und nach San Diego kommen, um mit mir abzuhängen, an den Strand zu gehen und auszuspannen“, riet Cole ihm. „Ein Kumpel hat mir für ein paar Wochen sein Strandhaus überlassen, während ich hier arbeite, und die Aussicht ist fantastisch.“
„Lass mich raten“, versetzte Taylor trocken. „Direkt vor deiner Tür findet die Meisterschaft im Frauen-Beachvolleyball statt.“
Cole lachte heiser. „Komm vorbei und finde es selbst heraus.“
„Ich muss arbeiten.“
„Du arbeitest immer“, hielt sein Freund ihm entgegen. „Ein bisschen Erholung würde dir guttun.“
„Vielleicht“, gab er zu. „Aber du weißt ja, wie das ist. Ich suche nach einer Plattenfirma, die mein nächstes Album produziert. Leider ist das einfacher gesagt als getan.“
„Was sagt dein Agent?“
Taylor streckte seine Beine von sich und fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar. Es war schwer, nicht frustriert zu sein, denn seit Tagen wartete Taylor auf einen Rückruf seines Agenten. Wie es aussah, stand Taylor auf dessen Prioritätenliste ziemlich weit unten, seit er eine Sechzehnjährige unter Vertrag genommen hatte, die die neue Miley Cyrus werden wollte. „Der ist genauso optimistisch wie ich. Nämlich gar nicht.“
„Autsch.“ Cole räusperte sich. „Es ist zwar keine große Sache, aber im Herbst bin ich als DJ für eine Kreuzfahrt gebucht. Zehn Tage Karibik mit Vollverpflegung und einer ziemlich guten Gage. Die suchen noch einen Sänger für ihr abendliches Programm. Soll ich dich vorschlagen?“
Bilder, die er vor knapp vier Jahren während eines Besuches bei seinen Eltern über einer Portion Käsekuchen hatte anschauen müssen, tauchten vor seinem inneren Auge auf. Bilder, die seine Stiefmutter in einem knallorangen Bikini und seinen Dad mit einem knallroten Sonnenbrand auf einer Kreuzfahrt um Hawaii zeigten. Damals hatte Taylor den Eindruck gewonnen, dass das Klientel auf solchen Kreuzfahrten selten jünger als sechzig war. Cole wäre auf solch einer Kreuzfahrt der absolute Publikumsmagnet – auf jeden Fall unter den weiblichen Gästen, die ihn umschwärmen würden, während er die Aufmerksamkeit genoss.
Bei Taylor sah es leider etwas anders aus, denn die Urlaubsfotos seiner Eltern hatten ihn ein wenig abgeschreckt. Mit kreischenden Groupies, die Teddybären auf die Bühne warfen, kam er klar, aber mit übergriffigen Damen im Rentenalter, die mit Stützstrümpfen in der Luft herumfuchtelten und ihn an den Hintern fassten, sah es anders aus.
„Im Herbst? Ist da nicht Hurricansaison?“
„Aus dir spricht der Pessimist“, verkündete Cole gut gelaunt. „Sieh es als bezahlten Urlaub an. Wir beide hängen zusammen ein paar Tage auf einem Kreuzfahrtschiff ab, trinken Cocktails, machen abends ein bisschen Musik und schauen uns nach einer netten Urlaubsbegleitung um, wenn wir Lust dazu haben.“
Taylor schnaubte. „Du weißt aber schon, wie hoch das Durchschnittsalter von Gästen solcher Kreuzfahrten ist?“
„Wie gesagt – du bist ein Pessimist. Einige der alten Damen und Herren werden bestimmt von ihren jungen Enkelinnen begleitet, die sich um ihre Großväter und Großmütter kümmern. Und da die übrigen Gäste viel älter sind als wir, haben wir freie Bahn.“
„Das klingt wahnsinnig verlockend, aber ich schätze, dass ich dennoch absagen muss. Bis zum Herbst ist es noch lang hin. Wer weiß, was bis dahin passiert.“
Mit anderen Worten hoffte er trotz schlechter Prognose dennoch auf einen Plattenvertrag, auch wenn er das nicht so offen sagte.
Cole verstand ihn trotzdem. „Okay, aber falls du dich anders entscheidest, lass es mich bald wissen.“
„Mhm.“ Er wechselte das Thema. „Wie lange bleibst du noch in San Diego?“
„Nur ein paar Wochen. Anschließend komme ich zurück nach Los Angeles, und ich hoffe, dass ich in der ersten Zeit auf deiner Couch schlafen kann, bis ich etwas Geeignetes gefunden habe.“
Etwas Geeignetes konnte in Coles Fall vieles bedeuten – eine WG mit einigen Models, eine Studentenbude mit ausländischen Studienanfängerinnen oder eine Villa mit privatem Strandzugang einer schwerreichen Frau. Cole blieb ein Frauenmagnet. Das hatte sich seit ihrer Zeit mit SpringBreak nicht geändert. „Klar, du bist immer herzlich willkommen“, versicherte Taylor ihm.
