Poppy J. Anderson

Rockstar Love - Ein Song für Alexis


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      „Die Band SpringBreak.“

      Estelle starrte ihn weiterhin unwissend an.

      „It has to be you, Shame, Downstairs“, zählte er ein paar ihrer damaligen Songs auf, die alle auf Platz eins der nationalen Charts gekommen waren. Ihr Lied It has to be you war sogar in einigen Ländern Europas auf Platz eins gelandet und hatte sich in den USA mehrere Wochen an der Spitze gehalten.

      „Ach so!“ Bei dem Mädchen fiel anscheinend der Groschen, denn sie fasste sich an die Stirn. „Jetzt weiß ich, wen du meinst.“

      Taylor nickte, nahm den letzten Schluck aus seinem Drink und stellte das Glas anschließend auf einem der Tische ab, da er bislang keinen Kellner entdeckt hatte, der leere Gläser einsammelte.

      „Meine Mom war ein großer Fan und hat eure Musik immer gehört, wenn sie mich zur Schule gefahren hat“, plauderte Estelle vergnügt. „Die wird Augen machen, wenn sie hört, dass ich jemanden getroffen habe, der früher mal berühmt war. Und ich Idiotin dachte, du wärst dieser Typ von American Idol gewesen! Aber der muss natürlich viel jünger sein als du.“

      Es kostete ihn einige Mühe, dass ihm seine Gesichtszüge nicht entglitten.

      Plötzlich fühlte sich Taylor uralt und hatte das Bedürfnis nach etwas Stärkerem als dem Gin Tonic, den er gerade getrunken hatte.

       Die wird Augen machen, wenn sie hört, dass ich jemanden getroffen habe, der früher mal berühmt war.

      Dieser Satz beschrieb seine Situation ziemlich gut und traf Taylors bereits angeknackstes Ego.

      Er hätte sich niemals als einen Aufschneider bezeichnet, der sich durch den Grad seiner Bekanntheit definierte und durch seinen früheren Ruhm abgehoben war. Auch heulte er seinen damaligen Erfolgen nicht hinterher – jedenfalls tat er es nicht immer. Dennoch hatte Taylor daran zu knabbern, aufs Abstellgleis geschoben worden zu sein und sich wie ein Verrückter abzustrampeln, um eine zweite Chance zu bekommen und zu beweisen, wie gut er war.

      Denn er war gut. Verdammt gut.

      Und wenn er sah, dass talentlose Idioten wie Brad Paxton Erfolg hatten, dann ärgerte er sich, weil er wusste, dass der ihm musikalisch betrachtet nicht das Wasser reichen konnte.

      Die Vorstellung, dass Taylor vielleicht nie wieder die Möglichkeit hatte, der Musikwelt zu beweisen, was in ihm steckte, und dass er der Nachwelt als der Typ von SpringBreak in Erinnerung blieb, der an dem Versuch gescheitert war, sich als Solokünstler zu etablieren, machte ihn fast wahnsinnig. Mit seiner Musikerkarriere konnte er nicht einfach abschließen. Irgendwie hatte er das Gefühl, es sich selbst schuldig zu sein, alles dafür zu geben, um wieder Erfolg zu haben.

      Seine früheren Bandkollegen handhabten ihre Karrieren etwas anders, nachdem sie sich vor dreizehn Jahren getrennt hatten.

      Cole war nach einem kurzen Abstecher in den Reality-Show-Wahnsinn zum Modeln gekommen und arbeitete nach ein paar Gastauftritten in diversen Telenovelas als DJ.

      Jesse hatte sein komplettes Geld in das Bauunternehmen seines Bruders gesteckt, das vor ein paar Jahren pleitegegangen war, und verdiente seine Brötchen zurzeit als Radiomoderator.

      Dean war nach dem Aus der Band abgestürzt und hatte drei Entzüge hinter sich gebracht, bevor er der Glitzerwelt den Rücken zugekehrt hatte und mittlerweile in Oregon als Handwerker arbeitete, wo Taylor ihn ab und zu sah, wenn er seinen Dad und seine Stiefmutter besuchte, die ganz in der Nähe von Dean wohnten.

      Was Zac machte, wusste Taylor überhaupt nicht. Zu ihm war der Kontakt gänzlich abgerissen, als er die Band verlassen hatte. Das Letzte, was Taylor gehört hatte, war, dass der damals Zwanzigjährige aufs College gegangen war.

      Leider war das Ende von SpringBreak alles andere als glamourös oder anständig gewesen. Was damals mit Zac geschehen war und welchen Anteil sie alle daran besessen hatten, brannte Taylor noch heute auf der Seele.

