hindeutenden Bekleidung der Figuren) vor der reich dekorierten Bühnenfassade eines Steintheaters spätrepublikanischer Zeit mit den üblichen drei Türen.
Im gesamten römischen Reich sind später über 340 Orte mit Theatern und Odeen (überdachte Theater im modernen Sprachgebrauch) bekannt. Das erste Odeum (griechisch: Oideion) in Rom wurde im Campus Martius während der Regierungszeit Domitians errichtet (81–96 n. Chr.); in anderen Teilen Italiens gab es solche Bauten seit dem ersten Jahrhundert v. Chr. Derartige Theater eignen sich besonders für Aufführungen in kleinerem Rahmen, Vorführungen einzelner Szenen und Rezitationen. Insgesamt weisen die Theaterbauten im römischen Reich strukturell große Ähnlichkeiten auf. Die Ausdehnung der Theaterkultur über alle Provinzen hinweg trug zur Schaffung und Stabilisierung einer einheitlichen dominierenden Kultur bei. Die meisten Theaterbauten in den Provinzen, die ganz oder teilweise erhalten sind, stammen aus dem Anfang der Kaiserzeit, als Theater nicht mehr nur für Aufführungen von Dramen genutzt wurden.
Beispiel eines römischen Theaters in den Provinzen
Römisches Theater von Bosra (Syrien)
Das römische Theater in Bosra (ca. 2. Jh. n. Chr.), das heute zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, ist eines der größten (ca. 15.000 Zuschauer) und am besten erhaltenen Theater des römischen Reichs (Bühne, Bühnenrückwand, Orchestra-Anlage, Zuschauerbereich [cavea]); gut erhalten blieb es, weil es im Mittelalter zu einer Festung ausgebaut wurde. Deutlich erkennbar sind die leicht erhöhte Bühne, die seitlichen Zugänge und die dekorierte Bühnenrückwand mit zurückgesetzten Eingängen.
Beispiel von Theaterarchitektur in den Provinzen
Kleines Relieffragment mit der Abbildung einer Theaterarchitektur aus Köln (Köln, Römisch-Germanisches Museum, Inv.-Nr. Lü 764a)
Dargestellt ist eine zweigeschossige Aedikula-Architektur mit Segment- und Dreieckgiebeln, möglicherweise eine Wiedergabe des Kölner Theaters.
Von Anfang an war die Bühne der essenzielle Bestandteil eines römischen Theaters. Sie heißt bei Plautus scaena oder proscaenium (Plaut. Amph. 91; Capt. 60; Poen. 17; 20; 57; Pseud. 568; Truc. 10), und die dramatischen Spiele, die ludi scaenici, sind danach benannt (Ter. Hec. 16; 45). Dieses Vokabular legt nahe, dass das römische Theater sich von der Bühne als zentralem Bestandteil her entwickelte, während der griechische Begriff theatron (von den Römern übernommen) die Betrachterperspektive (griechisch: ‚théa‘ = ‚Anschauen, Anblick, Schauspiel‘) betont. Diese Wertschätzung zeigt sich an den frühen Theaterkonstruktionen in Rom, wenn eine Bühne für jedes Fest errichtet wurde, während der Zuschauerbereich provisorisch sein konnte.
Das genaue Erscheinungsbild früher Bühnen ist schwer festzustellen, da es keine archäologischen Überreste von Theatern in Rom aus der Zeit vor der Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. gibt. Daher müssen Details über frühe Bühnenbauten aus Hinweisen in erhaltenen Dramentexten, Erwähnungen von Theatern in anderen Quellen, Rückschlüssen auf der Basis architektonischer Strukturen aus späterer Zeit, von Orten außerhalb Roms oder von Vasen- und Wandbildern erschlossen werden. Daraus ergibt sich, dass sich schlichte Bühnenanlagen, unter dem Einfluss hauptsächlich von griechischen Theaterbauten (in Griechenland und Magna Graecia) und von lokalen Bühnen in Italien und Sizilien, zu den aufwendig ausgestatteten Bauten der späteren Republik und der frühen Kaiserzeit entwickelten.