„Das höre ich gerne, Bruder. Ach, da fällt mir ein, dass ich Jesse vor Kurzem über den Weg gelaufen bin, als ich einen Abstecher nach New York gemacht habe. Für einen Kerl, der morgens um drei Uhr aufstehen muss, um eine Radioshow zu moderieren, sah er ziemlich gut aus. Und er lässt dich grüßen.“
„Was macht Jesse denn in New York? Ich dachte, er wohnt in Chicago.“
Irgendwo im Hintergrund waren laute Frauenstimmen zu hören, die ziemlich schrill kreischten – die Geräusche erinnerten Taylor an feierwütige Groupies, die miteinander rummachten, um die Aufmerksamkeit der Männer im Backstagebereich zu gewinnen. Himmel, war das lange her!
Cole war inmitten des Gekreisches kaum zu verstehen. „So lange konnten wir gar nicht reden. Er war in Begleitung einer aufgedonnerten Blondine, die ihn kaum aus den Augen ließ.“ Er seufzte genervt. „Ich hatte schon Schiss, dass sie mir in die Eier treten könnte, weil sie Jesse ganz für sich allein haben wollte. Hoffentlich ist das nichts Ernstes zwischen ihm und der Tussi.“
Weil sich das laute Kreischen sogar noch steigerte, wollte Taylor von Cole wissen: „Was ist bei dir los? Es klingt nach einer Zombieattacke.“
„Falls sich alle Zombies in winzigen Bikinis eine Wasserpistolenschlacht liefern, dann lasse ich mich gerne von ihnen beißen.“ Cole klang merkwürdig zufrieden und beschrieb die Situation, die sich offenbar gleich in seiner unmittelbaren Gegenwart abspielte. „Das solltest du sehen, Mann. Ich wette fünf Mäuse, dass es nicht mehr lange dauert, bis mindestens eine von ihnen ihr Oberteil verliert.“
Taylor verdrehte die Augen. „Hast du mir verheimlicht, dass du seit Neuestem als Hausmeister einer Collegeschwesternschaft arbeitest?“
„Die Idee klingt gar nicht schlecht“, witzelte sein Kumpel. „Ein paar wirklich heiße Mädels verbringen den Tag am Strand und liefern sich gerade direkt vor meinem Fenster eine Wasserschlacht. Ich fürchte, ich muss auflegen, um zwischen ihnen für Frieden zu sorgen.“
„Du solltest darüber nachdenken, anstatt als DJ als Friedensbotschafter der Vereinten Nationen zu arbeiten“, schlug Taylor trocken vor. „Auf diese Weise hätte die ganze Welt etwas von deinem Talent, zwischen Konfliktparteien zu vermitteln.“
„Ich werde darüber nachdenken“, versprach Cole lachend, bevor er auflegte.
Nachdem sie das Telefonat beendet hatten, schnappte sich Taylor seine Wohnungsschlüssel und machte sich auf den Weg nach draußen. Die Arbeit hatte ihn heute nicht nur frustriert, sondern ihn auch davon abgehalten, etwas zu essen. Also lief er durch seine momentane Nachbarschaft, genoss das milde Wetter und gönnte sich einen kleinen Snack. Im Plattenladen, der sich nur wenige Straßen entfernt befand, stöberte er eine gute Stunde lang herum und kaufte eine Aufnahme von Ella Fitzgerald, bevor er wieder zurück zur Wohnung schlenderte, in der er zurzeit lebte.
Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, begann sein Handy zu klingeln. Überraschenderweise war es sein Agent, der sich endlich bei ihm meldete. Es geschahen also doch noch Wunder.
„Hey, Mike. Wie komme ich zu der Ehre deines Anrufs?“
„Tut mir leid, dass du so lange auf einen Rückruf warten musstest, Taylor. Du weißt ja, wie das ist – die Vertragsverhandlungen meiner neuen Künstlerin haben länger gedauert als geplant.“
„Kein Problem“, erwiderte Taylor lässig, auch wenn er innerlich mit den Zähnen knirschte.
„Tja, also ... ich habe eine gute und ich habe eine schlechte Nachricht. Welche willst du zuerst hören?“
Weil sein Agent merkwürdig klang und den Anschein machte, dass ihm das Telefonat unangenehm sei, erwiderte Taylor wachsam: „Zuerst die schlechte,