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Catholic Women


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nicht zu weniger Ungleichbehandlung, Ausbeutung und Diskriminierung von Frauen.

       „Die Frauenfrage ist ein Thema, das die Hälfte der Menschheit als Individuen betrifft und in allen Kulturen, Gesellschafts- und Staatsformen eine Rolle spielt. Als weltumspannende Institution könnte die katholische Kirche hier eine Vorreiterfunktion übernehmen, um der Ungleichbehandlung, Ausbeutung, Diskriminierung von Frauen auf dem Boden der (…) Botschaft Jesu Christi, (…) seiner Erwählung von Frauen zu Erstzeuginnen der Auferstehung und seines Rufs in die Nachfolge unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Status entgegenzuwirken. Von dieser Voraussetzung sind wir allerdings innerkirchlich weit entfernt.“

      (Sr. Katharina Ganz, Frauen stören. Und ohne sie hat Kirche keine Zukunft, Würzburg 2021, 34.)

      Das Buch gliedert sich in drei große Kapitel. Das erste Kapitel „Von männlich bis weiblich mit gleicher Würde geschaffen – Frausein und Menschsein in Kirche und Welt“ umfasst Texte, die auf die Erfahrungen von Frauen und nicht-binären Personen in der Kirche unterschiedlicher Länder zielen. Jadranka Rebeka Anić schreibt mit Blick auf die spezifische, national konnotierte Situation der Kirche in Kroatien, Christine Böhl fokussiert die Frauenfrage in der katholischen Kirche in Deutschland. Es folgen Erfahrungsberichte zweier Benediktinerinnen: Sr. Makrina Finlay, eine gebürtige Amerikanerin, die von ihrer Konversion herkommend Fragen zu Geschlechtergerechtigkeit stellt, und Sr. Judith Sakwa Omusa, Ordensfrau in Kenia, deren Text die Präsenz alltäglicher Gewalt gegen Frauen offenlegt. Sr. Nuala Kenny, eine kanadische Ordensfrau, nimmt den Beitrag von Frauen zur Heilung der Kirche in den Blick. Aus einer kirchenhistorischen Perspektive deckt Regina Heyder die Ambivalenz subversiven Sprechens von Frauen auf. Mara Klein erweitert das Kapitel um eine trans nichtbinäre Perspektive, die unverzichtbar auf dem Weg zu einer gerechteren Kirche ist, denn die Ideologien und die Strukturen, die einer patriarchalen und heteronormativen Logik folgen, führen nicht nur zu Ungerechtigkeiten gegen Frauen – hier stehen zu bleiben, wäre selbst ein verkürzter Blickwinkel –, sondern befördern auch gegen trans und nichtbinäre Menschen Ungerechtigkeiten, welche es offen zu legen und zu minimieren gilt.

      Das zweite Kapitel eröffnet den Blick auf „Initiativen, Organisationen und die Synodalität der Kirche – Engagierte Netzwerker*innen“. Es beginnt mit einem Grundlagenartikel von Margit Eckholt, die interkulturelle und weltkirchlich-feministische Perspektiven von Synodalität und Internationalität beleuchtet und damit ein theologisches Fundament für das gesamte Buch liefert. Die drei folgenden Texte hängen eng zusammen: Sr. Irene Gassmann, Dorothee Becker und Karin Klemm schildern die Entstehungsgeschichte und Umstände rund um das Donnerstagsgebet und die #Junialnitiative in der Schweizer Kirche. Nontando Hadebe aus Südafrika stellt zwei Frauennetzwerke vor: The Circle of Concerned African Women Theologians und Catholic Women Speak Network; gefolgt von einem Text von Lena Jäger und Judith Klaiber über das Frauen*Volksbegehren 2.0 in Österreich. Ein besonderes Augenmerk dieses Kapitels liegt auf der Amazoniensynode. Sr. Daniela Cannavina und Sr. Birgit Weiler beschreiben in ihren Texten aus unterschiedlichen Perspektiven die Wichtigkeit der Synode gerade für Frauen in Amazonien.

      Das dritte Kapitel „Zwischen Ordo und Lai*innenapostolat – Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ fächert ein weiteres konkretes Anliegen von Frauen in der Kirche auf. Den Auftakt macht Zuzanna Flisowska-Caridi, die das Netzwerk Voices of Faith und dessen Eintreten v. a. für die Belange von Ordensfrauen vorstellt. Sr. Jean Goulet, seit mehr als 65 Jahren Ordensfrau, erzählt von ihrem Engagement in der Kirche von Kanada, und Sr. Mary John Mananzan beleuchtet die nach wie vor prekäre Situation der Frauen in der katholischen Kirche auf den Philippinen. Mit Claire Heron spricht eine weitere Kanadierin über ihren jahrzehntelangen Einsatz als Laiin für Frauen in der Kirche: in Kanada und weit darüber hinaus. Die Erfahrungen einer jungen Indonesierin, die in den USA Theologie studiert hat, hält Janice Kristanti fest, ebenso wie den Kampf der Frauen für Befreiung in Indonesien. Sr. Caroline Mbonu legt die vielfältigen Diskriminierungen von Ordensfrauen in der katholischen Kirche Nigerias offen. Das Buch schließt mit dem Text einer deutschen Autorin: Andrea Qualbrink sieht trotz aller Schwierigkeiten im Heute den Kairos für eine geschlechtergerechte Kirche.

