Torsten F. Barthel

Grünflächenpflege


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Realisierung gesetzt werden.

      Sind die Qualitätsziele abgestimmt, werden sämtliche Freiflächen-Typen wie z. B. Friedhöfe, Parkanlagen, Spiel- und Sportplätze, Straßenbegleitgrün, Naturschutzgebiete etc. den jeweiligen Kategorien zugeordnet.

      Im Modellprojekt Grünpflege-Konzept (Abbildung 7) ist eine beispielhafte Aufteilung schematisch dargestellt. Pflegekategorie 1 nimmt hier den geringsten prozentualen Anteil ein, gefolgt von Pflegekategorie 3. Der Löwenanteil ist für Anlagen der Kategorie 2 vorgesehen. Durch geschicktes Umschichten kann diese Verteilung im Bedarfsfall verändert werden.

       3 Hierarchie der Pflegekategorien © Monika Böhm

Zur Pflegekategorie 1 zählen repräsentative Anlagen mit großer Bedeutung für externe Besucher und Bürger. Die Qualitätsmerkmale sind pflegeintensive Flächeninhalte wie Rosen, Stauden und intensiv gemähte Rasenflächen. Die Gestaltung, Vegetation und Ausstattungsgegenstände sind hochwertig und differenziert, in gleichem Maße die Aufenthaltsqualität und Erholungsfunktion. Die Anlagen werden zum Teil stark genutzt und beansprucht. Die Ansprüche an den Pflegezustand und die Sauberkeit liegen im oberen Level. 4 Pflegekategorie 1: Hoher Standard und repräsentativ © Monika Böhm
Zur Pflegekategorie 2 zählen funktional gestaltete Anlagen zur Naherholung der Nutzer. Zu den Qualitätsmerkmalen zählt eine solide Ausstattung für die alltägliche Nutzung, Spiel und Sport. Die Gestaltung, Vegetation und Ausstattungsgegenstände der Anlagen sind pflegeleicht und robust. Der Pflegeaufwand liegt im mittleren Level. Je nach Nutzung sind die Ansprüche an die Sauberkeit durchschnittlich bis hoch. 5 Pflegekategorie 2: Robust und alltagstauglich © Monika Böhm
Zur Pflegekategorie 3 gehören einfache und überwiegend extensiv gestaltete Anlagen mit Erholungsfunktion, jedoch ohne große Aufenthaltsqualität. Sie müssen in erster Linie verkehrssicher sein. Die Qualitätsmerkmale sind pflegearme Flächeninhalte mit überwiegend extensiven Vegetations- und Rasenflächen. Die ökologische Bedeutung ist hoch. Die Ausstattung ist einfach und robust. Auf Möblierung wird bei vielen Flächen komplett verzichtet. Der Pflegezustand sowie die Sauberkeit liegen entsprechend der Ausstattung und Nutzung im unteren Level, bei Bedarf wird lediglich Grunderhaltung geleistet. 6 Pflegekategorie 3: Naturnah mit hoher ökologischer Bedeutung © Monika Böhm

       7 Anhand des Modell-Projektes für ein Grünpflege-Konzept wird deutlich, dass verschiedene Faktoren (Planung sowie Optimierung der Organisation und des Fuhrparks) die zukünftige Pflege sowie den dafür notwendigen (Personal-)Aufwand beeinflussen. © Monika Böhm

       Jahrespflegepläne

      Auf Grundlage der Qualitätsziele werden Jahrespläne für die fach- und normgerechte Pflege und Unterhaltung formuliert. Zuvor müssen gemeinsam mit den verantwortlichen Mitarbeitern der Grünpflege die aktuell durchgeführten Arbeiten erhoben werden. Dieser Prozess ist deshalb so wichtig, weil die Arbeiten häufig nur in den Köpfen existieren. Durch die Dokumentation werden die Arbeiten strukturiert und Denkprozesse hinsichtlich der Arbeitsorganisation angestoßen. Der Objektartenkatalog Freianlagen der FLL, Stand 2016, dient hier als Vorlage, muss aber auf die Anforderungen des jeweiligen Betreibers angepasst werden.

      Neben der Strukturierung der Arbeitsabläufe dienen die Pflegepläne auch als Argumentationsgrundlage für die Durchsetzung von Prioritäten im Tagesgeschäft, wenn Aufträge auf Zuruf drohen, überhand zu nehmen.

      Häufig klaffen die tatsächlich durchgeführten und die zur Werterhaltung notwendigen Maßnahmen mehr oder weniger auseinander.

       8 Ausschnitt eines Pflegeplans mit aktuellen und werterhaltenden Pflegestandards. © Monika Böhm

      Empfehlung

      Eine überschaubare Anzahl von Testflächen aller Pflegekategorien begutachten, um den Pflegezustand mit den derzeit durchgeführten Maßnahmen in Bezug setzen zu können.

       Qualitätsbeurteilung ausgewählter Anlagen

      Beurteilt werden bei der Begutachtung vor Ort neben der Funktionsfähigkeit und Gestaltung die Pflegezustände sämtlicher Flächeninhalte auf Basis der zukünftig gewünschten Qualitätsansprüche (Pflegekategorien). Erfahrungsgemäß sind immer wieder folgende Phänomene festzustellen:

      image Der Zustand und Ausstattungsgrad der Anlagen entspricht besonders im oberen Level nicht den Qualitätszielen (Pflegekategorien).

      image Der Pflegezustand spiegelt die tatsächlich durchgeführten, häufig zu niedrig angesetzten Pflegetakte wider. Am häufigsten treten die folgenden Mängel auf:

      – Die fachgerechte Reinigung und Instandhaltung der Wege wird vernachlässigt oder mit ineffizienten Methoden durchgeführt.

      – Die Möblierung ist vernachlässigt, häufig sind Standorte unbefestigt.

      – Die Gehölzpflege wird zu selten oder nicht fachgerecht durchgeführt. Bevorzugt wird der „Bubikopf-Schnitt“ anstelle eines fachgerechten Auslichtungs- und Verjüngungsschnittes angewendet.

      – Pflanzlücken führen zur Degenerierung der Vegetation und erhöhen den Pflegeaufwand. Der Aufwand für die Pflege von Flächen mit mehr als 20 % Pflanzlücken steigt im Gegensatz zu lückenlos geschlossenen Flächen um das Fünffache an.

      image Die Auswahl falscher Werkzeuge (z. B. Hacken) beschädigt die Bepflanzung, so z. B. Ausläuferwurzeln von Stauden. Infolgedessen muss immer wieder nachgepflanzt und Fertigstellungs- und Entwicklungspflege durchgeführt werden.

      image Die Planung ist immer nur so gut wie die Unterhaltung. Planungsdefizite können zu einer ineffizienten Bewirtschaftung führen. Zu den häufigsten Mängeln zählen:

      – Ungeeignete Pflanzenauswahl

      – verwinkelt geplante und damit pflegeaufwendige Situationen auf Wegen und Rasenflächen

      – ungeeignete Ausstattungen in stark genutzten Anlagen

       9 Unbefestigte Bankstandorte sind pflegeaufwendig und werden häufig übersehen. © Monika Böhm

       10 Der schmale Rasenstreifen muss in Handarbeit gemäht, ungeeignete Gehölze regelmäßig beschnitten werden. © Monika Böhm

       11 Zu stark wachsende Gehölze sprengen den Platz auf den Grabzwischenbepflanzungen. © Monika Böhm

       12 Kleinteilige Planungen erschweren die Pflege. © Monika Böhm