Wilfried Kürschner

Grammatisches Kompendium


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MorphemMorphems, eines Wortes.

      4.2/5 InlautInlaut

      Laut oder LautgruppeLaut im Inneren einer Silbe, eines MorphemMorphems, eines Wortes.

      4.2/6 SandhiSandhi

      Lautliche Veränderungen/Anpassungen beim Zusammentreffen zweier WortformWortformen oder zweier MorphemMorpheme innerhalb einer WortformWortform.

      Eine der bekanntesten Sandhi-Erscheinungen ist die LiaisonLiaison im FranzösischenFranzösischLiaison, bei der statt einer WortformWortform, die auf einen VokalVokal auslautet (z. B. [le<]: Pluralform des bestimmter ArtikelArtikelbestimmterbestimmten ArtikelArtikels, geschrieben <les>), eine konsonantisch auslautende WortformWortform ([le<z], geschrieben ebenfalls <les>) zu wählen ist, wenn das folgende Wort mit einem VokalVokal anlautet ([le< maüi<] <les maris>, aber [le<z ami<] <les amis>). Ziel dieses Prozesses ist die Vermeidung eines Hiatus/HiatHiat/Hiatuss = eines Aufeinandertreffens zweier VokalVokale. – Die folgenden Termini beschreiben Sandhi-Erscheinungen (die LiaisonLiaison gehört zum Bereich LautzuwachsLautzuwachs, ▶ Nr. 4.2/11).

      

das/der Sandhi, des Sandhi (keine Pluralform, Betonung auf San-)

      der Hiat, des Hiats, die Hiate (Betonung auf -a(t)-) bzw. der Hiatus, des Hiatus, die Hiatus (letzteres mit langem [u<], Betonung auf -a-)

      4.2/7 ElisionElision

      Wegfall eines oder mehrerer LautLaute.

      Je nachdem, ob der Wegfall am WortanfangWortanfang, am WortendeWortende oder im WortinnernWortinneres geschieht, unterscheidet man zwischen AphäreseAphärese (▶ Nr. 4.2/8), ApokopeApokope (▶ Nr. 4.2/9) und SynkopeSynkope (▶ Nr. 4.2/10). Diese Termini betreffen sowohl Lautprozesse, die sich in der GegenwartsspracheSpracheGegenwarts-Gegenwartssprache vollziehen, als auch solche, die sich im Laufe der SprachgeschichteSprachgeschichte abgespielt haben. – Unter ElisionElision im engeren Sinn wird der Wegfall eines auslautenden VokalVokals (Apokope) vor dem anlautenden VokalVokal eines Folgewortes verstanden (z. B. [lo<b íIC] bzw. [lo<p +IC] <lob ich> statt [lo<b« +IC] <lobe ich>).

      

die ElisionElision, der ElisionElision, die Elisionen; Verb: elidieren

      4.2/8 AphäreseAphärese

      Wegfall eines oder mehrerer LautLaute am WortanfangWortanfang.

      Beispiele:

      Der Vergleich von rein mit herein zeigt die AphäreseAphärese der Lautgruppe [hE]. – Beim Übergang vom AlthochdeutschAlthochdeutschen zum MittelhochdeutschMittelhochdeutschen ist das [h] in hloufan ‘laufen’ aphäriert worden.

      

die AphäreseAphärese, der AphäreseAphärese, die Aphäresen (-ph- wird [f] gesprochen, Betonung auf -re-, Trennung: Aph-ä-re-se); Verb: aphärieren

      4.2/9 ApokopeApokope

      Wegfall eines oder mehrerer LautLaute (bes. VokalVokale) am WortendeWortende.

      Beispiele:

      In Wörtern wie (ich) komm, (dem) Haus ist am Ende ein [«] apokopiert, nicht aber bei (ich) muss, (der) Maus, da letztere keine Parallelform *[mUs«] (*<musse>) bzw. *[maíoz«] (*<Mause>) haben, erstere aber sehr wohl [km«] (<komme>) bzw. [haíoz«] (<Hause>) neben sich haben. Entsprechendes gilt für den Übergang von z. B. mhdMittelhochdeutsch. herze zu nhdNeuhochdeutsch. Herz.

