2001, S. 50–66; ders., Karl Marx 1968 und 2001, in: Richard Faber, Erhard Stölting (Hg.), Die Phantasie an die Macht? 1968 – Versuch einer Bilanz, Hamburg 2008 [EA Berlin, Wien 2002], S. 214–237; ders., Unverzichtbare Episode. Berlin 1967, in: Zeitschrift für Ideengeschichte 4/2008, Die Insel West-Berlin, hg. v. Wolfert von Rahden, Stephan Schlak, S. 31–44.
4Heinz-Dieter [sic] Kittsteiner, Naturabsicht und Unsichtbare Hand. Zur Kritik des geschichtsphilosophischen Denkens, Frankfurt/M., Berlin 1980, S. 221.
5Heinz Dieter Kittsteiner, Die Entstehung des modernen Gewissens, Frankfurt/M., Leipzig 1991.
6Undatierter Brief [Paris, 1988] Heinz Dieter Kittsteiners an Reinhart Koselleck, im Nachlass Koselleck im DLA Marbach, Signatur A: Koselleck. Zu Reinhart Kosellecks Begriff der Sattelzeit siehe: ders., Einleitung, in: Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck (Hg.), Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1, Stuttgart 1979, S. XV.
7Heinz Dieter Kittsteiner, Das Gewissen und die Geschichte. Vom 17. bis ins 21. Jahrhundert, Vortrag an der Universität Basel, 20.05.2005, Manuskript im Nachlass Kittsteiner im Universitätsarchiv der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder, Signatur 129.
8Heinz Dieter Kittsteiner, Listen der Vernunft. Motive geschichtsphilosophischen Denkens, Frankfurt/M. 1998; ders., Out of Control. Über die Unverfügbarkeit des historischen Prozesses, erstmals Berlin, Wien 2004; ders., Wir werden gelebt. Formprobleme der Moderne, Hamburg 2006.
9Heinz Dieter Kittsteiner, Dichtet Clio wirklich?, in: Jürgen Trabant (Hg.), Sprache der Geschichte (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien, Bd. 62), München 2005, S. 84.
10Heinz Dieter Kittsteiner, Karl Marx. 1968 und 2001, S. 228 f.
11Heinz Dieter Kittsteiner, Erinnerungen auf einer Vollversammlung, S. 57.
12Heinz Dieter Kittsteiner, Zur Einführung, in diesem Band, S. 17.
13Ganz ähnlich argumentiert auch: Tamás Miklós, Der kalte Dämon. Versuche zur Domestizierung des Wissens, München 2016.
14Heinz Dieter Kittsteiner, Adornos Blick auf die Geschichte, in: Christine Blättler, Christian Voller (Hg.), Walter Benjamin. Politisches Denken, Baden-Baden 2016, S. 243–258, hier S. 256.
15Heinz Dieter Kittsteiner, Zur Einführung, in diesem Band, S. 17.
16Ebd.
17Kittsteiner, Dichtet Clio wirklich?, S. 81.
18Kittsteiner, Vorwort zu: Die Entstehung des modernen Gewissens, S. 11.
19Kittsteiner, Dichtet Clio wirklich?, S. 84.
20Ebd.
21Ebd., S. 80
22Heinz Dieter Kittsteiner, Zum Aufbau der europäischen Kulturgeschichte in den Stufen der Moderne, in: Friedrich Wilhelm Graf (Hg.), „Geschichte durch Geschichte überwinden“. Ernst Troeltsch in Berlin, Troeltsch-Studien, Neue Folge 1., Gütersloh 2006, S. 21–47, hier S. 42.
Zur Einführung
„Mir missfällt der Gedanke, mein Leben nicht unter Kontrolle zu haben.“ Neo, in: Matrix I 0 h – 25 min – 47/50 sec.
I. Erläuterung des Umschlagbildes
Umständlich erklärt Giambattista Vico seinen Lesern das Frontispiz seines Werkes von der „Neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker“. Die Metaphysik in ekstatischer Haltung blickt in Gottes schauendes Auge der Vorsehung. Der Lichtstrahl von dessen Vorsehung bricht sich am Brustpanzer der Metaphysik, und ein Strahl dieses Wissens fällt auf die Statue Homers. Und indem Vico die poetische Weisheit Homers in seine neue Wissenschaft umformt, entsteht eine „rationale politische Theorie der göttlichen Vorsehung.“ Die Ausdeutung dieser Allegorie mitsamt allen emblematischen Details umfasst 42 Paragraphen auf 36 Druckseiten.1 Das Bild auf dem Titelblatt dieser Aufsatzsammlung ist einfacher zu erklären. Es handelt sich um einen Bühnenbildentwurf von Giorgio de Chirico zu einer Aufführung der Oper „Mefistofele“ des Arrigo Boito in der Mailänder Scala 1951/52.2 Boitos Adaption des Goetheschen Fausts fiel im Oktober 1875 in Bologna bei der Uraufführung durch, geriet in den Schatten von Gounods Margarete und wird relativ selten gespielt. De Chiricos Blatt bezieht sich auf den Prolog.
„Die Sonne tönt nach alter Weise
In Brudersphären Wettgesang,
Und ihre vorgeschriebne Reise
Vollendet sie mit Donnergang.“
„Der Anblick gibt den Engeln Stärke,
Da keiner dich ergründen mag,
Und alle deine hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.“
„AVE, Signore de gli angeli e dei santi e dei volanti cherubini“ beginnt es bei Boito.3 Doch die hohen Werke sind bei de Chirico etwas durcheinander geraten, Sonne, Saturn, stürzende Sterne, Kometen. Der extraterrestrische Beobachter ist ebenso klein wie ratlos angesichts dieser chaotischen Himmelsmechanik. Ist denn nicht Gott ihr Schöpfer und Erhalter? Und vor allem: Galten nicht die supralunarischen Bewegungen am Himmel als ewig und vollkommen – im Gegensatz zur sublunarischen Welt des Menschen und seiner Geschichte?
Kant in seiner „Idee zu einer allgemeinen Geschichte“ hatte diese Ordnung der Natur noch der Unordnung der Geschichte entgegengesetzt: „Denn was hilfts, die Herrlichkeit und Weisheit der Schöpfung im vernunftlosen Naturreiche zu preisen und der Betrachtung zu empfehlen, wenn der Theil des großen Schauplatzes der obersten Weisheit, der von allem diesem den Zweck enthält, – die Geschichte des menschlichen Geschlechts – ein unaufhörlicher Einwurf dagegen bleiben soll, dessen Anblick uns nöthigt unsere Augen von ihm mit Unwillen wegzuwenden und, indem wir verzweifeln, jemals darin eine vollendete und vernünftige Absicht anzutreffen, uns dahin bringen, sie nur in einer anderen Welt zu hoffen?“4 Kants Ausflucht war es, der Physikotheologie – denn auf die spielt er an – eine Geschichtsphilosophie entgegenzusetzen, die das Ganze des menschlichen Geschlechts, obwohl es ohne „verabredeten Plan im Ganzen“5 zustande kommt, dennoch nach einer gewissen Ordnung vorrücken lässt.
Bereits Giambattista Vico hinterlässt seinen Lesern ein vergleichbares Problem. Die Philosophen, so sagt er, hätten sich bemüht, Wissen zu erlangen von der Welt der Natur. Doch die Natur sei Gottes Werk und