Diese „Super-Gruppe“ besteht hauptsächlich aus Banken und großen Finanzinstituten, wie JP Morgan Chase, Goldman Sachs, Morgan Stanley und Bank of America.
[26]Zudem stellt sich Unternehmen gegenwärtig wie künftig das drängende Problem, Nachwuchs zu finden. Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft fehlen der Wirtschaft im Jahr 2020 rund 230.000 Ingenieure, Naturwissenschaftler und Techniker. Die Bundesregierung geht sogar von bis zu 500.000 Arbeitnehmern aus. Bereits heute sind es 144.000 Fachkräfte zu wenig, darunter 37.000 Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure, 25.000 Maschinenbautechniker und 22.000 EDV-Spezialisten. Laut Bundesregierung verursacht dieser Mangel einen Wertschöpfungsverlust von 28 Milliarden Euro pro Jahr.
Umweltprobleme wie Gesundheitsrisiken lassen sich exemplarisch an der Branche Elektronik und Elektrotechnik aufzeigen. So gab es laut dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien im Jahr 2003 erstmalig mehr Handys als Einwohner in Deutschland. Die Innovationszyklen für neue Geräte und Systeme werden dabei immer kürzer. Alleine in Deutschland fallen etwa zwei Millionen Tonnen pro Jahr an, was einem Güterzug von 1.200 Kilometer Länge entspricht. Darunter sind Materialien mit teils erheblichem Belastungspotenzial für Umwelt und Gesundheit wie z.B. giftige Schwermetalle oder Flammschutzmittel.
Earth Overshoot Day – das Konto überziehen
Der 20. August 2013 war ein trauriger Meilenstein: Er markierte den Tag des Jahres 2013, von dem an der Bedarf der Weltbevölkerung nach natürlichen Ressourcen das für das gesamte Jahr zur Verfügung stehende Angebot überschritt. „Das ist so, als wäre bereits jetzt unser Jahreseinkommen aufgebraucht und wir müssten den Rest des Jahres von unseren Ersparnissen leben“, so Mathis Wackernagel, Präsident des internationalen Think Tanks Global Footprint Network (siehe www.footprintnetwork.org). Berechnet wird der Earth Overshoot Day durch einen Biokapazitäten-Vergleich: Dem Angebot der Natur wird die Nachfrage der Weltbevölkerung nach Ressourcen gegenübergestellt, genauer jener Naturleistungen, die gebraucht werden, um den Appetit nach Produkten und Dienstleistungen zu stillen.
[27]Vereinfacht gesagt, zeigt er, wann unser totaler ökologischer Fußabdruck (gemessen in globalen Hektar) der totalen Biokapazität (ebenfalls in globalen Hektar gemessen), die die Natur in einem Jahr produzieren kann, entspricht. Nach diesem Tag, für den Rest des Jahres, häufen wir Abfall und ökologische Schulden an, indem wir am Grundstock des Naturkapitals zehren.4
Pull-Faktoren: Hin zu mehr Nachhaltigkeit
Dagegen finden sich Pull-Faktoren, die Anreize darstellen, sich nachhaltiger zu verhalten. In dem Maße, wie die Nachfrage durch aufgeklärte und umweltbewusste Konsumenten steigt, kann sich der bisherige Push-Ansatz künftig verstärkt in eine Pull-Wirkung verwandeln. Letztere steht im Zusammenhang mit dem häufig gehörten Ruf, Nachhaltigkeit müsse sich erst noch seinen Business Case schaffen, also sein Modell zur Gewinnerwirtschaftung und damit zur ökonomischen Legitimierung.
Während für politische Akteure meist die Sicherung der nationalen Ressourcen- und Existenzbasis im Vordergrund steht, sich Nichtregierungsorganisationen für von der Politik nicht abgedeckte Themenbereiche einsetzen, sehen wirtschaftliche Akteure den größten Nutzen von Nachhaltigkeit in Aspekten wie Innovation, Wettbewerbsvorteil und Differenzierung.
[28]Das soziale und ökologische Handeln großer Unternehmen wird zunehmend gesellschaftlich und global beobachtet. Diese Außenwirkung beeinflusst den Erfolg des Unternehmens. Nicht nur die Akzeptanz der Kunden hängt von dieser Außenwirkung ab, auch der Börsenkurs ist dadurch mitbestimmt. So zeigt die Einführung des Dow Jones Sustainability Group Index (DJSI) (→QR), dass Wertemanagement in seiner 30-jährigen Geschichte aktueller ist denn je. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts emnid unter 250 Führungskräften glauben 90 % der Befragten, nachhaltig ausgerichtete Unternehmen hätten langfristig einen größeren wirtschaftlichen Erfolg als ausschließlich profitorientierte. Nachhaltigkeit kommt dabei vor allem in sechs Kernbereichen zum Einsatz: Umwelt- und Klimaschutz, Unternehmenskultur und -ethik, Qualitätsmanagement, Human Resources, Führung und Corporate Citizenship (→QR).
Weltweites Geschäftspotenzial: 10 Bio. USD bis 2050
Besonders reizvoll sind in diesem Zusammenhang Meldungen und Einschätzungen von Experten wie die folgende: Eine bislang abwartend-skeptische Grundhaltung in Unternehmen wandelt sich immer stärker in eine positiv-erwartungsfreudige Einstellung. Im Rahmen des Projektes „Vision 2050“ (→QR) haben PricewaterhouseCoopers, die International Energy Agency, die OECD und die Weltbank Schätzungen der globalen Größenordnung möglicher weiterer Nachhaltigkeits-Geschäftschancen in wichtigen Sektoren im Jahr 2050 abgegeben. Ihre Prognosen zu den künftigen nachhaltigkeitsbezogenen Geschäftsmöglichkeiten belaufen sich bis 2050 auf drei bis zehn Billionen USD jährlich bzw. auf 1,5 bis 4,5 % des Weltbruttosozialproduktes. Insbesondere profitieren davon Sektoren und Wirtschaftsbereiche wie Energie, Landwirtschaft, Wasser, Metalle sowie Gesundheit und Bildung (siehe Abb. 4).
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Abb. 4: Schätzung globaler Nachhaltigkeits-Geschäftschancen bis 2050 (Schätzungen von PwC auf Basis von Daten von IEA, OECD und Weltbank)
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich Nutzenpotenziale vor allem aus Einsparungen bei Ressourcen und Prozessen ergeben, die häufig gleichzusetzen sind mit Kosteneinsparungen. Wettbewerbsvorteile ergeben sich dabei etwa aus der Steigerung der Energie- und Materialeffizienz.
Insgesamt verweisen die vorangehenden Ausführungen darauf, dass das aktuell hohe Interesse am Thema Nachhaltigkeit in den aussichtsreichen Prognosen, dem hohen erwarteten Geschäftspotenzial und der Abwehr negativer Begleiterscheinungen bei der industriellen Produktion, kurz Umweltverschmutzung, begründet liegt. Dadurch ergibt sich zugleich ein Innovationsschub. Auf den Punkt gebracht: Sowohl Push- als auch Pull-Faktoren gewinnen auf Anbieter- und Nachfragerseite an Gewicht. Dies lässt sich mit einer Aufwärtsspirale vergleichen, die sich langsam gegen eine jahrzehntelange Stagnation des Themas durchsetzt.
[30]1.4 Widerstände gegen Wandel
Sei der Wandel, den du in der Welt sehen willst.
Mahatma Gandhi
Kein Wandel ohne Widerstand. Trotz Argumenten, die auf einen Innovationsschub, Erneuerung und Wachstum durch Nachhaltigkeit schließen lassen, legen