tage umgingen, denn das Kuchenstück war aus der Fliederlaube verschwunden. Dass es dem Harras vorzüglich geschmeckt hatte, ahnte Pucki nicht. Der Hund mit seinem feinen Geruch hatte den Kuchen gar bald gefunden und verzehrt. Nun stand er wieder vor der Laube und schnupperte herum.

      »Riechst du die Heinzelmännchen?« fragte die Kleine.

      Doch Harras wartete auf Kuchen, nicht auf die kleinen, helfenden Waldgeister.

      Des Vaters Geburtstag verlief sehr lustig. Es kamen viele Leute, die ihm gratulierten. Es gab Kuchen, Pucki bekam sogar Limonade, und lustig plauderte sie mit allen. Plötzlich mahnte die Mutter daran, dass Pucki noch für die Schule zu arbeiten hätte.

      Die Kleine zog die Nase kraus, ging in das Zimmer zu der kleinen Schwester, spielte ein wenig mit Mucki, und nahm dann die Tafel zur Hand. Doch draußen im Garten wurde so lustig gelacht, dass Pucki lieber zuhören wollte. Endlich war es Abend geworden, die Mutter rief zum Essen, und Pucki stellte erschrocken fest, dass die Aufgaben noch immer nicht gemacht waren.

      Oh, tröstete sie sich, die Heinzelmännchen haben ein so großes Stück Kuchen bekommen, ich will ihnen sagen, dass sie die Tafel vollschreiben sollen.

      Das Kind ergriff die Tafel, trug sie hinaus in die Fliederlaube und sagte:

      »Heda, ihr Heinzelmännchen, heute nacht müsst ihr wiederkommen und eine Eins und eine Vier immerfort hier drauf schreiben – die ganze Tafel voll. – Habt ihr es gehört? Morgen früh hole ich die Tafel.«

      Beim Abendessen fragte die Mutter, ob Hedi die Schularbeiten gemacht habe.

      »Lass nur«, sagte sie, »das machen mir jetzt immer die Heinzelmännchen. Ich habe die Tafel in die Laube getragen.«

      Weder der Förster noch seine Frau sagten dazu ein Wort. Beruhigt ging Hedi schlafen. Am nächsten Morgen eilte sie zur Laube, um die Tafel zu holen.

      Aber wie erschrak sie! Da war weder eine Eins noch eine Vier. Auf der Tafel stand etwas ganz anderes, das sie jedoch nicht lesen konnte. Sie ging mit der Tafel zu Minna und sagte:

      »Kannst du lesen, was hier steht?«

      »O ja!«

      »Was steht denn da?«

      Minna las: »Schäme dich, Pucki! Ein faules Kind mag keiner leiden, ein faules Kind betrübt Vater und Mutter, und die Heinzelmännchen helfen in Zukunft auch nicht mehr.«

      Puckis Gesicht färbte sich dunkelrot. – Das konnten nur die Heinzelmännchen geschrieben haben.

      »Wisch das schnell weg, Minna!«

      »Na, Pucki, was bedeutet denn das?«

      Mit gesenktem Haupt schlich das Kind davon. – Jetzt war es zu spät, um die Schularbeiten zu machen. Doch Pucki nahm sich fest vor, von heute an fleißiger und aufmerksamer zu werden. Auch die Eltern hätten sonst keine Freude an ihr und würden traurig sein. Schuldbewusst blickte Pucki zum blauen Himmel empor.

      Am Nachmittage gab es ein Gewitter, das erste in diesem Jahre. Da war Pucki recht niedergedrückt und vertraute der Mutter an, dass der liebe Gott heute gar so toll donnere, weil er mit Pucki böse wäre.

      »Von heute an werde ich ganz bestimmt artig, Mutti! Ich habe in der Schule gut aufgepasst und will immer schreiben und lesen, damit der liebe Gott wieder gut wird.«

      Eine Stunde später schien die Sonne wieder hell und warm. Das nahm Pucki als Zeichen, dass nun alles wieder in Ordnung sei.

      4. Kapitel: Pucki hilft überall

      Seit jener Mahnung, die die Heinzelmännchen auf die Schiefertafel geschrieben hatten, gab Hedi Sandler sich die größte Mühe, in der Schule aufmerksam zu sein. Sie war sehr stolz, als Fräulein Caspari eines Tages sagte, dass sie mit ihr zufrieden sei. Nur eines tadelte sie nach wie vor: Pucki konnte den kleinen Mund nicht immer rechtzeitig halten. Sie hatte aber auch zu viel zu erzählen. Alles, was sie im Walde erlebte, was sie auf ihrem Wege von und zur Schule sah, musste den Mitschülerinnen und der