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Einführung in die Publizistikwissenschaft


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vs. gross) oder die „Lebhaftigkeit“ („vividness“) bzw. das Involvement (tief vs. hoch) des Medienangebots (vgl. Steinmaurer 1998).

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      5.2 Modelle der Massenkommunikation

      Das Maletzke-Modell

      Modell

      Bewertung

      Obwohl das Feldmodell von Maletzke (1963) schon recht alt ist, besticht es nach wie vor durch die Vielfalt an berücksichtigten Aspekten. Betont werden insbesondere psychologische (Selbstbild, Persönlichkeit etc.) und sozialpsychologische (im Team, in der Institution etc.) Dimensionen des Kommunikators wie des Rezipienten, aber auch vielfältige Möglichkeiten für Feedback. Kritisiert wird, dass der institutionell-gesellschaftliche Hintergrund der Massenkommunikation weitgehend ausgeblendet bleibt. Dementsprechend vermittelt das Modell etwas irreführend das Bild eines Gleichgewichts zwischen Kommunikator und Rezipient.

      Abbildung 6: Maletzke-Modell

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      Quelle: Maletzke 1963: 41

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      Das Westley-und-McLean-Modell

      Modell

      Ein weiteres einflussreiches Modell der Massenkommunikation wurde 1957 von Westley und McLean formuliert. Die Autoren gehen davon aus, dass bei der Massenkommunikation einerseits die Möglichkeiten für Feedback beschränkt sind, andererseits mannigfache Selektionsprozesse eine wichtige Rolle spielen: Ein Kommunikator als Quelle „A“ („advocacy role“) wählt selektiv aus möglichen Umweltereignissen aus. Ein Mediator „C“ („channel role“) gibt die Aussagen selektiv weiter, hat aber u. U. direkten Kontakt zur Umwelt z. B. via Korrespondenten/ Reporter, was Feedback möglich macht. Der Rezipient „B“ („behavioral role“) wird durch die Botschaft erreicht; er wiederum hat vielleicht direkte Realitätserfahrungen oder kann Feedback geben.

      Abbildung 7: Westley-und-McLean-Modell

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      Quelle: Westley/McLean 1970: 35

      Bewertung

      Das Modell lenkt die Aufmerksamkeit auf die der Massenkommunikation zugrunde liegenden Instanzen und Selektionsprozesse (vgl. Beitrag Journalismusforschung, i. d. B.). Kritisiert wird zum einen, dass die Feedback-Möglichkeiten überbetont, zum anderen aber die Abhängigkeit der Kommunikatoren bezüglich Medienorganisation und Gesellschaft nicht thematisiert werden (vgl. Beitrag Public Relations, i. d. B.). |130◄ ►131|

      Das Schramm-Modell

      Modell

      Das Modell von Schramm (1954) betont den zirkulären Charakter der gesellschaftlichen Kommunikationsprozesse. Anders als bei Maletzke wird aber schon visuell deutlich, dass bei der Massenkommunikation ein Ungleichgewicht zwischen Sender und Empfänger besteht. Hinzu kommt, dass das Publikum nicht als blosse Masse erscheint, sondern in soziale Gruppen integriert ist. Angedeutet ist so auch das 2-Stufen-Fluss-Modell der Massenkommunikation (vgl. Beitrag Medienwirkungsforschung, i. d. B.).

      Abbildung 8: Schramm-Modell

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      Quelle: Schramm 1954: 8

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      Das Kodierungs-/Dekodierungs-Modell von Hall

      Modell

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      Quelle: Hall 1999: 97

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      Drei Lesearten: bevorzugt, ausgehandelt, oppositionell

      Nach ihm sind die Prozesse des Kodierens und Dekodierens, obwohl nur autonom in Relation zum Kommunikationsprozess als einem Ganzen, determinierende Momente. Entscheidend ist aber, dass keine unmittelbare Identität zwischen den Bedeutungsstrukturen 1 und 2 besteht. Der Kommunikator kann eine „bevorzugte“ Lesart im Sinne von dominant-hegemonialen Bedeutungen anstreben, und der Zuschauer kann die konnotierte Bedeutung der Fernsehnachricht voll und ganz übernehmen, d. h. die Nachricht im Sinne des Referenzkodes dekodieren, in dessen Rahmen sie kodiert wurde. Der Zuschauer agiert dann innerhalb des dominanten Codes. Idealtypisch gibt es zudem die „ausgehandelte Lesart“: Der Zuschauer erkennt zwar die Legitimität der hegemonialen Definitionen an, bringt aber seine eigenen begrenzten und situationsbedingten Erfahrungen mit ein, was zu einer mit Widersprüchen durchzogenen Ideologie führt. Schliesslich ist aber auch eine „oppositionelle“ Lesart möglich: Der Zuschauer versteht zwar durchaus sowohl die vom Diskurs vorgegebene denotative als auch die damit zusammenhängenden konnotativen Bedeutungen, trotzdem kann er die Nachricht innerhalb eines alternativen Bezugsrahmens auf völlig gegensätzliche Weise dekodieren, wenn er sich eines oppositionellen Kodes bedient.

      Das Modell des Massenkommunikationsprozesses von McQuail

      Modell

      In Ergänzung zu den behandelten Modellen der Massenkommunikation steht nicht nur die soziale Mediatorfunktion der Medien im Zentrum des Modells von McQuail (1987, 2000), sondern auch deren gesellschaftliche Institutionalisierung. In modernen Industriegesellschaften bilden die Massenmedien ein sozial ausdifferenziertes und mehr oder weniger autonomes Subsystem zur Vermittlung der durch die gesellschaftlichen Institutionen wie Politik, Wirtschaft, Recht, Kultur etc. initiierten und auch mitkontrollierten Prozesse der gesellschaftlichen Kommunikation. Das durch die Medien her- und bereitgestellte öffentliche Themenuniversum erlaubt es den gesellschaftlichen Eliten, Gruppen und Organisationen, sich selbst und die relevanten anderen Akteure zu beobachten sowie mit eigener Kommunikation in der medienvermittelten Öffentlichkeit zu agieren und zu reagieren. Erst so wird eine Auseinandersetzung und Abstimmung der vielfältigen Interessen möglich.

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      Quelle: McQuail 1987: 54

      Vielfältige Funktionen der Massenmedien

      Die Massenmedien üben nach McQuail (2000) als Mediatoren verschiedene Funktionen bezüglich des Publikums und der Gesellschaft aus, wobei der Funktionsbegriff sowohl Aufgaben im Sinne von normativen Erwartungen als auch von real erbrachten Leistungen meinen kann. Medien lösen aber nicht nur, sondern können auch Probleme für die Gesellschaft schaffen, d. h., es müssen auch Fehlleistungen als sog. Dysfunktionen mit bedacht werden (vgl. Beitrag Theorien und theoretische Perspektiven, i. d. B.):

      Fenster, Spiegel, Filter, Wegweiser, Plattform, Barriere

      Massenmedien sind ein „Fenster“ („window“) zur Welt, indem sie den Menschen stellvertretend über Ereignisse berichten, zu denen diese sonst keinen Zugang hätten. Gleichzeitig liefern sie aber nicht immer eine „1:1“-Abbildung, sondern müssen als „Spiegel“ („mirror“) betrachtet werden, in dem die Welt aus einer ganz bestimmten und u. U. verzerrten Perspektive