      

die Apokope, der Apokope (Betonung auf -po-), die Apokopen (Betonung auf -ko-, Trennung: Apo-ko-pe); Verb: apokopieren

      4.2/10 SynkopeSynkope

      Wegfall eines oder mehrerer LautLaute (bes. VokalVokale) im WortinnernWortinneres.

      Beispiele:

      Der Vergleich von drum mit darum zeigt, dass [a] ausgefallen ist: synkopiertes [a]. Beim Übergang vom MittelhochdeutschMittelhochdeutschen zum NeuhochdeutschNeuhochdeutschen ist das [«] in obest synkopiert worden (jetzt: Obst).

      

die SynkopeSynkope, der SynkopeSynkope (Betonung auf Syn-), die SynkopeSynkopen (Betonung auf -ko-); Verb: synkopieren

      4.2/11 LautzuwachsLautzuwachs

      Hinzufügung eines zuvor nicht vorhandenen LautLautes.

      LautzuwachsLautzuwachs ist in der Gegenwartssprache und in der deutschen Sprachgeschichte sehr viel seltener anzutreffen als ElisionElision (▶ Nr. 4.2/7). Je nach der Position, an der der Zuwachs erfolgt, wird unterschieden zwischen

       EpitheseEpithese (am WortendeWortende, z. B. mhdMittelhochdeutsch. nieman > nhdNeuhochdeutsch. niemand),

       EpentheseEpenthese (im WortinnernWortinneres, z. B. mhdMittelhochdeutsch. spinnel > nhdNeuhochdeutsch. Spindel) und

       ProstheseProsthese/ProtheseProthese (am WortanfangWortanfang, z. B. im Französischen e vor sp und st in Wörtern lateinischen Ursprungs: esprit [entspr. lat. spiritus], état [entspr. lat. status].

      Der Spezialfall der Vokaleinfügung im InlautIn- oder AuslautAuslaut heißt AnaptyxeAnaptyxe (z. B. die Einfügung des SprossvokalVokalSpross-Sprossvokals [«] in manchen Dialekten: [fYn«f] fünef gegenüber standardsprachl. [fYnf] fünf; diese Einfügung wird auch als EpentheseEpenthese bezeichnet).

      

die Epithese/Epenthese/Pro(s)these, der Epithese/Epenthese/Pro(s)these, die Epithesen/Epenthesen/Pro(s)thesen (Betonung jeweils auf -the-, Trennung: Epi-the-se, Ep-en-the-se, Pros-the-se/Pro-the-se)

      die Anaptyxe, der Anaptyxe, die Anaptyxen (Betonung auf -pty-, Trennung: Ana-p-ty-xe)

      4.2/12 AssimilationAssimilation

      Ersetzung eines LautLautes durch einen anderen, der einem benachbarten LautLaut ähnlicher ist.

      Beispiele:

      Senf: standardsprachl. [zEnf] – umgangssprachl. [zEmf]: Der LautLaut [n] wird durch [m] ersetzt, einen LautLaut, der dem folgenden [f] insofern ähnlicher ist als [n], als er wie [f] das MerkmalMerkmal [labiallabial/Labial] hat; vgl. auch Lippen: standardsprachl. [lIp«n] – umgangssprachl. [lIpm^] ([m^] bezeichnet ein silbischessilbisch [m]; Amboss: mhdMittelhochdeutsch. [an«bo<s] > nhdNeuhochdeutsch. [ambs].

      Wenn die beteiligten LautLaute unmittelbar benachbart sind, spricht man von KontaktassimilationAssimilationKontakt-Kontaktassimilation, sonst von FernassimilationAssimilationFern-Fernassimilation. Progressive AssimilationAssimilationprogressiveprogressive Assimilation liegt vor, wenn der voranstehende LautLaut auf einen ihm folgenden Laut Einfluss nimmt, regressive AssimilationAssimilationregressiveregressive Assimilation liegt vor, wenn ein Laut einen vorangehenden Laut beeinflusst. Regressive Fernassimilation: Bei mächtig (zu Macht), mütterlich (zu Mutter) usw. gehen die UmlautUmlaute ä und ü auf das i der Endung zurück (▶ Nr. 4.3/2, SekundärumlautSekundärumlaut).

      4.2/13 DissimilationDissimilation:

      Ersetzung eines LautLautes durch einen anderen, der einem benachbarten LautLaut unähnlicher ist.

      Beispiele: