ihre zukünftigen Karrieren zu sichern. Diese Auffassung ist jedoch aus verschiedenen Gründen in Zweifel gezogen worden. Während die Sicht, dass die Beamten an den von ihnen veranstalteten Spielen weitgehend uninteressiert waren, sicherlich zu weit geht, war wahrscheinlich der Aufwand für Spiele in der mittleren Republik noch kein so entscheidender Faktor für die Stellung öffentlicher Personen, wie oft angenommen wird. In der späten Republik wurde ein solcher Einsatz jedoch wichtig, wie sich an immer pompöseren Theaterbauten zeigt und Äußerungen Ciceros zu entnehmen ist. Auch wenn aufwendige Spiele immer noch nicht direkt für eine politische Karriere relevant waren, hatten sie offenbar für die Sicherung der Stellung eines Adligen eine Bedeutung und wurden von Magistraten erwartet (Cic. ad Q. fr. 1,1,26; 3,6,6; off. 2,55–60; dom. 111–112; Asc. zu Cic. Scaur. [p. 18 Clark]; Liv. 25,2,8; Suet. Iul. 10; Plut. Sull. 5,2; Cass. Dio 37,8). Diese Entwicklung erreichte ihren Höhepunkt im ersten Jahrhundert v. Chr.
Da die Magistrate mit ihren Geldbeiträgen öffentliche Veranstaltungen zu Ehren der Götter unterstützten, wurde die Finanzierung der Abhaltung von Spielen nicht notwendigerweise als eine negative Form von Ehrgeiz und Einflussnahme betrachtet. Diese Sichtweise mag ein Grund gewesen sein, warum das System potenziell außer Kontrolle geraten und nicht einfach abgeschafft werden konnte. Als die Spiele immer extravaganter wurden, übten Beamte für deren Finanzierung auch Druck auf die von ihnen Abhängigen aus und verlangten zusätzliche Unterstützung vom Senat. Dieser beschloss jedoch Grenzen für die insgesamt auszugebenden Geldmittel, vor allem für einmalige, von Einzelpersonen veranstaltete Spiele (Liv. 39,5,7–10; 40,44,9–12). Außerdem wurden Regeln eingeführt, die Kandidaten für politische Ämter daran hindern sollten, Spiele im Wahlkampf einzusetzen.
Als Ausrichter der Spiele kauften die zuständigen Magistrate Dramen von Dichtern (vielleicht auf Empfehlung eines ‚Impresario‘) oder von ‚Impresarios‘ (‚Schauspieler-Managern‘), die die Texte von Dichtern erhalten hatten (▶ Kap. 3.6). Ob es feste Sätze pro Drama gab, ist unklar, aber offenbar waren Beamte nicht an bestimmte Summen gebunden. Sonst hätte Terenz’ Eunuchus dem Dichter nicht einen angeblich beispiellos hohen Betrag einbringen können (Suet./Don. vita Ter. 3; Don. zu Ter. Eun., praef. 1,6*; ▶ Kap. 3.5). An den Spielen konnten Beamte einen Palmzweig als Siegespreis an erfolgreiche Schauspieler oder andere Künstler verleihen, wobei nach Plautus Korruption möglich war (▶ Kap. 3.6).
Da Politiker auf Aufführungen aus gewesen sein müssen, die versprachen, beim Publikum gut anzukommen, dürften sie Dramen mit dramatischem Effekt und nicht-kontroversem Inhalt oder Stücke bereits erfolgreicher Dichter bevorzugt haben. Es ist jedoch unsicher, ob und in welchem Rahmen sie vor dem Kauf Informationen über die Dramen erhielten oder welcher Art die Auswahlkriterien waren. Der Text des Prologs zu Terenz’ Eunuchus (Ter. Eun. 19–22) impliziert, dass in diesem Fall die Beamten eine ‚Vorschau‘ bekamen. Diese scheint jedoch stattgefunden zu haben, nachdem die Aedilen das Stück gekauft hatten, und man weiß nicht, wie sie reagierten und ob diese Reaktion einen Einfluss auf die endgültige Form des Stücks hatte (abgesehen von der Erwähnung der ‚Vorschau‘ im Prolog).
Unabhängig von den Details des Auswahlprozesses hat es vermutlich eine gewisse Korrelation zwischen der Thematik der Stücke und den verantwortlichen Magistraten gegeben. Beispielsweise wurden Terenz’ Komödien Hecyra (zweite Aufführung) und Adelphoe an den Ludi funebres für L. Aemilius Paul(l)us 160 v. Chr. aufgeführt, die seine leiblichen Söhne veranstalteten; die Themen der Erziehung und des Verhältnisses zwischen Generationen, um die es in den Dramen geht, wurden vielleicht als passend für eine solche Gelegenheit betrachtet. Ennius’ Thyestes enthält Überlegungen zu Naturphänomenen und wurde zum ersten Mal an Spielen gezeigt, die der Praetor C. Sulpicius Gallus, der an Astronomie interessiert war, ausrichtete (▶ Kap. 3.1).
Da die meisten Spiele aus religiös motivierten Gründen eingeführt und zu Ehren von Gottheiten veranstaltet wurden (z.B. Cic. Cat. 3,20; Liv. 6,42,12; Lact. inst. 6,20,34–6), waren die ludi scaenici in einen religiösen Kontext integriert. Der zeitliche Zusammenhang mit religiösen Zeremonien und die jeweilige lokale Nähe der Aufführungsorte dazu machten diese Verbindung sinnfällig (▶ Kap. 3.3).
Die Festspiele begannen mit einem ‚feierlichen Aufzug bei den circensischen Spielen‘ (pompa circensis). Nach Dionysios von Halikarnass war das eine Prozession ausgewählter Beteiligter vom Kapitol über das Forum Romanum zum Circus Maximus. An der Spitze gingen römische Jünglinge, gruppenweise zu Pferd und zu Fuß, dann folgten Wagenlenker und Athleten, darauf Gruppen von Tänzern mit Musikbegleitung und von Silenen und Satyrn, die die Tänzer karikierten, sowie Musiker. Daran schloss sich der eigentliche Opferzug an, also Ministranten mit Weihrauch und Priester sowie Götterbilder, die dann von einem erhöhten Platz aus den Spielen ‚zusehen‘ konnten (Dion. Hal. ant. 7,72; vgl. auch Tert. spect. 7,2).
Die architektonische Struktur von ‚Theatertempeln‘, wie Pompeius’ Steintheater (▶ Kap. 3.3), verstärkte diese Verbindung zwischen den Spielen und dem Opferkult: Priester und Offizielle konnten am Tempel oberhalb des Zuschauerraums Opfer vollziehen und dann über die Treppe des Zuschauerraums hinuntergehen zu den Ehrensitzen gegenüber der Bühne (Suet. Claud. 21,1). Auch vor der Errichtung steinerner Theaterbauten in Rom waren Aufführungen von Dramen oft mit dem Tempel der jeweiligen Schutzgottheit verbunden, wenn der Aufführungsort in dessen Nähe war. So fanden, wie Cicero angibt, bei den Ludi Megalenses Aufführungen vor dem Tempel der Magna Mater auf dem Palatin statt (Cic. har. resp. 24), wo man eine einfache Konstruktion von Stufen um den Altar herum ausgegraben hat; Plautus’ Pseudolus wurde aus Anlass der Weihung dieses Tempels 191 v. Chr. aufgeführt (Did. zu Plaut. Pseud.; vgl. auch Cic. Cato 50).
3.3. Theaterbauten
Während der Circus Maximus, der Austragungsort der Spiele im Circus, vermutlich bereits seit der Königszeit bestand und im Laufe der Zeit ausgebaut wurde, fand für die Veranstaltungsorte von Dramenaufführungen keine vergleichbare Bautätigkeit statt. Im Gegenteil gab es lange sogar Widerstand gegen die Errichtung dauerhafter Theaterbauten in Rom. Theater blieben daher temporäre Anlagen bis fast an das Ende der republikanischen Zeit, auch wenn die Römer mit Steintheatern in Griechenland, Sizilien und anderen Teilen Italiens vertraut gewesen sein müssen.
Das führt zu der paradoxen Situation, dass mit der Errichtung spezieller und dauerhafter Theaterbauten in Rom zu einer Zeit begonnen wurde, als vorwiegend vorhandene Dramen wiederaufgeführt und neue Stücke dramatischer Genres, die viele spektakuläre Effekte beinhalten, auf die Bühne gebracht wurden, während in der literarisch kreativsten Periode des republikanischen Bühnendramas Rom kein Steintheater hatte; stattdessen wurden Dramen auf temporären Holzbühnen gezeigt. ‚Temporär‘ in diesem Zusammenhang bedeutet ‚erbaut für eine begrenzte Zeit‘ und ist nicht mit ‚schlicht‘ gleichzusetzen. Denn die Konstruktionen wurden über die Jahrhunderte hin immer mehr ausgestaltet, und in der späten Republik waren die Theaterbauten recht elaboriert. Das Fehlen eines dauerhaften Theaterbaus in Rom während fast der gesamten republikanischen Epoche beruht daher nicht auf der Unfähigkeit der Römer, solche Konstruktionen zu errichten, sondern ist das Ergebnis einer bewussten Entscheidung dagegen.
Ursprünglich wurden verschiedene Aufführungsorte in Rom für die einzelnen Spiele genutzt; diese wurden jeweils für eine begrenzte Zeit zu Theaterplätzen umgeformt (Vitr. 5,5,7). Der temporäre und sich verändernde Charakter der Theaterräume muss die Wirkung der dramatischen Aufführungen beeinflusst haben. Außerdem waren die Orte nicht allein für dramatische Aufführungen reserviert, sondern an demselben Aufführungsort konnten offenbar auch andere Arten von Unterhaltung geboten werden (Ter. Hec. 39–42).
Die frühesten Orte für dramatische Aufführungen scheinen der Circus, das Forum oder der Platz vor dem Tempel der jeweiligen Festgottheit gewesen zu sein. Die zum Tempel führenden Treppenstufen oder die Ränge im Circus konnten als Zuschauerraum mit Sitzreihen genutzt werden, während der Bühnenkomplex jedes Mal neu errichtet wurde (Cic. har. resp. 24; vgl. auch Gell. 10,1,7). Bühne und Zuschauerraum scheinen als separate Teile betrachtet worden zu