Wilfried Kürschner

Grammatisches Kompendium


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/e</ — /I/ /e</ — /i</ /E</ — /i</.

      e/i-Wechsele/i-Wechsel (gelegentlich auch »BrechungBrechung« oder »HebungHebung« genannt) tritt bei der Bildung von Formen einiger starkenstarkVerb Verben auf, und zwar erscheinen AllomorphAllomorphe mit /I/ bzw. /i</ in der 2. und 3.Pers.Person Sg. Präs.Präsens Ind.Indikativ Akt.Aktiv und im ImperativImperativ SingularSingular; AllomorphAllomorphe mit /E, e<, E</ erscheinen im InfinitivInfinitiv und weiteren Formen solcher VerbVerben (▶ Nr. 6.2/16). Beispiele: helfen – hilfst (/E/ – /I/), treten – tritt (/e</ – /I/), geben – gib (/e</ – /i</), gebären – gebierst (/E</ – /i</).

      5.2/7 AblautAblaut

      Morphophonemischer WechselWechselmorphophonemischermorphophonemischer Wechsel zwischen VokalVokalen, besonders bei AllomorphAllomorphen von starkVerb(starken) VerbVerben.

      Beispiel:

      In AllomorphAllomorphen des VerbVerbmorphems {sing(en)} stehen die VokalVokale /I/, /a/ und /U/ zueinander im Verhältnis des AblautAblauts. Die drei durch AblautAblaut der VokalVokale miteinander verbundenen AllomorphAllomorphe sind: /zIN/, /zaN/, /zUN/ (<sing, sang, sung>).

      VerbVerben, deren AllomorphAllomorphe durch AblautAblaut miteinander verbunden sind, heißen starkVerbstarkVerbstarke VerbVerbVerbstarkesen. Sie unterscheiden sich von den schwachVerbschwachen VerbVerbVerbschwachesschwachVerben auch dadurch, dass sie ihre PräteritumPräteritalformen = Imperfektformen und ihre Partizip PerfektPartizip-Perfekt-Formen = Partizip-IIPartizip II-Formen nicht mit t bilden: (wir) sang-en, ge-sung-en im Gegensatz zu (wir) lach-t-en, ge-lach-t (▶ Nr. 6.2/16).

      5.3 Typen von Morphemen

      Morpheme lassen sich unter mehreren Gesichtspunkten in unterschiedliche Typen differenzieren und klassifizieren: Hinsichtlich ihrer Bedeutungsfunktion wird zwischen lexikalischen und grammatischen MorphemMorphemen (▶ Nr. 5.3/1, Nr. 5.3/2) unterschieden; hinsichtlich ihres VorkommenVorkommens bzw. ihrer Selbstständigkeit unterscheidet man zwischen freies MorphemMorphemMorphemfreiesfreien und gebundenes Morphemgebundenen MorphemMorphemgebundenesMorphemen (▶ Nr. 5.3/3, Nr. 5.3/4) mit dem Spezialfall der unikales MorphemunikalenMorphemunikales bzw. blockiertMorphemblockiertesblockiertes Morphemen MorphemMorpheme (▶ Nr. 5.3/5, Nr. 5.3/6) und der KonfixKonfixe (▶ Nr. 5.3/6a). Spezialfälle in anderer Hinsicht bilden diskontinuierliches Morphemdiskontinuierliche MorphemMorphemdiskontinuierlichesMorpheme (▶ Nr. 5.3/7) und Portmanteau-MorphemMorphemPortmanteau--Portmanteau-AllomorphAllomorphPortmanteauAllomorphe (▶ Nr. 5.3/8).

      Nach der Bedeutung/Funktion:

      5.3/1 Lexikalisches Morphemlexikalisches MorphemMorphemlexikalisches

      MorphemMorphem mit eigener lexikalischer oder SachbedeutungBedeutung. Kombinationen von lexikalisches Morphemlexikalischen MorphemMorphemen ergeben (neue) Wörter bzw. WortstammWortstämmStammStammWort-e (▶ Nr. 5.4/1).

      5.3/2 Grammatisches MorphemMorphemgrammatischesgrammatisches Morphem

      MorphemMorphem mit grammatischer oder struktureller BedeutungBedeutung. Kombinationen von lexikalisches Morphemlexikalischen MorphemMorphemen mit grammatisches Morphemgrammatischen MorphemMorphemen ergeben WortformWortformen, nicht neue Wörter.