Weitere Informationen über frühe Bühnen in Italien hat man aus süditalischen Vasenbildern zu gewinnen versucht, vor allem den sogenannten Phlyakenvasen. Auch wenn die Bilder auf diesen Vasen heute mit der griechischen Mittleren oder Alten Komödie in Verbindung gebracht werden (▶ Kap. 2.3), müssen diese Bühnen einen bekannten Typ im Italien des vierten Jahrhunderts v. Chr. repräsentiert haben, der sich von zeitgenössischen Theaterstrukturen auf dem griechischen Festland unterscheidet. Die Bühnen auf diesen Vasenbildern sind niedrige Holzkonstruktionen, wobei der Abstand zwischen den tragenden Balken und den darauf liegenden Brettern manchmal mit einem Tuch verhängt ist; gelegentlich sind Stufen dargestellt, die auf die Plattform hinaufführen. Die Rückseite der Bühne besteht in der Regel aus einer Wand mit oder ohne Öffnungen für Türen und Fenster, die mit einem Dach bedeckt sein kann.
Beispiel von Theaterarchitektur auf Phlyakenvasen
Kampanischer, rotfiguriger Krater, 350–325 v. Chr., vielleicht dem ‚Libation-Maler‘ zuzuschreiben (Melbourne, National Gallery of Victoria; Felton Bequest, 1973 [D14–1973])
Zwei Schauspieler, ein Sklave und ein älterer Mann (mit Masken und typischer Kostümierung) auf der Bühne, davor der Spieler einer tibia (tibicen mit phorbeia [um Wangen und Mund gelegte Binde]) für die Begleitmusik. Die Bühne besteht aus einer niedrigen Holzfläche mit kurzer Treppe und vorgehängten Tüchern; auf der Bühne ist eine Gebäudearchitektur angedeutet, verschiedene Requisiten markieren den Hintergrund.
Steintheater des dritten und zweiten Jahrhunderts v. Chr. in Süd- und Mittelitalien weisen zumeist eine niedrige Bühne mit großer Tiefendimension vor einer mehrstöckigen, dekorierten Bühnenwand auf. Auf beiden Seiten ist die Bühne von hohen Mauern eingeschlossen, die mit den ansteigenden Sitzreihen für die Zuschauer verbunden sind, sodass der Zuschauer- und der Bühnenbereich sich einander gegenüber befinden und einen zusammenhängenden Baukomplex bilden. Diese Struktur kann verbunden sein mit einem Tempel oberhalb der Sitzreihen; dann ergibt sich ein Theatertempel, eine Variante, die in Kampanien, Samnium und Latium im zweiten Jahrhundert v. Chr. auftaucht.
Charakteristische Merkmale voll entwickelter römischer Theater zeigen sich besonders bei einem Vergleich typischer römischer Theater mit typischen klassischen griechischen (Vitr. 5,6–7; vgl. auch 5,3; 5,5).
Darstellung eines römischen Theaters nach Vitruv
Schemazeichnung eines idealen römischen Theaters nach den Angaben des augusteischen Architekten Vitruv
Während griechische Theatergebäude in der Regel einen natürlichen Abhang für den ansteigenden Zuschauerraum nutzten und für die Sitzreihen daher auf Substruktionen weitgehend verzichten konnten, waren römische Theater zumeist kompakte, freistehende Einheiten auf flachem Boden mit den entsprechenden Substruktionen.
In einem römischen Theater bildete der Zuschauerraum (cavea) – im Unterschied zu dem über einen Halbkreis hinausgehenden des griechischen Theaters – ungefähr einen Halbkreis, die Bühne war niedrig, hatte eine gewisse Tiefendimension und wurde hinten abgeschlossen durch die mächtige Fassade (scaenae frons) des Bühnenhauses. Diese Wand war ursprünglich ungeschmückt und später bemalt und dekoriert (z.B. Plin. nat. 35,23; Val. Max. 2,4,6). Die Fassade hatte normalerweise drei Türen, die in runde oder rechteckige Nischen (exedrae) zurückgesetzt sein konnten, wodurch sich kleine Vorräume (vestibula) ergaben. Die hervorragenden Flügel des Bühnenhauses schlossen die Bühne auf beiden Seiten ein. Dieses Gebäude war ursprünglich von bescheidener Höhe und hatte ein begehbares flaches Dach (Plaut. Amph. 1008). Später erreichte die Wand dieselbe Höhe wie der Zuschauerraum.
Entsprechend der andersartigen Konzeption des griechischen Theaters war dort die Bühne weiter zurückgenommen, und die Fläche zwischen der Bühne und der ersten Reihe der Sitze (‚Orchestra‘) entsprach in klassischer Zeit eher einem ganzen Kreis, während sie im römischen Theater (in der Kaiserzeit orchestra genannt) eher einen Halbkreis bildete. Sie wurde üblicherweise nicht von den Schauspielern genutzt und diente nicht als Tanzraum für einen Chor (wie in Griechenland), sondern dort waren Sitze (in