      „O mein Gott! Der Kerl da vorne sieht aus wie Mario von den DeeDee-Brothers“, unterbrach Estelle seine Gedanken, indem sie sich auf die Zehenspitzen stellte und zum Eingang des Restaurants spähte. Taylor konnte nur hoffen, dass es besagter Mario war, auch wenn er von ihm noch nie etwas gehört hatte. Ihm war alles recht, solange es Estelle dazu brachte, das Weite zu suchen.

      „Entschuldigst du mich? Von ihm brauche ich unbedingt ein Autogramm!“

      „Viel Glück“, verabschiedete er sich von dem Mädchen, das auf seinen hohen Absätzen rasch davoneilte. Mario von den DeeDee-Brothers tat ihm jetzt schon leid.

      „Du scheinst dich genauso sehr zu amüsieren wie ich.“

      „Und wie“, erwiderte er inbrünstig und drehte sich zu der Stimme um, die hinter ihm erklang. „Wer hat dich dazu genötigt, heute Abend herzukommen?“, wollte er von Raphael Medina wissen, den er seit einem gemeinsamen Job vor einigen Jahren kannte.

      Damals hatte Taylor den Titelsong für eine Fernsehsendung geschrieben und Raphael hatte ihn gesungen. Für beide war nicht viel Geld herausgesprungen und die Fernsehsendung war gleich nach den ersten vier Folgen abgesetzt worden, aber seither waren sie miteinander befreundet.

      So gut man in Los Angeles miteinander befreundet sein konnte – in der Stadt, in der die meisten Leute die eigene Großmutter für ein Engagement verkauft hätten.

      „Ich bin freiwillig hier, denn ich hörte, die Drinks wären gut und die Frauen bildschön“, bekannte der gut aussehende Südamerikaner, der vor zehn Jahren mit einer nicht gänzlich unbekannten Latina-Popsängerin, die für ihre heißen Rhythmen und ihren prallen Hintern bekannt war, eine kurze Beziehung geführt und dank ihr Fuß im Musikgeschäft gefasst hatte. Wie bei vielen hatte er anfangs Erfolge gefeiert, bis er aus dem Dunstkreis seiner Exfreundin verschwunden und nicht mehr interessant genug gewesen war. Seither hangelte er sich von einem Job zum anderen – immer auf der Suche nach einer Chance, um groß herauszukommen.

      „Die Drinks sind verwässert und die Frauen sind Mädchen, mit denen man sich nicht unterhalten kann.“

      „Wer spricht denn davon, dass ich mich mit ihnen unterhalten will?“

      Taylor schnaubte, denn seiner Meinung nach sollte Raphael Abstand zu Mädchen wie Estelle nehmen, die alterstechnisch seine Töchter hätten sein können. Der Sänger gab sich zwar als Mittdreißiger aus, hatte die Vierzigermarke jedoch schon vor einigen Jahren überschritten. Verfallsdaten gab es in der Branche nicht nur bei Frauen.

      „Wer schmeißt eigentlich diese Party?“

      „ThalulaProductions“, erwiderte Taylor schlicht und beobachtete währenddessen, wie sich die meisten Gäste auf das spärliche Buffet stürzten, das soeben aufgebaut wurde.

      „Der Name sagt mir nichts.“

      „Da bist du nicht der Einzige“, entgegnete er trocken und drehte sich wieder zu Raphael um, der in seinem weißen Sakko und mit dem auffällig schwarzen Haar ein bisschen wie der Schneider von Panama aussah. „Angeblich sollen sie ein brandheißes, neues Talent am Start haben, das bei ihnen unterschrieben hat.“

      „Ist an dem Gerücht was dran?“

      Taylor verdrehte die Augen. „Was denkst denn du?“

      Raphael grinste und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Und wie sieht es bei dir aus? Ich dachte, du hättest einen Vertrag bei deinem alten Label in Aussicht?“

      Es war ihm ein bisschen peinlich, vor seinem Kumpel zuzugeben, dass nicht einmal sein altes Label, das mit ihm einen Haufen Geld verdient hatte, bereit war, das Risiko einzugehen, ihn unter Vertrag zu nehmen. Mit fünfunddreißig war er zu alt, um von Teenagern umschwärmt zu werden, sein Name war kein Selbstläufer mehr und seine Altersgenossen waren kritisch, wenn es um neue Sänger ging, die plötzlich auf der Bildfläche erschienen. Heute brauchte man schon einen richtig guten Aufmacher, um zu einer Chance in der Musikbranche zu kommen. Sobald man im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand und für Furore sorgte, war der Plattenvertrag lediglich