      Nach dem Vorkommen/der Selbstständigkeit:

      5.3/3 Freies MorphemMorphemfreiesfreies Morphem

      MorphemMorphem, dessen AllomorphAllomorph(e) allein für sich (ohne direkte Bindung an ein anderes MorphemMorphem) in einem Satz als Wort auftreten kann (können).

      5.3/4 Gebundenes MorphemMorphemgebundenesgebundenes Morphem

      MorphemMorphem, dessen AllomorphAllomorph(e) in einem Satz nicht selbstständig als Wort auftreten kann (können), sondern immer an ein anderes MorphemMorphem gebunden ist (sind).

      Beispiel zu Nr. 5.3/1 bis Nr. 5.3/4:

      In dem folgenden Satz sind die MorphemMorphemtypen der AllomorphAllomorphe gekennzeichnet:

      Auflex,fr dgr,geb-emgr,geb Schreiblex,fr-tischlex,fr lieglex,fr-tgr,geb

      eingr,fr grünlex,fr-lichlex,geb-esgr,geb Büchlex,fr-leinlex,geb

      5.3/5 Unikales MorphemMorphemunikalesunikales Morphem

      Gebundenes lexikalisches MorphemMorphem, das nicht allein, sondern nur in Verbindung mit einem einzigen anderen MorphemMorphem auftritt.

      Beispiele:

      Das MorphemMorphem {Him} kommt nur in Verbindung mit dem MorphemMorphem {Beere} vor, ebenso {Brom} und {Preisel}; {mutterseelen} nur mit {allein}; {Kegel} (in dieser Bedeutung!) nur nach {(mit) Kind und}.

      5.3/6 Blockiertes MorphemMorphemblockiertesblockiertes Morphem

      Gebundenes lexikalisches Morphem, dessen Kombinationsfähigkeit stark eingeschränkt ist.

      Beispiel:

      Das Morphem {Schwieger} kommt nur in Verbindung mit {Eltern, Kind, Mutter, Sohn, Tochter, Vater} vor. (Die Verwendung von Schwieger als freies Morphem in der Bedeutung ‘Schwiegermutter’ ist veraltet.)

      5.3/6a KonfixKonfix

      Gebundenes lexikalisches MorphemMorphem, das aus einer anderen Sprache entnommen worden ist, als BasisBasis (▶ 5.5/10) einer AbleitungAbleitung (▶ 5.5/5), als KompositionsgliedKompositionsgliedKompositionsglied (▶ 5.5/2) oder in beiden Verwendungen.

      Beispiele:

      Konfix {therm} in der Ableitung thermisch (mit Suffix {isch}), in den Komposita Thermalbad (mit freiem Morphem {Bad}), Thermostat (mit Konfix {stat}), Thermometer (mit Konfix {meter}, im Unterschied zum freien Morphem {Meter}).

      Spezialfälle:

      5.3/7 Diskontinuierliches MorphemMorphemdiskontinuierlichesdiskontinuierliches Morphem

      Morphem mit einem AllomorphAllomorph, das aus mehreren Teilen besteht, die nicht unmittelbar aufeinander folgen, sondern durch andere Elemente getrennt sind.

      Beispiele:

      Die VerbformVerbform ge-sung-en weist das diskontinuierliche AllomorphAllomorph /g«- … ‑«n/ des Morphems {Partizip II = Partizip PerfektPartizip PerfektPartizip II} auf; entsprechend /g«- … ‑«/ in Ge-birg-e, Ge-jammer-e usw. (ZirkumfixZirkumfix, ▶ Nr. 5.4/9).

      5.3/8 Portmanteau-AllomorphAllomorphPortmanteauPortmanteau-Allomorph

      Nicht zerlegbarer AusdruckAusdruck (Zeichen), dem die InhaltsseiteInhaltsseiten mehrerer Morpheme zugeordnet sind.

      Beispiele:

      In der französ. FormForm <au> (gesprochen: [o<]) sind die beiden Morpheme à und le »verschmolzen«. – In Formen wie im, am sind die PräpositionPräpositionen in und an mit der ArtikelArtikelform dem verschmolzen (VerschmelzungsformVerschmelzungsform, ▶ Nr. 6.9/7). – Formen des Verbs sein wie bin, bist,