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Systemische Erlebnispädagogik


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und Ordnung der Dinge bewirkt. Wu wei soll allerdings nicht zu Faulheit verleiten, sondern eher zu einem absichtslosen Handeln einladen, in dem sich Raum für spontane Eingebungen öffnet.

      Dazu passt abschließend noch ein Zitat von Heidegger: „Die Gelassenheit zu den Dingen und die Offenheit für das Geheimnis gehören zusammen. Sie gewähren uns die Möglichkeit, uns auf eine ganz andere Weise in der Welt aufzuhalten.“

       Literatur

      Heidegger, M. (1959): Gelassenheit. Pfullingen (Neske)

      Speck, F. G. (1935): Naskapi. The Savage Hunters of the Labrador Peninsula. Oklahoma (University Press)

       Susanne Doebel

      Jahrgang 1966, lebt in Landsberg / Lech (Deutschland)

      Aus- und Weiterbildungen: Fremdsprachenkorrespondentin Englisch, Französisch, Spanisch (IHK-Diplom), Systemische Gesprächsführung, Systemische Naturtherapie, Studium am Zentrum für Tiefenpsychologie (C. G. Jung), Schweiz

      Derzeitig: Geschäftsführerin spektrum-Institut für systemische Prozessbegleitung; Systemisches Coaching, Beratung, Naturtherapie, Referentin

       Robert Hepp

      Jahrgang 1962, lebt in Landsberg / Lech (Deutschland)

      Aus- und Weiterbildungen: Systemische Gesprächsführung, Naturtherapie, Krpg, Outdoor-Guide, Reiseverkehrskaufmann

      Derzeit: Roadmovie-Begleiter, Outwardbound-Lehrtrainer, Projektleiter für Reise-Incentive und -Event, Gesellschafter spektrum-Institut für systemische Prozessbegleitung

      Homepage: www.spektrum-institut.de

      E-Mail: [email protected]

      Bildwerfer

       Stephan Schmid

      Schwierig ist es, einen Dialog mithilfe der Sprache herzustellen zwischen zwei so verschiedenen Welten, Wirklichkeiten. Mein Versuch daher, über Bilder zur Sprache zu gelangen. Bilder, die ich zum einen im Rahmen des Lehrgangs zum kreativ-rituellen Prozessgestalter und zum anderen aus meinem Arbeitsalltag im Strafvollzug entwerfe und einander gegenüberstelle.

      Es sind Bilder, die nicht meine tägliche Arbeit, sondern meinen Ort der täglichen Arbeit beschreiben, was ich und der Insasse sehen. Dem stelle ich dann eine zweite Welt entgegen, einen Ausschnitt aus dem Lehrgang.

      Die Brücke schlage ich über meine ganz persönliche Wahrnehmung, z. B. der hohen technischen Sicherheit, die ich in meinem Arbeitsalltag erlebe, den Mauern und Gittern hinter denen ich den Menschen begegne und andererseits dem Schutzraum, den die Natur mir bietet.

      Ich will nicht infrage stellen und auch nichts als Besonderes hervorheben. Mein Interesse gilt alleine dem persönlichen Wahr-nehmen, der Verbindung dieser beiden Wirklichkeiten, die sich in mir ergibt.

       Wir stehen vor unseren Rucksäcken. Gelächter, Zwischenrufe. Es geht darum, sich und den Rucksack von Überflüssigem, Alltäglichem zu befreien. Auf das Nötigste reduzieren, das, was jeder denkt, was er in den nächsten vier Tagen braucht, um sich im Wald zurechtzufinden. Viel Sichtbares bleibt liegen. Wir haben vor, zusammen und gleichzeitig jeder für sich allein, auf eine Reise zu gehen. Eine Reise zu sich, jenseits aller Eile und Hast.

      Immer wieder geht er durch den Metalldetektor, Blinken und Piepsen zeugen von noch vorhandenem Metall, Gürtelschnalle, Ringe und Halskette, Schuhsohlen und Jackenknöpfe. Langsam und misstrauisch reagiert er auf die Anweisungen. Er deponiert alles in einer grauen Kiste, zur Kontrolle. Geführt und durch mehrere Türen gelangt er in einen bestimmten Trakt des verzweigten Gebäudes.

       Es gibt Hinweise, Anregungen, aber keine Kontrolle. Jeder entscheidet selber, auf was er nicht verzichten kann. Das Allgemeingut wird auf jeden Einzelnen verteilt. Noch mit der Welt verbunden, in der wir leben, in einzelne Gespräche verwickelt, betreten wir einen neuen Raum und erschaffen uns ihn gleichzeitig selber. Versuchen, ihn zu lesen mit all unseren Sinnen. Es wird stiller um uns, in uns.

