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Einführung in die Publizistikwissenschaft


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aus, über die dann berichtet wird; sie sind damit „Gatekeeper“ („filter“). Sie fungieren mit ihren Kommentaren aber auch als „Wegweiser“ („signpost“/„interpreter“), indem sie das Weltgeschehen interpretieren und bewerten. Zudem stellt die Massenkommunikation ein Forum („platform“) für die verschiedenen gesellschaftlichen Meinungen und Anliegen zur Verfügung. Und schliesslich wirken die Medien für bestimmte Anliegen und deren Vertreter wie beispielsweise Minoritäten in gewissen Fällen sogar als wenig durchlässige Barriere („barrier“). Neben diesem Funktionskatalog von McQuail existieren in der Literatur (vgl. Burkart 2002: 383 ff.) weitere unterschiedliche Funktionsklassifikationen. In Anlehnung an frühe amerikanische Veröffentlichungen (vgl. Wright 1974) werden vielfach

      Information, Korrelation, Transmission, Gratifikation

      1. Information,

      2. Korrelation (Meinungsbildung),

      3. Transmission (Sozialisation) und

      4. Gratifikation (Unterhaltung)

      als Basisfunktionen der Medien auseinandergehalten (vgl. Beitrag Theorien und theoretische Perspektiven, i. d. B.).

      Institutionen und Organisationen

      Zugeordnete Theorien

      In der rechten Spalte von Abb. 10 sind schliesslich jeder Ebene des Modells von McQuail entsprechende kommunikationswissenschaftliche Theorien zugeordnet: Auf der Makroebene gibt es bspw. Theorien der Massengesellschaft oder kritische Theorien zu den klassenspezifischen|135◄ ►136| oder ideologischen Funktionen der Medien. Und normative Theorien befassen sich mit den Leistungserwartungen und Qualitätsansprüchen an die Medien. Auf der Mesoebene gibt es organisationssoziologische Ansätze zum Gatekeepingprozess, zu den Nachrichtenwerten oder zum Journalismus als Beruf. Auf der Ebene der Medieninhalte (Content) wiederum befassen sich verschiedenste Ansätze–bspw. Semiotik–und Methoden–bspw. Inhaltsanalyse–mit formalen und inhaltlichen Strukturen der Medienangebote. Schliesslich gehören zur Mikroebene verschiedenste Theorien, die sich mit der Medienwahl und der Mediennutzung–bspw. Publikumsforschung–, der Rezeption sowie dem Prozess der Mediensozialisation und nicht zuletzt mit den Wirkungen der Medien beschäftigen.

      6 Massenmedien

      Eng verknüpft mit dem Konzept der Massenkommunikation sind die Begriffe „Medium“ resp. „Massenmedien“. Definitionen, Qualitäten und Typologien der Medien sind freilich in der Literatur unscharf, vielfältig und disparat, ausserdem unterscheiden sie sich je nach Erkenntnisinteresse und theoretischer Perspektive (vgl. Bonfadelli 2002: 11 ff.; Hickethier 2003: 18 ff.; Kübler 2003: 102 ff.; Beck 2007: 78 ff.).

