Gisa Bauer

Grundwissen Konfessionskunde


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oder missionarisch tätig. Kontemplative Orden hingegen leben in Abgeschiedenheit von der Welt und widmen sich der Gottesschau. Deshalb haben die verschiedenen Orden grundsätzlich verschiedene Lebensformen entwickelt und Aufgaben definiert. Aktive Orden predigen und missionieren, pflegen Kranke oder unterrichten die Kinder, kontemplative Orden widmen sich eher dem Gebet und der Spiritualität.

      Neben den klassischen OrdenOrden finden sich gegenwärtig weitere geistliche BewegungenBewegung(en), die ganz verschiedene Formen des Zusammenlebens etablieren und sich verschiedenen Aufgaben widmen.

      Das gottesdienstliche LebenDer GottesdienstGottesdienst ist das Herz der katholischen Kirche. Sie versteht sich als feiernde Kirche. Die LiturgieLiturgie ist nach der Konstitution über die Heilige Liturgie „Sacrosanctum Concilium“ (SC) „der Gipfel, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt.“ (SC 10) Sie ist „in vorzüglichem Sinn heilige Handlung, deren Wirksamkeit kein anderes Tun der Kirche an Rang und Maß erreicht.“ (SC 7) Sie ist der „Heiligungsdienst“ der Kirche, in ihr „vollzieht“ sich geradezu „das Werk unserer Erlösung.“ (SC 2)

      Die Verkündigung des EvangeliumsEvangelium (martyria) ist deshalb die Grundlage allen kirchlichen Lebens. Aus ihr speist sich der diakonische Dienst (diakonia), das tätige Leben in der Welt.

      Der Heiligungsdienst der LiturgieLiturgie ist dabei Vollzug des Priesteramtes Jesu ChristiJesus Christus. Christus selbst ist der eigentliche Liturg. Der PriesterPriester vollzieht an seiner Statt (,in persona‘) das Heilswerk, in ihm und damit in der Kirche begegnet Christus selbst. Deshalb „ist jede liturgische Feier Werk Christi, des Priesters, und seines Leibes, der die Kirche ist.“ (SC 7)

      Im GottesdienstGottesdienst sind daher zwei Blickrichtungen zu unterscheiden. Gott handelt an den Gläubigen durch die Präsenz Christi im zelebrierenden PriesterPriester. Er heiligt die Gläubigen dadurch und stärkt sie für ihr Leben in der Welt. Auf der anderen Seite steht die Blickrichtung von unten nach oben. Die Gläubigen antworten in der LiturgieLiturgie auf die Heiligung Gottes und versichern ihre Hingabe als Dank auf das Handeln Gottes. Das ganze gottesdienstliche Leben kann daher als Eucharistia bezeichnet werden: als ‚Danksagung‘.

      Die EucharistieEucharistieIn der Eucharistiefeier hat der Gläubige Anteil an dieser BewegungBewegung(en) des GottesdienstesGottesdienst. Es geht also nicht um ein Opfer, das immer wieder dargebracht werden muss, sondern um die Teilhabe am einmalig, aber immer gültig dargebrachten Opfer Christi.

      LiturgieLiturgie ist für die katholische Kirche also theozentrisch gefasst und hat die Verherrlichung Gottes zum Ziel.

      Zentrale liturgische Handlung der katholischen Kirche ist die Eucharistiefeier, meist Heilige Messe oder einfach Messe genannt. In der Grundordnung des römischen Messbuches (Missale RomanumMissale Romanum) heißt es:

      Als Werk Christi und des hierarchisch gegliederten Volkes Gottes ist die Feier der heiligen Messe für die Universalkirche und die Ortskirche wie auch für jeden einzelnen Gläubigen die Mitte des ganzen christlichen Lebens. […] Alle anderen heiligen Handlungen und alle Werke des christlichen Lebens stehen mit der Messe in Zusammenhang: Sie gehen aus ihr hervor und sind auf sie hingeordnet. (MR 16)

      Wer nicht am sonntäglichen GottesdienstGottesdienst teilnimmt, begeht – laut dem Katechismus der Römisch-katholischen Kirche (KKK) „eine schwere Sünde“ (KKK 2181), da er die Kirchengemeinschaft schwächt.

      SakramenteSakramentIn der Kirche „lebt und handelt Christus fortan in und mit seiner Kirche auf eine neue, für diese Zeit eigene Weise. Er handelt durch die SakramenteSakrament.“ (KKK 1076) Die Sakramente stellen den Höhepunkt des gottesdienstlichen Lebens dar. Christus und die Kirche verbinden sich hier ganz eng.

      Weil Christus in den SakramentenSakrament handelt, sind sie aus sich selbst heraus wirksam: sie wirken ex opere operato. Selbst wenn der menschliche Spender unwürdig ist, kann Christus wirken, weil das Sakrament nur als Medium aufgefasst wird, durch das Christus selbst wirkt. Lediglich der Empfänger kann die Wirkung des Sakraments verhindern, wenn er sich dem Empfang der GnadeGnade verschließt (KKK 1128).