      Wieder in seiner Zelle, allein. Die Einrichtung ist karg, nüchtern. Graue Betondecke, weiße Wände, ein Bett, ein Stuhl, Tisch und Fernseher, eine von Holzwänden abgeschirmte Toilette. Die Ordnung ist gegeben. Zu lange sitzt er schon in diesem Raum, mit sich allein, unterbrochen von täglichen Spaziergängen im kleinen Hof, überdeckt von einem Gitter, oder dem angeordneten Gang zur Dusche, die einzigen Möglichkeiten, ein kurzes Gespräch aufzubauen.

       Fichten, dichter Fichtenwald, eine steht neben der anderen, zwar unregelmäßig und doch wie ein Gitter, ein Gitter in dreidimensionaler Form, dazwischen dunkles Summen, ein Schutzraum, ich kann mich darin frei bewegen. Einen Platz suchen für einen ersten Rückzug, die erste Nacht. Auf dem Boden liegend, kommt mir Wärme entgegen, ich bin aufgehoben, geborgen.

       Ich spanne ein leichtes, schützendes Dach, ein Nest entsteht.

      Gitter, runde, schwarze Eisenstäbe, einer neben dem anderen, eindimensional in Reih und Glied, gefüllt mit Luft, dazwischen graues Licht mit leisem Summen, Druckluft, Machtraum. Er steht dahinter mit seinem Erinnern, Träumen, Nachdenken und Sinnieren. Entsprechende Handlungsimpulse sind beschränkt oder blockiert. Endlich ist die Untersuchung abgeschlossen, der innere Kampf mit der eigenen Wahrheit und der äußere mit all den Vorwürfen.

      Er hat den vorzeitigen Strafantritt unterschrieben, kommt aus dieser Zelle raus, in eine andere Abteilung.

       Ich sitze in der Nähe eines Feuers, eine Gruppe Männer und Frauen, vertieft in meinem Bemühen, aus einem Stück Holz einen Löffel zu schnitzen, zu brennen, spüre die Geschäftigkeit der anderen, die Funken, die überspringen, höre das Schnipseln der Messer, Lachen, Gesprächsfetzen, Knistern, Wärme, es gibt Suppe und wir haben noch kein Besteck, um sie zu essen, mit jedem Holzspan, der fällt, bin ich mit einem Gedanken mehr präsent, komme hier in diesem Raum an.

      Auch er spürt Unsicherheit, zu vertraut ist ihm die Einsamkeit unterdessen, der Rhythmus des eigenen Alltags. Natürlich ist auch Unvorhergesehenes passiert, plötzliche Wendungen in der Beweisführung der Polizei, Gegenüberstellungen, Briefe naher Verwandter, erste ungelenke Besuche seiner Frau und ihres gemeinsamen Kindes, die ihm Einblick gaben in sein Verhalten.

       Wie ein Wettstreit, zurückgeworfen auf mich selbst arbeite ich mich an diesem Stück Holz voran, schnitze, brenne; feile ich an mir herum? Wiege ab, halte inne. Verborgenes sucht sich einen Weg nach außen durch meine verlängerte Hand zu diesem Stück Holz, kann‘s nicht benennen, vielleicht erahnen. Hab‘s vor dem Feuer bewahrt, das verbindet schon.

      Und immer wieder die Begegnung mit dem, was er tat, warum er hier ist, all die dahinterstehenden Umstände, Verstrickungen, eigene und fremde Zwänge, das Erinnern an das, was er nicht vergessen kann, Eingestehen eigener Fehler und verpasster Chancen, es kommt ihm vor wie ein Abtasten entlang seiner Lebenskette.

       Lege Holz ins Feuer. Die Vertiefung im Holzstück, das mein Löffel wird, nimmt Form an, es ist Handwerk. Ich fische Glut aus dem Feuer und lege sie in die noch kleine Vertiefung, blase und brenne so langsam und konzentriert eine Wölbung ins Holz. Die Vertiefung findet sich auch in mir, bin in innere Welten abgetaucht. Ein Versuch, Unnötiges wegzuschnitzen, der Löffel soll gut fassbar in der Hand liegen, soll Platz haben für Suppe und anderes. Gleichgewicht, ausgewogen.

      Sind da auch Perlen, die sich aneinanderreihen oder nur steinerne, holzige Kugeln? Unterdessen weiß er, dass er eine längere Zeit als gedacht hinter diesen Mauern verbringen wird. Ein Vollzugsplan wurde erstellt, Ziele formuliert, neue Kugeln auf seine Lebenskette gezogen. Daran kann er sich orientieren, es gibt ihm Halt und Richtung zugleich.

       Ich assoziiere, in Gedanken bin ich bei Nahrung, innere und äußere, wie gehe ich