Torsten F. Barthel

Grünflächenpflege


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alt="image"/> Welche Arbeiten sollten im Eigenbetrieb gemacht, welche fremd vergeben werden?

      Für die Entwicklung eines effizienten Grünflächenmanagements müssen verschiedene Bausteine erarbeitet und ineinander verzahnt werden. Dazu zählen

      image die Datenerfassung,

      image das Qualitätsmanagement und

      image die betriebswirtschaftliche Steuerung.

      Die Erfassung der objekt- und anlagebezogenen Daten mit Angliederung an ein Betriebssteuerungssystem (GRIS) erfordert während der Aufbauphase einen hohen Aufwand, der sich jedoch in der anschließenden Fortschreibung erheblich reduziert.

      Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Die Erfassung aller objektbezogenen Flächeninhalte und Daten sowie der dazu gehörigen Tätigkeiten schafft Transparenz in den Kosten und Arbeitsabläufen. Wirtschaftliches und organisatorisches Optimierungspotential wird sichtbar und kann gezielt in profitablere Umsetzungsmechanismen gelenkt werden.

      Mit welchen Gruppengrößen, Tourenplänen, Maschineneinsatz und Werkzeugen können die anfallenden Arbeiten am effizientesten bewältigt werden? Welche eigenen Zeitwerte stehen hinter den zu erledigenden Aufgaben? In welchem Verhältnis steht der geplante zum tatsächlichen Mitteleinsatz? Wie können Arbeitsprozesse verändert werden, um befriedigendere Ergebnisse zu erzielen?

      Auch bezüglich der Planung sind Kostenszenarien mit unterschiedlich simulierten Qualitätsstandards und Ausstattungen als Entscheidungsgrundlage für zukünftige Entwicklungen möglich. Nicht nur bei Neuplanungen, sondern bei der Revitalisierung des Bestandes ist das eine wichtige Komponente, um die Grünflächen im Rahmen der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel zu pflegen und unterhalten zu können.

      Grundbestandteil des GRIS ist das Grünflächenkataster, in dem alle Flächen sowie deren Inhalte wie Wege, bauliche Elemente, Ausstattungen oder Vegetation erfasst werden.

      Die Verknüpfung des GRIS mit dem geographischen Informationssystem (GIS) gehört zum heutigen Standard, wobei es wichtig ist, dass die Sachdaten des GRIS unabhängig vom GIS abgelegt werden können. Diese ermöglicht spätere Änderungen des GIS ohne Daten- und Funktionsverlust. Die Daten für das Grünflächenkataster lassen sich aus unterschiedlichsten Quellen wie z. B. aus Luftbildern oder digitalen Plänen generieren. Es empfiehlt sich eine Analyse sämtlicher Daten im Vorfeld der Erfassung zu machen, um den Vorgang so effizient wie möglich zu gestalten.

       1 Darstellung der Pflegeeinheiten am Beispiel der Stadt Herne © Stadt Herne FB Stadtgrün

      Erfolgt die Erfassung der Bestände auf der Basis georeferenzierter Luftbilder mit geeigneter Auflösung, so ist ein guter Zeitraum Ende März bis Anfang April (je nach jahreszeitlicher Entwicklung), wenn die Vegetations- und Rasenflächen gerade austreiben. Der Austrieb lässt dann eine feine Differenzierung der Vegetation zu, sodass ein Großteil der Flächen aus einem guten Luftbild gewonnen werden kann. Der Himmel sollte wolkenlos und klar sein, Schlagschatten lässt sich in den frühen Vormittagsstunden und nach 14 Uhr vermeiden. Die Befliegung mit Drohnen und der maßstabsgetreuen Verarbeitung der Aufnahmen ergibt sogar bessere Ergebnisse, da unterschiedliche Flächeninhalte auf den Fotos besser erkennbar sind, und damit Zeit für die sonst notwendige Auswertung vor Ort gespart werden kann.

