1. November (mit Spielen im Circus am letzten Tag). Dabei gab es Aufführungen nicht nur von Tragödien und Komödien, sondern auch von Atellanen und Mimen. Mit diesem Fest wurden sowohl die militärischen Leistungen der Römer als auch Sullas führende Rolle im militärischen wie im politischen Bereich geehrt. Zum ersten Mal diente damit ein regelmäßig wiederkehrendes Fest auch der Feier eines Individuums und war nicht einer der Hauptgottheiten gewidmet. Die Spiele hießen vermutlich ursprünglich Ludi Victoriae, und das Epitheton Sullanae wurde später zur Unterscheidung von Caesars Spielen hinzugefügt.
Caesar feierte einmalige Ludi Veneris Genetricis 46 v. Chr., als er einen Tempel für die Göttin Venus, die mythische Stammmutter der Familie der Julier, weihte (Serv. zu Verg. Aen. 1,720; App. civ. 2,102,424; 3,28,107; Cass. Dio 43,22,2–23,5); dabei rivalisierte er vermutlich mit den Spielen zur Eröffnung von Pompeius’ Theatertempel (▶ Kap. 3.3). Außerdem führte Caesar Ludi Victoriae Caesaris 45 v. Chr. ein, wobei er sich in diesem Fall mit Sulla maß; sie fanden vom 20. bis 30. Juli statt und gingen so unmittelbar der Feier des Jahrestags der Weihung des Victoria-Tempels am 1. August voraus.
Zusätzlich zu den regelmäßigen öffentlichen Spielen gab es Festspiele im Zusammenhang mit individuellen Gelegenheiten. Seit der mittleren Republik wurden diese zunehmend nicht nur als Anliegen der gesamten Gemeinschaft veranstaltet, sondern einzelne Generäle und Adlige konnten auch aus bestimmten Anlässen, etwa wenn sie im kriegerischen Einsatz für den Fall eines Siegs ein entsprechendes Gelübde getan hatten, Spiele organisieren. Da diese Spiele jedermann offenstanden, wurden sie oft vom Senat subventioniert, fanden in der Regel in Verbindung mit militärischen Siegen oder der Weihung von Tempeln statt und behielten so ein offizielles und öffentliches Element. Nichtsdestoweniger sind im Zusammenhang mit ludi votivi Streitigkeiten zwischen dem Senat und den Einzelpersonen, die sie gelobt hatten, bekannt, entweder in Bezug auf die Frage, ob diese Männer dazu berechtigt seien, Spiele zu feiern, oder, häufiger, über finanzielle Fragen (z.B. Liv. 36,36,1–2; 39,5,7–10). Offenbar wollte man verhindern, dass die Ausrichtung von Spielen zu stark für die persönliche Selbstdarstellung genutzt wurde. Dazu passen verschiedene Versuche des Senats, den Aufwand bei diesen Spielen und die dafür eingesetzten Summen einzuschränken.
Zwar fing die Tradition, Dramen mit einer geschlossenen Handlung auf der Bühne aufzuführen, an den Ludi Romani bescheiden an, jedoch gab es am Ende der Republik einen ausgedehnten Festkalender mit zahlreichen Gelegenheiten für Dramenaufführungen. Zur Zeit des Kaisers Augustus waren ungefähr 43 Tage für dramatische Aufführungen vorgesehen. Im Verlauf der Kaiserzeit nahm zwar der prozentuale Anteil der ludi scaenici an den Spielen insgesamt ab; die absolute Zahl der Tage mit Dramenaufführungen wuchs jedoch bis auf ungefähr 100 Tage zu Beginn der Spätantike an. Außerdem war in der Kaiserzeit die Beziehung zwischen Theateraufführungen und speziellen Festen offenbar weniger eng: Beispielsweise fanden Aufführungen von Dramen oder jedenfalls von Auszügen aus bekannten Stücken nicht nur im Theater, sondern auch in privatem Rahmen statt, und Kaiser Caligula war bekannt dafür, dass er Bühnenaufführungen jeder Art und zu jeder Zeit organisierte (Suet. Cal. 18,1–2).
Auch wenn von der Genese her Aufführungen von Dramen ein Bestandteil von Spielen mit religiösem Hintergrund waren, hatte das offenbar keine unmittelbaren Konsequenzen für die Thematik der Handlung oder die dramatischen Gattungen der aufgeführten Stücke. Im Prinzip konnten alle Typen von Dramen an allen öffentlichen Spielen auf die Bühne gebracht werden. Lediglich für die Ludi Florales ist belegt, dass Aufführungen von (teilweise derben und lasziven) Mimen ein besonderes Charakteristikum waren; Mimen wurden auch an den Ludi Victoriae (Sullanae) gezeigt. Praetexten, die als Theaterstücke unter anderem siegreiche Kriegszüge aus der jüngsten Zeit vor Augen stellten, wurden wahrscheinlich an Spielen aufgeführt, die mit deren Feier in Zusammenhang standen, etwa in Verbindung mit der Weihung eines während der Kampagne gelobten Tempels oder beim Begräbnis eines siegreichen Feldherrn.
