Bownie hatte damit einen wunden Punkt in der Planung Mac Leans und Peter Sattlers berührt. Auch sie hatten es schon errechnet, daß ihre Herde viel zu langsam wachsen würde, um bald einen richtigen Ertrag abzuwerfen.
„Ach, wir machen eben Heu, solange der Sommer währt, vielleicht kommt einmal jemand und findet daran Gefallen!“ tat Lean großspurig.
„Nicht übel, nicht übel“, nickte Pat Bownie nachdenklich. „Aber inzwischen müßten auch die Ulgatchos Viehzüchter und Ranchers werden.“
Pat Bownie blieb zwei Tage bei den Ranchers. Er half ein wenig im Heu, aber wenn er ein schweres Bündel hob, dann knackten alle Knochen in seinem Körper. Bärbi Sattler tat dieser alte Herumstreuner leid. Ihm fehlte nichts als eine dauernde Unterkunft und ein geregeltes Essen. Wenn er abends mit rasselndem Atem hinter dem primitiven Tisch saß, schlang er soviel Essen in sich hinein, als hätte er schon acht Tage lang gehungert.
Pat Bownie sah ihren Blick und lächelte. „Draußen im Wald ist oft Schmalhans Küchenmeister. Seit ich kein Pferd mehr besitze, dauert eine Reise von einer Ranch zur andern oft länger als eine Woche. Und ich weiß nicht, woran es liegt, aber das Wild wittert mich von weitem. Manchmal ein Häslein, ein Eichhörnchen, aber ich habe auch schon von Murmeltieren und Siebenschläfern gelebt.“
Am dritten Morgen spiegelte sich der Entiako-See in der Ferne in einem verlockenden Glanz. „Muß doch mal hinübersehen“, sagte Pat Bownie, schulterte seine lange Büchse, hängte sich den zerlumpten Rucksack um und nahm Abschied. Die Sattler-Jungen sahen ihm noch lange nach, wie er durch das hohe Gras dahinschritt, schwankend, vornübergebeugt, bis er allmählich zu einem dunklen Strich zusammenschmolz, der hineintauchte in das spiegelnde Licht des hohen Sommers.
Der August war schon weit vorangeschritten. Längst hatten die Männer, um das letzte Benzin zu sparen, nur noch mit den Sensen Heu gemäht. Nun glaubten sie, daß es für die fünfzehn Tiere reichlich über den Winter langen würde.
„Jetzt den Rinderstall und dann das Haus“, sagte Peter Sattler nach erstem Überlegen. Die Hände der Männer verpechten und verklebten in den kommenden Tagen. Sie fällten mittlere Tannen, sie schleppten Steine für die Grundmauern zusammen, und als eines Morgens der erste Reif auf den Wiesen lag, gingen sie an den Bau des Blockhauses. Sie brauchten dazu etwa fünfzig behauene Stämme. Es wurde eine harte Arbeit, aber das Haus wuchs bald aus dem Boden empor. Rossy und Bärbi Sattler sammelten Moos im Wald und verstopften die Ritzen zwischen den Stämmen. Und während die Giebelwände sich allmählich schlossen, stachen Bill und Peer hohe Rasenstücke aus dem nahen, jetzt im Sommerende fast ausgetrockneten Sumpf. Das Dach wurde aus gespaltenen Stämmen zurechtgezimmert und darüber mit Rinden abgedeckt. Auf den flachen Giebel aber schichteten sie zuletzt die dicken Rasenstücke. Bis zu den kleinen Fensteröffnungen empor schütteten sie die Wände mit Erde zu. Das Glas, eines der wertvollsten Güter in dieser Einsamkeit, hatten sie glücklich über alle Berge bis hierher gebracht. Während Peter Sattler mit seinen Söhnen den Boden des Blockhauses aus gespaltenen Stämmen zimmerte, tat sich Mac Leans Fertigkeit im Einbauen der Lagerstätten und der Wandbänke hervor.
Draußen splitterte am Morgen das erste Eis, da begannen die Ranchers in das neue Haus am Entiako-See einzuziehen.
Am wichtigsten für das gute Überstehen des Winters war ein richtiger Rauchabzug des Ofens. Mac Lean klopfte und hämmerte aus leeren Proviantdosen ein langes Ofenrohr zusammen, das zuletzt hoch über das Hüttendach hinausragte. Hinter dem Hügel fand sich Lehm genug, und daraus hatten die Sattlers schon frühzeitig Ziegel geschlagen. Die halbe Rückwand der Blockhütte wurde nun mit diesen vermauert. Sie zogen, während das Feuer auf dem offenen Herd brannte, die Wärme an und gaben sie in der Nacht wieder allmählich ab.
Als auch der Rinderstall endlich stand, wehten die ersten kalten Winde von den Bergen herab. Man schrieb jetzt Anfang Oktober. Die Rinder, die immer noch draußen im Gehege weideten, hatten ein dichtes Fellkleid bekommen, auch das Fell der Pferde war struppig geworden.
Bill und Peer bekamen in diesen Monaten wahre Holzfällerhände. Manchmal mußte Mutter Sattler mahnend eingreifen, damit Peer sich nicht allzusehr erschöpfte. Mit seinen kaum sechzehn Jahren war er noch nicht jeder Arbeit gewachsen, obwohl er böse wurde und sich wehrte, wenn man ihn als Kind betrachtete.
„Du mußt noch wachsen, Peer“, sagte dann die Mutter lächelnd. Dann nahm sie ihn für einen Tag in die Hütte. Er mußte Späne schneiden, dünnes Dürrholz aufhacken und vor der Hütte ständig ein Feuer aus grünem Erlenholz unterhalten, in dessen Rauch die Fische konserviert wurden, die Mac Lean zuweilen im Entiako-See fing.
Jetzt begann die Zeit, da auch die Menschen sich Vorratsnahrung für den Winter zulegen mußten. Eine eiserne Reserve an Konservennahrung, die sie mit dem Treck mitgebracht hatten, mußte auf jeden Fall erhalten bleiben.
„Es wird Zeit, wir brauchen Wild!“ sagte Mac Lean eines Morgens. Er hatte bisher nur einige Hasen und Rehe erlegt. Nun trug er sich mit der Absicht, höher hinauf ins Gebirge zu wandern.
Eines Tages im Oktober erschien noch einmal Pat Bownie in der Ranchhütte.
„Ich hab’ mir’s anders überlegt“, begann er sofort zu erzählen. Er blickte auf Mac Lean. „Willst du mich nicht begleiten, hinüber zu den Batnunis? Dort drüben sind Viehhirten und Fütterer für den Winter vonnöten, du würdest eine Menge neuer Erfahrungen machen, und hier ißt du doch nur den Sattlers das Brot weg.“
Mac Lean überlegte den Vorschlag einen Tag lang. Peter Sattler hatte sofort von diesem Plan abgeraten. Aber am nächsten Morgen sagte Mac zu Pat Bownie: „Gut, ich will dich bis zu den Batnunis begleiten, aber wir wollen hinüber reiten, statt zu gehen, damit ich in einer Woche wieder zurück bin. Würde mich doch sehr interessieren, welchen zweiten Weg es aus dieser verdammten Wildnis hinaus noch gibt.“
Es war ein schneller Entschluß. Ein paar Stunden später ritten die zwei Männer fort.
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