Georg Aenotheus Koch

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und unbedeutend.

      Bethlehem, wo ist das in unserem Leben? Wo erfahre ich mich am Rand? Wo ist es bei mir dunkel und wann erlebe ich mich als unbedeutend? Dort in den Schattenseiten meines Lebens ist mir, ist uns, ein Kind geboren. Dort erblickt es das Licht der Welt. Es fällt kaum ins Gewicht. Es ist klein und wehrlos, angewiesen auf Liebe und Zuneigung. Dieses Kind verändert alles. Es wird zum Zeichen für Erlösung. Und diese Anfangserzählung des Christentums steht nicht im Zeichen eines starken Mannes, der endlich alles Unrecht beseitigt, sondern im Zeichen eines wehrlosen Kindes.

      „Eia“ – mit diesem Wort wird das Kindlein ganz vorsichtig, ganz auf Vertrauen hin berührt, immer neu, wie es auf ihre Weise auch die Melodie tut. Was hier dem menschgewordenen Gott gilt, wirkt sich aus als Haltung und als Tat zu jedem gottgeliebten Menschen.

      Friedrich Spee war als Mystiker auch Anwalt des Rechtes für die geängstigten und gepeinigten Frauen, die als Hexen gefoltert wurden. Auch heute noch kann dieses Wort gelten für alle Sündenböcke unserer Welt. Mit dem „Eia“ will er nicht einlullen, sondern er will wachrütteln für einen zärtlichen Umgang mit allen geschundenen Menschen. Er beruft sich auf Jesus, der nicht wollte, dass man mit dem Unkraut auch den Weizen ausreißt. Spee beruft sich auf die Liebe, die Jesus uns ans Herz gelegt hat.

      „In seine Lieb versenken will ich mich ganz hinab“, das ist das Ziel dieses Liedes und die Einladung von Weihnachten. So werden diese Zeilen zu einem Protestlied gegen alles Unmenschliche in unsere Zeit.

       11 Gelingendes Christsein (Neujahr)

Von:Georg Koch [mailto:[email protected]]
Gesendet:Mittwoch, 1. Januar 2003 11:51
Betreff:Zwischenruf der E-Mail-Gemeinde zu Neujahr

      Halt haben und Neues wagen!

      Über dem Eingangstor des alten Klosters in St. Thomas in der Eifel steht eine Spruchweisheit, die uns Leitgedanke sein kann beim Rückblick auf das vergangene Jahr und beim Ausblick auf das Neue Jahr 2003:

      Lasset uns am Alten,

      so es gut ist, halten,

      aber auf dem alten Grund

      Neues wirken jede Stund!

      Wenn wir Neujahr feiern, dann spüren wir etwas von der Faszination des Neuen. Das Neue hat seinen eigenen Glanz. Mit einem neuen Auto zu fahren, bringt seinen besonderen Reiz. Ein neues Kleid zu tragen heißt immer auch, sich neu zu fühlen, sich schöner zu fühlen als in den alten Kleidern. Dahinter steckt immer auch die Hoffnung, ein neuer Mensch zu werden, in eine neue Rolle hineinzuschlüpfen. An Neujahr hoffen wir, dass nicht nur unsere Kleider und unsere Rollen neu werden, sondern ein ganzes Jahr neu werden könnte.

      Gerade an Neujahr hoffen wir auf einen neuen Anfang. Wir sehen uns danach, ein neuer Mensch zu werden. Das Neue übt eine große Faszination aus. Aber wenn vieles oder alles neu werden soll, dann steigt in uns auch die Angst auf vor dem Unbekannten. Wir fordern Reformen im gesellschaftlichen und politischen Bereich, aber sie sollen uns nicht weh tun.

      Ist das Neue immer das Bessere? Ständig neu werden, ist das nicht eine Überforderung? Und haben wir bei allen guten Vorsätzen nicht schon Mitte Januar erfahren, dass wir doch schon wieder im alten Gleise laufen? Andererseits wissen wir, wenn wir uns nicht erneuern, dann bleiben wir nicht lebendig, dann sterben wir.

