Georg Aenotheus Koch

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Fruchtbar sein kann dann zum Segen für einen selber und für andere werden.

      Wir werden dann nicht allein sein, sondern in einer Gemeinschaft Trost und Freude finden.

       17 Jesus (er-) Leben (Palmsonntag/Ostern)

      Am 13.04.03, 16:51 schrieb „Georg Koch“ unter <[email protected]>:

      Auf einem Esel …

      Als die Panzer in Bagdad einzogen, auf den Fernsehbildern die Menschen den Soldaten zujubelten und das Standbild des Diktators Hussein gestürzt wurde, da war für die Strategen des Krieges der Sieg eingefahren.

      Ein Einzug mit Panzern, mit Gewalt – der Beginn des Friedens? Der Einzug des Friedenskönigs in Jerusalem zeigt sich auf eine ganz andere Weise. Nicht mit Pferdestärken, nicht hoch zu Ross, nicht mit der Schnelligkeit eines Pferdes, sondern auf einem Esel, dem Tier des Friedens, reitet der Herr der Geschichte in die Stadt ein.

      Wer auf einem Esel reitet, gibt unmissverständlich zu erkennen, dass er mit ganz und gar friedlichen Absichten kommt. Nicht schnell reitet er in die Stadt ein, sondern Achtsamkeit und Behutsamkeit sind seine Attribute. Nicht gepanzert und mit Streitwagen, nicht mit Gewalt und Macht kommt er daher, sondern demütig und bescheiden. Der Friedenskönig wendet sich den Menschen zu, ist mit ihnen auf Augenhöhe. Seine Macht ist die Liebe, die Ohnmacht der Liebe.

      Unser König kommt nicht mit Panzern und Kanonen, sondern auf einem Esel. Auf einem jungen Esel, den er geliehen hatte. Der Esel – ein Reit- und Lasttier der armen Leute. Unser König steht vorbehaltlos auf Seiten der Armen.

      Dass Jesus auf dem Rücken eines einfachen Esels in Jerusalem einzieht, ist ein bewegender Aspekt dieser Geschichte. Könige und Königinnen mögen in Kutschen oder Prunkwagen reisen, aber der Weg der Bewusstwerdung ist immer ein demütiger Weg. So kann der Esel, das Tier, wie im Traum der Teil in uns sein, der uns instinktiv die Rolle zuweist, wie unser Weg zur Menschwerdung gehen kann.

      Jesus selbst kündet bei seinem „Eselsritt“ vom Gott der Zuwendung, der Gewaltlosigkeit, der Befreiung durch Mit-leiden und Liebe.

      Dieser Friedenskönig scheut nicht den Karfreitag, aber sein Friede und seine Gerechtigkeit leuchten an Ostern auf und besiegen den Tod.

       18 Gelingendes Leben

      Am 09.05.03, 16:02 schrieb „Georg Koch“ unter <[email protected]>:

      Hauptsache gesund?

      Wenn Menschen sich zum Geburtstag, zum Jubiläum oder zum Jahreswechsel etwas wünschen, dann heißt es in jedem Fall auch: „Hauptsache Gesundheit“. Was aber, wenn plötzlich die Hauptsache abhanden gekommen ist?

      Der Gesundheitswahnsinn ist in unserer heutigen Gesellschaft zu der wahren Religion geworden. Etwa vier Millionen Katholiken besuchen gerade noch den Sonntagsgottesdienst. Aber fünf Millionen Bundesbürger unterwerfen sich regelmäßig den anstrengenden Riten in den Fitnessstudios. „Die Bußwerke, die der Gesundheitswahnsinn fordert, übertreffen die strengsten mittelalterlichen Klosterregeln“. Sünde ist nicht nur alles, was dick macht, Sünde ist, was die Gesundheitspäpste verbieten. Weil es viele solcher Päpste gibt, gibt es eine Fülle von Verfehlungen.

      Kein Wunder, dass bei dieser Einstellung „Gesundheit über alles“ unser Gesundheitswesen nicht mehr bezahlt werden kann. Fast ein Wunder, dass so viele Menschen dieser lustlosen Religion ihre Reverenz erweisen. Die harten Trainingsmaßnahmen, die ständig wechselnden Diäten und enormen Verzichte, die Opfer und Entbehrungen haben nur den einen Sinn, nach einem freud- und lustlosen Leben später zu sterben.

      Wer die Gesundheit von einer wichtigen Sache zur Hauptsache macht, opfert nicht nur Sinnlichkeit und Lebensfreude. Er verliert auch das Vertrauen und die Gelassenheit. Denn der Gesundheitskult ist nichts anderes als die ständig verdrängte Angst vor dem Sterben und dem Tod.

