Gesine Manuwald

Römisches Theater


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Pers. 154–160; Ter. Eun. 369–371; 572). Besondere Sandalen gehören zu einer fremdländischen Ausstattung (Plaut. Pers. 464); andere Figuren, Sklaven wie freie Männer und Frauen, haben Sandalen oder flache Schuhe (soccus).

      Aufgrund des (schlechten) Erhaltungszustands der Stücke gibt es weniger Informationen über Kleidung in der Tragödie. Einer von Plautus’ Prologsprechern sagt, dass eine ‚komische Ausstattung‘ (choragium comicum) für die Aufführung einer Tragödie unpassend sei (Plaut. Capt. 61–62). Dieser Begriff bezieht sich vermutlich nicht nur auf Kostüme, sondern umfasst alle Arten von Requisiten und Bühnenmaschinerie. Irgendwann müssen Tragödienschauspieler angefangen haben, einen ‚Stiefel/hohen Schuh‘ (cothurnus) zu tragen, da dieser Begriff zur metaphorischen Bezeichnung der Tragödie wurde.

      Erhaltene Tragödienfragmente enthalten keine Informationen zu Kostümen außer der Tatsache, dass Figuren in zerlumpter Kleidung auf die Bühne gebracht werden (wie manche euripideischen Figuren), wenn sie plötzliche Schicksalsumschwünge erlebt haben (Poll. 4,117). Um ihre Lage zu illustrieren, werden sie als armselig, zerlumpt, zerzaust und dreckig beschrieben. Solche Erscheinungen wurden zu einem so charakteristischen Merkmal der römischen Tragödie, dass sich der Satiriker Lucilius im zweiten Jahrhundert v. Chr. darüber lustig machte, weil er diese Art der Darstellung von Figuren offenbar für übertrieben hielt (z.B. Lucil. 597–598; 599–600 M. = 729–730; 727–728 W.[▶ T 4]).

squalitate summa ac scabie, summa in aerumna, obrutam von größtem Schmutz und Schäbigkeit, in höchster Not, überschüttet,
neque inimicis invidiosam, neque amico exoptabilem weder Feinden Hass erregend noch einem Freund erwünscht

      T 4b Lucilius 599–600 M. = 727–728 W.

hic cruciatur fame, dieser wird gequält von Hunger,
frigore, inluvie, inbalnitie, inperfundi<ti>e, incuria Kälte, Schmutz, Ungewaschenheit, Unreinlichkeit, Vernachlässigung

      Außergewöhnliche Merkmale von Tragödienfiguren wurden vermutlich durch eine entsprechende Ausstattung hervorgehoben. Zum Beispiel waren, zumindest in späterer Zeit, Erscheinungen von Schatten durch schmutzige Trauerkleidung gekennzeichnet (Schol. Bob. zu Cic. Sest. 126). Wie in der Komödie wird die Kleidung einer Person erwähnt, wenn sie ungewöhnlich und/oder für eine spezifische Rolle charakteristisch ist (z.B. Naev. trag. 43; 54 R.3 = 39; 43 W.; Enn. trag. 345–346 R.3 = 418–419 W.). In Accius’ Medea kommt ein Schäfer vor (Acc. trag. 391–402; 403–406; 407; 409–410 R.3 = 381–396; 397; 398–399 W.), und in Pacuvius’ Dulorestes erscheint die Titelfigur verkleidet als Hirte (Pac. trag. 121 R.3 = 133 W.). In bacchischen Stücken gibt es Gruppen von Bacchanten, die bacchische Stäbe tragen (z.B. Naev. trag. 31–32 R.3 = 33–34 W.). Ennius’ Iphigenia hat einen Soldatenchor (Enn. trag. 183–190 R.3 = 241–248 W.). In Pacuvius’ Niptra kommt Odysseus (Ulixes) auf die Bühne, verwundet und von Helfern getragen (Pac. trag. 256–267 R.3 = 280–291 W.); Ennius präsentiert den verwundeten Eurypylus (Enn. trag. 314–325 R.3 = 169–181 W.).

