den Bereichen ‚Sprache‘ und ‚Eigenheiten der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung‘ mag die Andersartigkeit mittelalterlicher Literatur für die Schülerinnen und Schüler deutlicher spürbar werden.6 Im Zentrum stehen jedoch die überzeitlichen Fragen danach, wie Einzelne mit ihren Besonderheiten in Gemeinschaft leben können, wie mit dem Anderen bzw. dem Fremden umzugehen ist, wie viel Gemeinsinn sein muss und wie viel Selbstprofilierung sein darf, welches Heldentum gemeinschaftsrettenden und welches gemeinschaftszerstörenden Charakter hat. Davon ausgehend werden die Schüler und Schülerinnen zwanglos Bezüge zu aktuellen gesellschaftlichen, politischen und religiösen Fragen wie z.B. der Inszenierung und Instrumentalisierung von neuen Heldenfiguren, der Beschäftigung mit Ego- oder Third-Person-Shooter-Spielen in den verschiedenen Modi oder der Verführungskraft von religiösem Fanatismus herstellen können. Grundlage dafür ist eine sorgfältige Erschließung der mittelhochdeutschen Texte mit einem didaktischen Schwerpunkt auf verschiedenen Ausformungen von Heldenfiguren, die eine differenziertere Bewertung von Helden-Taten ermöglichen. Dafür wollen die folgenden Kapitel die nötige Hilfestellung geben.
Quellen
Heusler, Andreas / Koch, Max (1905): Urväterhort. Die Heldensagen der Germanen. Sammlung mit Einleitung und Anmerkungen. Berlin
Krügel, Gerhard (1937): Helden streiten, Götter ringen. Deutsche Helden- und Göttersagen. Mit Bildschmuck von Franz Stassen. Frankfurt/M.
Roethe, Gustav (1927): Deutsches Heldentum und deutsche Treue in Dichtung und Sage. Den Teilnehmern des 10. Verbandstages des Deutschen Philologenverbandes, Leipzig
Zitierte Literatur
Bohrer, Karl Heinz / Scheel, Kurt (Hrsg.) (2009): Heldengedenken. Über das heroische Phantasma. Stuttgart (Sonderheft Merkur)
Campbell, Joseph (2011): Der Heros in tausend Gestalten. Aus dem Amerikanischen von Karl Kroehne. Frankfurt/M. (New York 1949, dt. zuerst 1953)
Dahlke, Birgit (2006): Jünglinge der Moderne. Jugendkult und Männlichkeit in der Literatur um 1900. Köln
Engster, Hermann (1986): Germanisten und Germanen. Germanenideologie und Theoriebildung in der deutschen Germanistik und Nordistik von den Anfängen bis 1945 in exemplarischer Darstellung. Frankfurt/M. [usw.] (Texte und Untersuchungen zur Germanistik und Skandinavistik 16)
Frevert, Ute (2009): Vom heroischen Menschen zum ‚Helden des Alltags‘. In: Heldengedenken. Über das heroische Phantasma, hrsg. v. Karl Heinz Bohrer u. Kurt Scheel. Stuttgart (Sonderheft Merkur). S. 803–812
Fuchs, Stefan (1997): Hybride Helden. Gwigalois und Willehalm. Beiträge zum Heldenbild und zur Poetik des Romans im frühen 13. Jahrhundert. Heidelberg (Frankfurter Beiträ ge zur Germanistik 31)
Haug, Walter (1999): Die Einsamkeit des epischen Helden und seine scheiternde Sozialisation. Zur Anthropologie eines narrativen Musters. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 128. S. 1–16
Heinzle, Joachim / Waldschmidt, Anneliese (Hrsg.) (1991): Die Nibelungen. Ein deutscher Wahn, ein deutscher Alptraum. Frankfurt/M.
Kienitz, Sabine (2008): Beschädigte Helden. Kriegsinvalidität und Körperbilder 1914–1923. Paderborn [usw.] (Krieg in der Geschichte 41)
Lau, Jörg (2009): Pathos des Eigensinns. Zivilcourage und Heldentum. In: Heldengedenken. Über das heroische Phantasma, hrsg. v. Karl Heinz Bohrer / Kurt Scheel. Stuttgart (Sonderheft Merkur). S. 753–761
Müller-Funk, Wolfgang (2008): Die Kultur und ihre Narrative. Eine Einführung. 2., überarb. und erw. Aufl. Wien / New York (zuerst 2002)
Münkler, Herfried (2007): Heroische und postheroische Gesellschaften. In: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken 61. S. 742–752
Schmitt, Arbogast (2009): Achill – ein Held? In: Heldengedenken. Über das heroische Phantasma, hrsg. v. Karl Heinz Bohrer / Kurt Scheel. Stuttgart (Sonderheft Merkur). S. 860– 870
von See, Klaus (1991): Held und Kollektiv. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 122. S. 1–35
Weddige, Hilkert (2010): Mittelhochdeutsch. Eine Einführung. 8., durchgesehene Aufl. München (zuerst 1996)
Wunderlich, Werner (1991): ‚Ein Hauptbuch bey der Erziehung der deutschen Jugend …‘ Zur pädagogischen Indienstnahme des Nibelungenliedes für Schule und Unterricht im 19. und 20. Jahrhundert. In: Die Nibelungen. Ein deutscher Wahn, ein deutscher Alptraum, hrsg. v. Joachim Heinzle / Anneliese Waldschmidt. Frankfurt/M. S. 119–150
1 Die Hinweise auf diese Initiativen sind angeregt durch den Beitrag von Birgit Schreiber, Was macht Menschen zu Helfern?, in: Psychologie heute, 38/7, 2011, S. 66-69. Vgl. auch die Diskussion von Heldentum und Zivilcourage bei Lau 2009.
2 Zahlreiche Hinweise bei Dahlke 2006, Kap. 4.3 ‚Jugend und Narration. Das Männlichkeitsnarrativ des Kriegers‘, S. 197–209, und Wunderlich 1991.
3 Wenn wir die Kapitel untereinander in Beziehung setzen, verwenden wir die Abkürzungen, die sich auch im Glossar finden, vgl. S. 158.
4 Zur Unterscheidung ‚unseres‘ Helden von der aus vielen Quellen zusammengesetzten Siegfried- Gestalt verwenden wir die im Nibelungenlied überlieferte Namensform Sîfrit.
5 Das Wichtigste ist übersichtlich zusammengestellt bei Weddige 2010: 1–41.
6 Detailliertere Informationen zur Andersartigkeit des mittelalterlichen Literaturbetriebs können anhand von Kurzreferaten wie z.B. zum Thema ‚Pergament und Papier‘ von den Schülern und Schülerinnen selbst erarbeitet werden. Material und weiterführende Hinweise dazu finden sich in jeder Einführung in die germanistische Mediävistik, so z.B. knapp und leicht verständlich bei Bein 2005: insb. 14–53.
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