      Gesundheit ist wichtig, aber ohne die Liebe ist sie nichtig. Wenn die Liebe die Hauptsache ist, dann kann auch die Krankheit und der Tod getragen werden.

      Werner Bergengruen sagte einmal: „Jeder Schmerz entlässt dich reicher. Preise die geweihte Not.“ Ein kühnes Wort, nur verstehbar aus durchlittener Not. Aber ein Wort, das heilende Kräfte benennen und wecken will. Und eine solche Sicht führt zu jener letzten Gelassenheit, wo Gesundheit wichtig ist und die Liebe die Hauptsache bleibt.

       19 Vorbildliches Leben (Pfingsten)

      Am 05.06.03, 19:41 schrieb „Georg Koch“ unter <[email protected]>:

      Geistesgegenwärtig

      Karl Barth, der berühmte evangelische Theologe, fährt in der Straßenbahn und wird von einem Fremden angesprochen: „Kennen Sie eigentlich den weltbekannten Professor Karl Barth?“ … „Ich kenne ihn ausgezeichnet. Ich wasche ihn jeden Morgen!“ Das war recht schlagfertig. Aber ist geistesgegenwärtig doch noch mehr?

      Mutter Theresa kniet bei einem schmutzigen, alten, sterbenden Mann und pflegt ihn. Sie spricht mit ihm. Ein amerikanischer Reporter fotografierte sie und meinte: „Das würde ich nicht für 1000 Dollar tun!“ Mutter Theresa: „Ich auch nicht!“

      Da ist nicht nur Schlagfertigkeit mit Witz, da ist jemand schlagfertig mit Geist, sicher sogar mit Heiligem Geist. Die Worte der Mutter Theresa führen zu dem Satz des Apostel Paulus: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“

      Geistesgegenwärtig sein – das meint nicht einfach Schlagfertigkeit und Witz, das meint eher: einen neuen Blickwinkel für eine Situation finden. Geistesgegenwart schafft vielleicht Gott persönlich in tausend Übungsstunden mit den Menschen. Sein Geist ist dort gegenwärtig, präsent, wo Menschen eine Ahnung beflügelt von einer neuen und veränderten Welt.

      Geistesgegenwärtig ist für mich jemand, der Freude am Guten hat. Das macht die Geistesgegenwart der Mutter Theresa aus. Der Mystiker und Schuster Jakob Böhme gibt noch einen anderen Hinweis. Er sagt: „Der Geist Gottes ist kein Macher in der Natur, sondern ein Eröffner und Sucher des Guten.“

      Wo es mir gelingt, in einer verfahrenen Situation einen Weg zum Guten zu eröffnen, da bin ich geistesgegenwärtig. Wo ich mich nicht vom Trübsinn gefangen halten lasse, sondern die Freude suche, da bin ich geistesgegenwärtig. Wo Christen sich nicht einschüchtern lassen von obrigkeitlichen Vorschriften, sondern einen gemeinsamen Tisch suchen und decken, da ist der Geist Gottes gegenwärtig, präsent.

      Wer geistesgegenwärtig ist, der strahlt etwas aus, der ist mutig und verändert eine Situation und verwandelt eine bedrückende Atmosphäre. Ein Funke springt über, und auch Angsthasen, auch in der Kirche, werden frei: Geistes-Gegenwart ist spürbar.

      Bitten wir um diese Geistes-Gegenwart Gottes in unserem Leben.

       20 Glauben Leben (Kreuzerhöhung)

      Am 12.09.03, 10:16 schrieb „Georg Koch“ unter <[email protected]>:

      „Ich lasse dich nicht!“

      Am Fest Kreuzerhöhung, das wir an diesem Sonntag feiern, soll uns dieses: „Ich lasse dich nicht!“ von Gott her gesagt werden. Seine Liebe und Hingabe lässt uns nicht allein, selbst in den bittersten Stunden nicht.

      Für diese Haltung ist uns das Kreuz zu einem Symbol geworden. Es ist erhöht und wenn wir zu dem Kreuz aufschauen, dann kann uns Trost in der letzten Einsamkeit zuwachsen.

      Viele werden bezweifeln, ob ein solches Bild helfen kann. Und für die meisten ist der Gottmensch am Kreuz eine Torheit.

      Dennoch: Manch einer, von Krankheit und Todesangst gebissen, hat es schon gewagt: hat weggeschaut von der Verwundung seines Lebens, hat hingeschaut auf den Gekreuzigten und in ihm das Bild gefunden, dass da Gott selbst Angst, Einsamkeit und Durst gelitten, nach Leben gerufen hat.

      Manche Seele fand im Gekreuzigten dies