Andreas Kotte

Theatergeschichte


Скачать книгу

noch viel später, ab dem 17. Jahrhundert, bevor sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Wandel hin zu den audiovisuellen Medien Bahn bricht, der Theater mehr oder weniger marginalisiert.

      Abb 1 Das Muster des gegenwärtigen Theaterverständnisses. (Quelle) [<< 17]

      Hauptfragen, Einschränkungen und Ziele

      Die Periodisierung

      Durch eine Darstellung nach Regionen oder Staaten würden wiederum Zusammenhänge negiert, die vielleicht gerade die nicht involvierte Zeugenschaft betreffen. Jede Periodisierung drückt also einen Kompromiss aus. Sie kann aber stärker oder weniger stark regelnd ausgelegt werden. Das 16. Jahrhundert nur unter dem Gesichtspunkt der vieltägigen französischen Mysterienspiele oder des Shakespeare-Theaters zu betrachten, würde einengen, weil der Beginn des Jesuitentheaters oder die Anfänge der Commedia dell’arte oder das Zurücktreten des Humanistentheaters unterschlagen würden. Jenseits von Vollständigkeitsüberlegungen schält sich bei solcher Argumentation heraus, dass bei einem Primat der Erörterung von Theaterformen erstens die Periodisierung weder zu eng- noch zu weitmaschig gewählt werden darf und sie zweitens möglichst wenige Vorentscheidungen enthalten sollte, damit tatsächlich Theatergeschichte den Gegenstand der Untersuchung bildet. Die zurückhaltendste Periodisierung ist jene nach Jahrhunderten; sie wahrt den chronologischen Überblick, ohne territorial einzuengen. Ihr Schematismus deklariert offen, dass sie einen neutralen Hintergrund bildet, ohne jeden Anspruch, selbst zur Lösung theaterhistorischer Probleme beitragen zu können. Aus Material- und Platzgründen sowie Leserinteressen heraus können dann bestimmte Jahrhunderte zu Komplexen zusammengezogen werden.

      Einteilung der Kapitel

      Die Kapitelstruktur darf also weder nur einem Kriterium folgen (Monokausalität), noch darf sie zu viele Aspekte einbeziehen (Eklektizismus). Wenn sie sich aber periodisierend ganz auf die Nennung von Jahrhunderten zurückzieht, fehlt den Lesenden eine Wiedererkennungs-, Vergleichs- und Erinnerungsebene. Das schnelle Auffinden thematischer Komplexe wird erschwert. Deshalb sollten die Titel einen Orientierungscharakter besitzen. Taucht der Begriff „Nationaltheater“ auf, so wird ein ganzer Komplex von Ereignissen, Materialien und Literatur darüber angesprochen. Man hat davon gehört, vermag mit anderen Publikationen zu vergleichen und findet schnell den Abschnitt, in welchem darüber gehandelt wird. Es wird mittels solcher Signalwirkung die Auswahl von Beispielen offen gelegt, aber nicht behauptet, dass diese nun als die Leitthemen des Jahrhunderts gelten müssen.