      Alle in diesem Buch versammelten Texte machen deutlich, dass Frauen weltweit ihre Stimme erheben und immer noch erheben müssen, denn Missstände und Machtmissbrauch, Diskriminierung und Gewalt sind allgegenwärtig. Die Autorinnen sind gläubige Christinnen, viele von ihnen Ordensfrauen, sie stehen ein für Frieden und Gleichberechtigung, für Gerechtigkeit und die Partizipation aller Geschlechter in Kirche und Gesellschaft, für eine Welt im Sinne des Evangeliums Christi. Mit ihren Texten dokumentieren sie grenzüberschreitende Solidarität: über Zeiten und Länder hinweg. Ihre Beiträge machen greifbar, wie sehr die Kirche der Erneuerung bedarf.

      Wie bei allen Büchern waren auch bei diesem Buch zahlreiche Menschen beteiligt, denen an dieser Stelle herzlich gedankt werden soll. Zehn Texte wurden für diese Ausgabe ins Deutsche übersetzt. Für die Unterstützung bei der Übertragung, die nicht nur den Sinn, sondern auch die sprachliche Schönheit und Eigenart der Texte einholt, sei ein großer Dank ausgesprochen an Dr. Juliane Eckstein, Dr. Regina Heyder, Judith König, Dr. Michael Lohausen, Maite Piris und Charlotte von Schelling. An einigen Stellen schien uns eine Übersetzung nicht geraten, dort haben wir uns entschlossen, die englischen Originalausdrücke zu belassen, an anderen Stellen werden sie der deutschen Übersetzung hinzugefügt. Sr. Philippa Rath OSB sei herzlich gedankt, durch sie wurden Türen geöffnet in andere Klöster und Herzen. Ich danke meinen beiden Mitarbeiterinnen Magdalena Hürten und Anna-Nicole Heinrich für ihre gründliche und kompetente Unterstützung in allen redaktionellen und inhaltlichen Belangen. Herrn Thomas Häußner vom Echter-Verlag sei gedankt für die umsichtige Begleitung bei der Drucklegung und Herausgabe des Buchs. Natürlich aber gilt mein Dank ganz besonders allen Autor*innen des Buchs. Nur wenn die Stimmen der Frauen endlich zählen, ihre Schreie und Klagen gehört werden, die Gewalt gegen sie ein Ende findet und ihre Theologien das Wissen, Denken und Handeln in Kirche und Gesellschaft nachhaltig verändern, kann die Menschenwürde aller Menschen zur Entfaltung kommen. So lange werden wir weiter in Solidarität und über Grenzen hinweg gemeinsam für das Evangelium und Gottes Geist in Freiheit und Gerechtigkeit einstehen, eine bessere Welt erhoffen und unsere Stimmen erheben.

      Am Fest der hl. Maria Magdalena, erste Auferstehungszeugin

      und Apostola Apostolorum, 22. Juli 2021, Ute Leimgruber

      1Zit. nach Russell, Anna/Pinheiro, Camila, Wenn nicht ich, wer dann? Große Reden großer Frauen, München 2019, 18.

      2Dieses Buch sieht sich dem Anliegen einer genderinklusiven Sprache verpflichtet. In Absprache mit den Autorinnen verwenden wir in den meisten Artikeln den Asterisken (z. B. Katholik*innen). Wir sind uns der kontroversen und unabgeschlossenen Diskussionen diesbezüglich bewusst. Mit der Bezeichnung „Frauen“ sind alle gemeint, die sich selbst mit dieser Bezeichnung identifizieren. Trans nichtbinäre Menschen sind ebenfalls im Bewusstsein, dem Thema widmet sich der Beitrag von Mara Klein.

Teil 1

       Schweigende und verschwiegene Frauen

       Frauen in der Kirche in Kroatien1

      Jadranka Rebeka Anić (Split, Kroatien)

      Ein Merkmal des Verhaltens der Frauen in der Kirche in Kroatien im 20. und im 21. Jahrhundert, wenn es um ihre Lage und ihre Rechte in der Kirche geht, ist Schweigen. Dieses Schweigen und die Versuche es zu brechen werden in diesem Artikel erörtert.

      Blickt man auf die Frauen in der Kirche im sozialistischen Kroatien (1945-1990/91), fällt besonders ihr Schweigen auf. Es war eine besorgniserregende Tatsache, dass die Frauen eine schweigende Mehrheit bildeten, die an ihrer Situation in der Kirche nicht interessiert zu sein schien. Dies erkannte auch die 55. Bistumssynode von Split (1987/88) und warf die Frage auf: „Ist die Resignation der Frauen Ausdruck einer allgemeinen Passivität – die