      6.1 Definitionen

      Medium: Kommunikationskanal, Zeichensystem, Organisation, Institutionalisierung

      Alltagssprachlich oder nach DUDEN bezeichnet der Begriff „Medium“ eine Einrichtung zur Vermittlung von Meinungen, Informationen oder Kulturgütern und hat als lateinisches Wort die Bedeutung von „Mitte, Mittel, etwas Vermittelndes“ (Faulstich 2002: 24). Medienphilosophische Autoren in der Tradition von Marshall McLuhan gebrauchen einen universalen Medienbegriff etwa als „Erweiterung des Menschen“. Im Gegensatz zu solch unspezifischer Verwendung steht der technische Medienbegriff, welcher Medien als menschliche Artefakte oder technische Instrumente bzw. Apparate (bspw. Film, Fernsehen, Computer) restriktiv definiert, die als Kommunikationskanäle materialisierte Zeichen über Zeit zu speichern, über räumliche Distanzen zu transportieren und an mehr oder weniger viele Nutzer zu verteilen vermögen. Ein solch eingeschränktes Verständnis muss |136◄ ►137| jedoch zeichentheoretisch ergänzt werden durch Bezugnahme auf die spezifischen medialen (ästhetischen) Eigenschaften bzw. Codes, die der Begriff „Medialität“ ausdrückt. Aus einer publizistikwissenschaftlichen Perspektive muss schliesslich die jeweilige gesellschaftliche Institutionalisierung der Medien mitberücksichtigt werden: Moderne Medientechnologien verlangen spezielle berufliche Fertigkeiten, betrieblich organisierte und spezialisierte Arbeitsformen und hohe Kapitalinvestitionen. Sie sind darum in soziale Organisationen integriert, die für die Gesellschaft auf Dauer gestellte publizistische Leistungen erbringen. In Anlehnung an Saxer (1991) definiert Faulstich (2002: 26): „Ein Medium ist ein institutionalisiertes System um einen organisierten Kommunikationskanal von spezifischem Leistungsvermögen mit gesellschaftlicher Dominanz.“

      Felder der Medienforschung

      Die Medienforschung ist zwar disparat, trotzdem lassen sich verschiedene Forschungsfelder ausgrenzen: Die medientechnische Perspektive interessiert sich vor allem für die Klassifizierung und Typologisierung der Medien nach ihren physischen bzw. technischen Merkmalen und dem entsprechenden Leistungsvermögen. In der Zeitdimension steht die Medienentwicklung im Zentrum, und zwar als Mediengeschichte im Rückblick und als Medienprognostik zukunftsorientiert. Und in der Raumperspektive geht es um die vergleichende Analyse von Medienstrukturen bzw. Medienstatistik, aber auch um die Ausgrenzung von Kommunikationsräumen. Schliesslich geht es in sozialer Hinsicht um Fragen nach der Funktionsweise, Institutionalisierung (bspw. öffentlich-rechtlich vs. privat) oder Regulierung (Medienrecht) und Steuerung von Medien.

      6.2 Typologien

      Medientypologien

      Massenmedien können nach unterschiedlichsten Kriterien klassifiziert, positioniert und miteinander verglichen werden. Zu unterscheiden ist dabei zwischen ein-, zwei- und multidimensionalen Typologien, wobei diese wieder auf medientechnischen, zeichentheoretischen oder organisatorisch-instsitutionellen Kriterien basieren können. Im Folgenden wird je ein Beispiel gegeben (vgl. Bonfadelli 2002: 17 ff.).

      In technologischer Hinsicht werden meist vier Medientypen unterschieden: |137◄ ►138|

      a. Primäre Medien sind körpergebundene Darstellungsmittel im direkten zwischenmenschlichen Kontakt, und zwar ohne technische Hilfsmittel wie die mündliche Rede, Mimik und Gestik.

      b. Sekundäre Medien sind solche, bei denen die wahrnehmbaren und transportierbaren Zeichen durch einen technischen Vorgang hergestellt werden; deren Aufnahme durch den Empfänger aber ohne technische Hilfsmittel erfolgt wie bei Büchern, Zeitungen oder Fotografien.

      c. Tertiäre Medien wie Fernsehen und Radio bedürfen sowohl bei der Herstellung als auch bei der Übertragung und beim Empfang einer technischen Einrichtung.

      d. Quartärmedien schliesslich basieren auf Digitalisierung und erlauben Interaktivität.

      In zeichentheoretischer Hinsicht kann beispielsweise nach der Übertragungstechnik unterschieden werden zwischen Print-/Druckmedien, auditiven Medien (Radio und Tonträger), audiovisuellen Medien (Film, Fernsehen) und Multimedia (CD-ROM, Internet).

      In organisatorisch-institutioneller Hinsicht haben Siebert/Peterson /Schramm in den 50er-Jahren zwischen autoritärer, totalitärer, liberaler und demokratisch kontrollierten Formen der Medieninstitutionalisierung unterschieden. Nach der Einführung des sog. dualen Rundfunks Mitte der 80er-Jahre in Europa wird oft typologisch das Public-Interest-Modell des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dem Marktmodell