      Ich glaube, dass das Gebet und die Stille uns eine Gelassenheit schenken, das Richtige zu erkennen und zu tun. In der Einsamkeit und Stille hat Jesus oft gebetet und dort die Kraft gefunden, bei den Menschen zu sein und sie zu heilen, sie zu erneuern. Beten ist ja eintauchen in den Grund unseres Lebens, in Gott Halt finden. Sein Geist bewirkt aber auch das Neue in uns.

      Das ist mein Wunsch an uns alle für das Neue Jahr 2003: In Gott Halt finden und in ihm den Mut erblicken, neu anzufangen.

       12 Glauben Leben

      Am 26.01.03, 18:26 schrieb „Georg Koch“ unter <[email protected]>:

      Mit der Bibel leben

      Das Erste und Zweite Testament ist ein Buch mit vielen Botschaften für uns Menschen. Für manche Christen ist und bleibt es ein „Buch mit sieben Siegeln“. Sie lesen kaum darin und kennen Gottes Wort nicht näher. Zu viele Aussagen sind ihnen unverständlich oder zu widersprüchlich. Sie scheinen nicht in unseren Horizont hineinzupassen.

      Im Jahr der Bibel 2003 laden alle christlichen Gemeinschaften ein, die Texte der Bibel zu studieren und zu meditieren.

      Mit der Bibel leben heißt nun nicht, ihre Texte wie einen Steinbruch zu benutzen und ihre Worte als Gebrauchsware oder gar als Waffe zu gebrauchen. Mit der Bibel leben heißt auch nicht, biblische Texte zu zitieren in passenden oder unpassenden Situationen. Das ist die Art der Fundamentalisten, die dann größte Mühe haben, aus dem selbstgestrickten Netz der Worte und Sprüche herauszukommen. Der Fundamentalist hat nur einen Quadratmeter Raum, von dem aus er argumentiert.

      Mit der Bibel leben heißt, die Botschaft Gottes ins eigene Leben hinein zu aktualisieren. Dann erst finden wir heraus, welcher Geist hinter dem einzelnen Wort steht und wie Jesus ihn für seine Zeit anwendet. Ihm kommt es nicht darauf an, einzelne Vorschriften aufzuheben, sondern den Geist zu finden, der dieses Wort beseelt. So setzt er sich vehement für den Sabbat ein und will ihn nicht abschaffen, sondern er will den Geist des Sabbats freilegen.

      Für ihn ist der Sinn des Sabbats das Glück des Menschen. An diesem Tag soll er frei sein von allen Zwängen und Abhängigkeiten. Deshalb kann er am Sabbat heilen, wenn der Mensch von Krankheit oder Unheil niedergedrückt ist. Dieser Geist wird von Jesus ganz eindeutig erklärt: „Der Mensch ist nicht für den Sabbat da, sondern der Sabbat für den Menschen.“ Das ruft Widerspruch und Unsicherheit hervor. Das erfordert, die Texte der Bibel mit dem eigenen Empfinden zu interpretieren. Das erfordert Mühe! Hier wird der Fundamentalist nicht mitmachen. Er meint, wir würden gegen den Buchstaben handeln. Aber wie heißt es doch in der Bibel: „Der Buchstabe tötet.“

      Wenn wir die Bibel aus dem Geist der Zuwendung Gottes zu uns Menschen lesen, dann werden sich oft überraschende Wendungen ergeben. Dazu möchte ich Euch in diesem Jahr der Bibel herzlich einladen.

      Das Markusevangelium mit seinen 16. Kapiteln soll die Grundlage dazu sein. Vielleicht lest Ihr in diesem Evangelium in den nächsten Monaten, damit wir auf gleicher Wellenlänge sind.

       13 Bibel Leben

      Am 10.02.03, 20:00 schrieb „Georg Koch“ unter <[email protected]>:

      Keiner hat Macht über den Tod

      Wie ein roter Faden zieht sich das Thema „Tod“ durch das Buch Kohelet. Er zeigt auf, wie wir den Tod in unserem Leben ausblenden wollen und so gerade nicht zu einem gelingenden Leben kommen.

      Der Tod ist für ihn der Schlüssel zum wahren