      Die SakramenteSakrament sind von Christus eingesetzt. Seiner Kirche hat er die Vollmacht übertragen, sie zu feiern. Wie sie genau gefeiert werden, muss die Kirche festlegen. Ein Sakrament, das ohne die Kirche gefeiert wird, kann es deshalb nicht geben. Deshalb ist z.B. die Feier der EucharistieEucharistie an die Zugehörigkeit zur Kirche gebunden. Gemeinschaft im Sakrament setzt die Einheit der KircheKircheEinheit der Kirchengemeinschaft voraus.

      Die katholische Kirche kennt sieben Heilszeichen. TaufeTaufe, Firmung und EucharistieEucharistie bilden gemeinsam die „SakramenteSakrament der christlichen Initiation“ (KKK 1212). Hier werden die Grundlagen des christlichen Lebens vermittelt und gespendet. Buße und Krankensalbung sind „Sakramente der Heilung“ (KKK 1421). PriesterweiheWeihePriesterweihe (Presbyterat) und Ehe sind „Sakramente des Dienstes für die Gemeinschaft“ (KKK 1534). Taufe und Eucharistie stehen dabei als sacramenta maiora den übrigen sacramenta minora gegenüber. Taufe, Firmung und Priesterweihe sind nicht wiederholbar, sie verleihen den character indelebilis (‚unauslöschliches Prägemal‘).

      Marien- und HeiligenverehrungDas GlaubensbekenntnisGlaubensbekenntnis formuliert den Glauben an die „Gemeinschaft der Heiligen“. Damit ist inhaltlich ausgesagt, dass Gott Menschen nach ihrem Tod zu sich genommen hat. Diese Gemeinschaft umfasst die Gläubigen also durch Raum und Zeit hinweg. Das Miteinander von lebenden und toten Gläubigen ist die gedankliche Grundlage des Ablasses und der Anrufung (nicht Anbetung) von Heiligen. Kein katholischer Christ ist verpflichtet, Heilige anzurufen, allerdings prägt das Heiligenwesen vor allem die katholische Volksfrömmigkeit. Deshalb bestimmen Heiligenfeste, Wallfahrten und Patronatsfeste einzelner Kirchen oft den kirchlichen Alltag.

      Die katholische Kirche kennt einen geordneten Heiligsprechungsprozess und eine Kongregation für die Heiligsprechung. Letztlich bestimmt der Papst über die Heiligsprechung. Wenn eine Heiligsprechung erfolgt, ist diese unwiderruflich, weil die Kirche „kraft stellvertretender göttlicher Gewalt“ handelt. In den Heiligen erkennt die Kirche, dass Menschen schon zu Lebzeiten die göttliche GnadeGnade verwirklichen können.

      Die Kirche unterscheidet zwischen Seligen, die in ihrer Ortskirche verehrt werden dürfen, und Heiligen, die für die gesamte Kirche anrufbar sind. Um selig bzw. heilig gesprochen zu werden, muss ein Verstorbener zunächst aufgrund seines Lebens von Gläubigen verehrt werden. Um aber kirchenrechtlich anerkannt werden zu können, muss er ein bzw. zwei vom Vatikan anerkannte Wunder bewirkt haben. Ausnahmen sind Märtyrer, also Menschen, die für ihren Glauben gestorben sind. Diese müssen als Glaubenszeugen kein Wunder nachgewiesen bekommen.

      Die besondere Verehrung von Maria, der Mutter Jesu, speist sich volkstümlich aus dem Wesen der Mutterschaft und theologisch aus der Überzeugung, dass Maria als Sinnbild für die Kirche an sich steht. Das DogmaDogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens (1854) besagt, dass Maria als einziger Mensch neben Christus ohne Sünde war. Sie ist deshalb – so das Dogma der Leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel (1950) – als einziger Mensch bereits vollkommen erlöst. Deshalb kommt ihr besondere Verehrung als Fürsprecherin zu.

      Weiterführende Literatur

      Böttigheimer, Christoph (2009), Lehrbuch der Fundamentaltheologie. Die Rationalität der Gottes-, Offenbarungs- und Kirchenfrage, Freiburg i.Br.

      Böttigheimer, Christoph (2016), Die eine BibelBibel und die vielen Kirchen. Die Heilige Schrift im ökumenischen Verständnis, Freiburg i.Br.

      Fitschen, Klaus (2001), Der Katholizismus von 1648 bis 1870. KGE III/8, Leipzig.

      Knop, Julia (2013), Wie geht katholisch. Eine Gebrauchsanleitung, Freiburg i.Br.

      Müller, Gerhard Ludwig (2005), Katholische Dogmatik. Für Studium und Praxis der Theologie, Freiburg i.Br.

      Pesch,