Was den Spielplan angeht, ist unbekannt, wie viele Dramen an jedem einzelnen Fest aufgeführt wurden bzw. an einem der für ludi scaenici reservierten Tage, wie hoch die jeweiligen Anteile der verschiedenen dramatischen Gattungen waren oder ob es Regelungen für deren Verteilung gab. Die Tatsache, dass 44 v. Chr. eine geplante Aufführung von Accius’ Praetexta Brutus kurzfristig durch die seiner Tragödie Tereus ersetzt wurde (Cic. Att. 16,2,3; 16,5,1; Phil. 1,36), spricht dafür (sofern man verallgemeinern darf), dass Tragödien und Praetexten an derselben Stelle im Programm stehen konnten. Wenn Accius gesagt haben soll (Cic. Brut. 229), dass er und Pacuvius jeweils ein Stück ‚unter denselben Aedilen‘ (isdem aedilibus) aufgeführt hätten, ist unklar, ob diese Aussage impliziert, dass Tragödien verschiedener Dramatiker an demselben Fest gezeigt wurden, oder sich auf verschiedene von den Aedilen in demselben Jahr organisierte Feste bezieht.
Für einige Dramen ist der Aufführungskontext bekannt: An den Ludi plebeii von 200 v. Chr. ließen die plebeischen Aedilen Cn. Baebius Tamphilus und L. Terentius Massiliota Plautus’ Stichus aufführen (Did. zu Plaut. Stich.; Liv. 31,50,3). Ennius soll 169 v. Chr. gestorben sein, nachdem seine Tragödie Thyestes an den Ludi Apollinares dieses Jahres, ausgerichtet vom praetor urbanus C. Sulpicius Gallus, aufgeführt worden war (Cic. Brut. 78). Eine weitere Aufführung einer Tragödie an den Ludi Apollinares bezeugt Cicero für 59 v. Chr. (Cic. Att. 2,19,3). Offenkundig gab es auch Aufführungen von Praetexten an den Ludi Apollinares, wie eine Bemerkung Varros zeigt (Varro, ling. 6,18). Aus Ciceros Berichten ergibt sich, dass 44 v. Chr. für dieses Fest Accius’ Praetexta Brutus vorgesehen war, dann aber seine Tragödie Tereus gegeben wurde (Cic. Att. 16,2,3; 16,5,1; Phil. 1,36). Plautus’ Pseudolus wurde an den Ludi Megalenses von 191 v. Chr. aufgeführt (Did. zu Plaut. Pseud.). Ebenfalls ursprünglich an den Ludi Megalenses wurden vier Komödien von Terenz (An.; Haut.; Eun.; Hec. I) auf die Bühne gebracht (Did. zu Ter. An.; Haut.; Eun.; Hec.; Don. zu Ter. An., praef. 1,6; zu Eun., praef. 1,6; zu Hec., praef. 1,6); sein Phormio wurde an den Ludi Romani gezeigt (Did. zu Ter. Phorm.). Zwei weitere Komödien von Terenz (Ad.; Hec. II) kamen an den Begräbnisspielen für L. Aemilius Paulus 160 v. Chr. zur Aufführung (Did. zu Ter. Ad.; Hec.; Don. zu Ter. Ad., praef. 1,6; Liv. 31,50,4; 41,28,11; Suet. Iul. 84). Eine Aufführung der Tragödie Thyestes von L. Varius Rufus gehörte zu den Feierlichkeiten 29 v. Chr. nach dem Sieg bei Actium (Did. in Cod. Paris. 7530 et Casin. 1086 [p. 309 Klotz]).
3.2. Organisation
Dass an den Festspielen 240 v. Chr. ein Drama bzw. mehrere Dramen mit einem Handlungszusammenhang, entsprechend griechischen Bühnenstücken, in Rom auf die Bühne gebracht wurden, war eine politische Entscheidung. Von Anfang an waren also die dramatische Dichtung und vor allem deren Aufführungskontext nicht unabhängig von den politischen Entscheidungsträgern.
In Rom waren Magistrate für alle öffentlichen Spiele zuständig. Nach der Restrukturierung der öffentlichen Ämter in der Mitte des vierten Jahrhunderts v. Chr. wurden die Spiele zumeist von Aedilen organisiert, während die Konsuln das praesidium ludorum innehatten. Die meisten Spiele wurden von den kurulischen Aedilen (Ludi Romani, Ludi Megalenses) oder den plebeischen Aedilen (Ludi plebeii, Ludi Ceriales, Ludi Florales) veranstaltet; der praetor urbanus war verantwortlich für die Ludi Apollinares. Wegen der Begrenzung aller Ämter im republikanischen Rom auf ein Jahr übernahmen jedes Jahr andere Beamte die Organisation der Spiele.
Diese Amtsträger gaben die Produktion und Aufführung von Dramen in Auftrag und waren für die Zuweisung von Schauplätzen zuständig, was insbesondere in der Zeit von Bedeutung war, als in Rom noch keine festen Theaterbauten vorhanden waren (▶ Kap. 3.3). In der mittleren bis späten Republik standen für die Festspiele öffentliche Mittel zur Verfügung (lucar; Plut. qu. R. 88 [285D]). Zumindest in der späten Republik wurden diese in der Regel aus eigenen Mitteln der Beamten und denen ihrer Unterstützer und der von ihnen Abhängigen