      Für Stücke, die im römischen Milieu spielen, ist davon auszugehen, dass Schauspieler römische Kleidung trugen. In Praetexten mögen manche Figuren, wie Konsuln, eine mit Purpurstreifen verbrämte Toga (toga praetexta) gehabt haben. In Togata-Fragmenten werden Togen, Tuniken und Schuhe genannt (Tit. tog. 24/25; 44; 116; 138; 167–168 R.3; Afr. tog. 105 R.3); aber auch hier scheint Kleidung vor allem erwähnt zu werden, wenn sie auf irgendeine Weise besonders ist und dazu dient, eine Figur zu charakterisieren, oder für die Handlung wesentlich ist. Außerdem werden soziale Ränge durch Kleidung gekennzeichnet: Unterschiede in der Kleidung zwischen Matronen und Hetären werden betont (Afr. tog. 133; 182 R.3; At. tog. 3 R.3); junge Mädchen haben ein supparum, einen langen Mantel (Afr. tog. 123 R.3; Tit. tog. 351 R.3), und Fremde die für sie spezifische Kleidung (Afr. tog. 284 R.3). Schauspieler in Atellane und Mimus trugen vermutlich ebenfalls einheimische Kleidung. Im Mimus traten die Schauspieler mit bloßen Füßen auf, sodass in diesem Fall der lateinische Name der Gattung (planipes) tatsächlich einen Teil von deren Ausstattung angibt.

      Ein weiteres wichtiges Element der Ausstattung von Schauspielern fast aller dramatischen Gattungen waren Masken. Allerdings ist die Frage, ob römische Schauspieler der Hauptdramengattungen in der republikanischen Periode Masken trugen oder wann Masken in Rom eingeführt wurden, schwierig zu beantworten und wird kontrovers diskutiert, weil die Informationen in den Quellen nicht eindeutig sind (Cic. de orat. 3,221; Diom. ars 3, GL I, p. 489,11–13; Don. com. 6,3; zu Ter. Eun., praef. 1,6; Ad., praef. 1,6; Fest., p. 238,12–20 L.).

      Abb. 12

      Abbildung von Theatermasken

      Römisches Öllämpchen (ca. 90–130 n. Chr.), hergestellt von L. Fabricius Masculus (Firmenstempel) in Italien; auf dem Spiegel der Lampe drei Sklavenmasken (London, British Museum, Inv.-Nr. 1958,0215.7)

      Derartige Gegenstände zeigen die Beliebtheit des Theaters im kaiserzeitlichen Italien, als Theatermotive weithin zu dekorativen Zwecken verwendet wurden.

      Insgesamt ist der Einsatz von Masken im römischen Theater von einem relativ frühen Zeitpunkt an wahrscheinlich. In allen Gebieten, deren Theaterkultur die Römer vor der Einführung des literarischen Dramas in Rom erlebten, verwendeten die Schauspieler Masken, und diese hatten sich zu einem berufsspezifischen Merkmal von Schauspielern und dramaturgisch vorteilhaften Bestandteilen von Aufführungen entwickelt. Daher wäre es verwunderlich, wenn die Römer dieses Instrument der Inszenierung ignoriert hätten, während sie alle anderen zentralen Bestandteile der Theaterpraxis übernahmen. Dass das lateinische Wort für Maske (persona) über das Etruskische ins Lateinische gekommen ist, legt nahe, dass die Sache mit dem Wort übernommen wurde. Atellanen scheinen von Anfang an Masken gehabt zu haben, die die darin auftretenden typischen Figuren erkennbar machen, während es im Mimus keine Masken gab.

      Autoren der Kaiserzeit gehen von Aufführungen mit Masken aus: Quintilian beispielsweise bietet nicht nur eine Liste von Standardcharakteren auf der Bühne und ihrer verschiedenen emotionalen Disposition, sondern erwähnt auch eine zweigeteilte Maske des pater familias, die dem Schauspieler ermöglicht, dem Publikum jeweils die Seite zu zeigen, die die gegenwärtige Gefühlslage repräsentiert (Quint. inst. 11,3,73–74 [▶ T 5]).

itaque in iis quae ad scaenam componuntur fabulis artifices pronuntiandi a personis quoque adfectus mutuantur, ut sit Aerope in tragoedia tristis, atrox Medea, attonitus Aiax, truculentus Hercules. [74] in comoediis vero praeter aliam observationem, qua servi lenones parasiti rustici milites meretriculae ancillae, senes austeri ac mites, iuvenes severi ac luxuriosi, matronae puellae inter se discernuntur, pater ille, cuius praecipuae partes sunt, quia interim concitatus interim lenis est, altero erecto altero composito est supercilio, atque id ostendere maxime latus actoribus moris est quod cum iis quas agunt partibus congruat. Deshalb borgen sich in Stücken, die für die Bühne verfasst sind, die Vortragskünstler zusätzlich von den Masken Emotionen, sodass, in der Tragödie, Aerope traurig ist, Medea wild, Aiax von Sinnen, Hercules polterig. [74] In Komödien jedoch hat neben anderen wahrnehmbaren Zeichen, wodurch Sklaven, Kuppler, Parasiten, Bauern, Soldaten, Hetären,