      Mit viel Sorgfalt muss die Festlegung der aufzunehmenden Inhalte des Objektartenkatalogs erfolgen, da auf dieser Grundlage die Pflegepläne erstellt werden. Der FLL-Objektartenkatalog Freianlagen (OK FREI) (entspricht DIN 276-1 Kosten im Bauwesen) oder die GALK-Empfehlung für eine Grünflächendatei haben sich als Vorlagen gut bewährt. In der Praxis werden die Inhalte (Flächenschlüssel) gemeinsam mit den administrativ Verantwortlichen und Mitarbeitern vor Ort erarbeitet. So wird gewährleistet, dass die Arbeiten von den Praktikern während der Eingabe genau zugeordnet und für die Auswertungen erfasst werden können.

       2 Beispiel für einen Objektartenkatalog

      Der Personal- und Kostenaufwand ist trotz der geschilderten Vorteile des Betriebssteuerungssystems erheblich und von den jeweiligen Flächengrößen und Ansprüchen der Betreiber abhängig. Die Beauftragung von externen Büros kann den Personalaufwand reduzieren. Sie entbindet jedoch nicht von der Steuerung durch ein Projektteam während der Aufbauphase. Für die spätere Projektbetreuung wird mindestens ein kompetenter Ansprechpartner benötigt. Werden die Aktualisierungen des Datenbestandes extern erledigt, entfällt der ansonsten dafür benötigte Personalaufwand, der in Abhängigkeit des zu bewältigenden Pensums eine halbe bis ganze Stelle oder auch mehr betragen kann. Ist der Anfang erst einmal gemacht, wird der Nutzen eines GRIS für die effiziente Bewirtschaftung jedoch immer deutlicher, zum Wohle der transparenten und werterhaltenden Grünflächenpflege und Unterhaltung. Der Aufwand kann an anderer Stelle wieder eingespart werden kann.

      Die Formulierung der Qualitätskriterien für den gesamten Grünbestand ist ein weiterer wichtiger Baustein des effizienten Grünflächenmanagements. Denn damit wird zwischen Politik, Verwaltung und Ausführenden vereinbart, welche Standards mit welchem Pflege- und Unterhaltungsaufwand wünschenswert wären bzw. überhaupt finanziell geleistet werden können.

       Pflegekategorien (Service Level)

      Üblicherweise werden bis zu fünf Pflegekategorien (Service Levels) formuliert. Die Klassifizierung erfolgt nach den individuellen Ansprüchen jeder Kommune.

      Sie richtet sich nach

      image der Bedeutung für die Bürger sowie für auswärtige Besucher der Kommune,

      image der Funktionsvielfalt,

      image den Nutzungsmöglichkeiten und -frequenzen,

      image den planerischen Gestaltungsabsichten,

      image der Qualität und Anzahl der vegetationstechnischen und baulichen Ausstattungs-Elemente,

      image dem Pflegeaufwand und der Betreuungsintensität.

      Die folgenden beispielhaften Ausführungen werden auf Basis von drei Pflegekategorien erläutert.

      Wie in Abbildung 3 dargestellt, nehmen die Bedeutung, Hochwertigkeit der Ausstattung und Pflegeintensität von Pflegekategorie (PK) 1 bis 3 ab. In der Praxis bedeutet dies, dass einige Grünanlagen noch in die zugeordnete Kategorie entwickelt werden müssen, weil sie sich noch nicht in dem gewünschten Ausstattungsgrad befinden. Beispielsweise kann in den Pflegkategorien 2 und 3 kein Wechselflor vorgesehen sein, sondern pflegeleichtere Vegetationstypen wie extensive Staudenbepflanzungen, Blumenwiesen sowie einheimische Gehölze.

      Im Rahmen der Klassifizierung sollte als Ziel immer angestrebt werden, die Anlagen der einzelnen Kategorien so zu gestalten und auszustatten, dass sie trotz reduziertem Pflegeaufwand ihre Funktion erfüllen und eine werterhaltende Weiterentwicklung