6 Theaterreformen und -reformer – das 19. Jahrhundert
6.1 Verhaltensreglementierung und Schauspielkunst
6.1.1 Natur versus Kunst – Schauspielstile an der Wende zum 19. Jahrhundert
6.1.2 Die Ermordung August von Kotzebues stärkt die Theaterzensur
6.2 Das Käthchen von Heilbronn in Wien
6.2.1 Können Aufführungen rekonstruiert werden?
6.2.2 Der Rekonstruktionsversuch
6.3 Theaterspiel kontra Zensur
6.3.2 Der Schauspieler als Dramatiker
6.3.3 Weder Räsoneur noch Hanswurst – Nestroy ist nicht zu fassen
6.4 Moderne Theaterorganisation
6.4.2 Zur Reform der Theaterorganisation unter Heinrich Laube
6.4.3 Das Meininger Hoftheater
6.5.3 Der rebellische Schauspieler Carl Reinhold
6.6 Der Guckkasten und die Abstraktion
6.6.1 Die unvollkommene Shakespearebühne
6.6.2 Richard Wagners Festspielhaus 1876
6.6.3 Die Reformvorschläge des Adolphe Appia
7 Mythos Ausdifferenzierung – das 20. Jahrhundert
7.1 Nicht alle spielen Theater
7.1.2 Theatralisierung der Gesellschaft
7.2.1 Ein Regisseur ohne Kompromisse
7.3.2 Postdramatisches Theater
7.4.1 Theaterformen am Beispiel der Schweiz
7.5.1 Theater unterm Hakenkreuz
7.6.2 Aktionskunst im Verwertungsprozess
Personenregister
Rückumschlag
Prolog
Dieses Buch widmet sich den Problemen der Theatergeschichte und der Theatergeschichtsschreibung. Es gibt mehrere ein- bis zehnbändige Überblicksdarstellungen der Theatergeschichte, die ein zusammenhängendes Bild des Gegenstandes bieten. Die schmaleren Bände fassen dabei jeweils die voluminöseren Werke abstrahierend zusammen, indem weniger am Beispiel argumentiert wird und Problematisierungen entfallen.1 Vom Organismus bleibt dessen Skelett übrig, der Vorgang gerinnt zur Information und das aktuelle Jahrhundert wird meist überproportional breit dargestellt. Das Wagnis einer weiteren einbändigen Theatergeschichte lohnt sich daher nur dann, wenn die Beispiele als exemplarisch und die Problematisierungen als erkenntnisleitend erhalten bleiben können.
Theatergeschichte und Theaterhistoriografie
Viele Missverständnisse und Fehleinschätzungen rühren heute daher, dass der Begriff Theatergeschichte doppelt verwendet wird, sowohl für die Ebene der Erscheinungen als auch für die Ebene des Diskurses über die Erscheinungen; für die Theaterlandschaft selbst und für den Schleier, das Netz oder die Plastikfolie, die reflexiv darüber ausgebreitet werden. Sobald dann die Ebene des Diskurses fälschlich für die Ebene der Erscheinungen gehalten wird, scheint endlich