Georg Aenotheus Koch

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des Lebens. Er meint, wenn wir uns der Vergänglichkeit und dem Tod stellen, kann jeder Augenblick kostbar werden. Gerade weil der Tod kommt, sollen wir vom Leben schöpfen.

      So lehrt er uns: „Iss freudig dein Brot und trink vergnügt deinen Wein; denn das, was du tust, hat Gott längst schon festgelegt, wie es ihm gefiehl. Trag jederzeit frische Kleider und nie fehle duftendes Öl auf deinem Haupt. … Alles, was deine Hand, solange du Kraft hast, zu tun vorfindet, das tu!“ (Kohelet 9,7 ff).

      Dieser Weisheitslehrer vermutet: Zur wahren Lebenskunst gehöre es zu wissen, dass wir sterben müssen. Den Tod so ins Leben einbeziehen, das könnte uns ändern. Es ist wirklich so, wenn der Tod uns vor Augen steht, dann verändern sich die Maßstäbe. Unser Umgang mit uns selber und mit unserer Mitwelt erfährt eine andere Qualität. Wir werden aufmerksam für tröstende Worte, unser Zuhören wird achtsam, wir suchen Versöhnung. Die Zeit wird langsamer, und unser Tun wird wesentlicher.

      An anderer Stelle provoziert uns die Bibel: Du Narr! Du hast ein schönes Häuschen. Aber: Wo ist Deine Seele zu Hause? Was ist dein Halt, wenn es dein Häuschen nicht mehr gibt? Wenn du wegziehen musst? Ganz von hier weg? Wie willst du einen gnädigen Gott finden, wenn sich die Welt Gottes dir nicht hier schon geöffnet hat?

      Wer Geld und Bildung hat, ist noch lange kein glücklicher Mensch. Deswegen unterscheidet die Bibel sehr deutlich das „Sammeln von Schätzen“ und das „Reichsein bei Gott“.

      Letzten Halt werden nur die Liebe geben und die Verbindungen mit Menschen. So verliert selbst der Tod seinen Schrecken.

       14 Gelingendes Christsein (Fastenzeit)

      Am 05.03.03, 18:19 schrieb „Georg Koch“ unter <[email protected]>:

      Lähmenden Plunder ablegen!

      „Steh auf, nimm deine Bahre und gehe!“ (Johannes 5,9)

      Der Mann, zu dem Jesus dies spricht, ist schon 38 Jahre lang krank.

      Eine ausweichende Antwort hat er, als Jesus ihn fragt, ob er gesund werden wolle: „Ich habe keinen Menschen.“ Er sucht die Lösung seiner Krankheit bei anderen, nur nicht bei sich selbst. Jesus dagegen mutet ihm zu, seine Krankheit, seine Lähmung zu überwinden.

      Dieser Aufruf: Wirf deine Bahre, wirf deine Krücken weg! könnte zu Beginn der Fastenzeit stehen. Denn ich spüre in meinem Leben viele Krücken, die mich lähmen, die mir nicht gut tun, die mich hindern, eigene Weg zu gehen.

      In einem Gedicht bringt Bert Brecht dies auf seine eigene Weise zum Ausdruck:

      Sieben Jahre wollt kein Schritt mir glücken.

      Als ich zu dem großen Arzte kam

      Fragte er: Wozu die Krücken?

      Und ich sagte: Ich bin lahm.

      Sagte er: Das ist kein Wunder.

      Sei so freundlich, zu probieren!

      Was dich lähmt, ist dieser Plunder.

      Geh, fall, kriech auf allen vieren!

      Lachend wie ein Ungeheuer

      Nahm er mir die schönen Krücken

      Brach sie durch auf meinem Rücken

      Warf sie lachend in das Feuer.

      Nun, ich bin kuriert: ich gehe.

      Mich kurierte ein Gelächter.

      Nur zuweilen, wenn ich Hölzer sehe

      Gehe ich für Stunden etwas schlechter.

      Welcher Plunder lähmt mich? Welche „Krücken“, wie immer sie auch aussehen mögen, faszinieren mich? Welchen heftigen Anstoß benötige ich, damit ich meine Krücken loslasse? Wie oft bedauere ich mich selbst? Geh, fall, kriech auf allen Vieren! Ist das nicht zu brutal? Oder sind das notwendende Schritte, um aus dem lähmenden Plunder herauszukommen? Beide Texte muten uns zu, Lähmung abzulegen und zu gehen! Euch allen gute Wege durch die Fastenzeit!

       15 Freiheitliches Leben (Fastenzeit)

      Am 15.03.03, 12:15 schrieb „Georg Koch“ unter <[email protected]>:

      „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ (Galater 5,1)

      Ein königliches Wort, was der Apostel Paulus hier seiner Gemeinde zum Meditieren mitgibt. Ein Wort, das aufrecht und stark macht. Es befreit von allen Zwängen, es führt in die Weite. Es gibt mir die Zuversicht, mein Leben in die Hand zu nehmen, meine Wege zu gehen.

      Ich brauche nicht ängstlich nach oben zu schielen, ob ich es der Autorität recht mache und ich muss mich nicht bei der Masse vergewissern, ob ihnen gefällt, was ich sage und tue.

      Dieses Wort eröffnet mir Ruhe und Selbstgewissheit. Es macht mich mündig und gibt mir Kraft zur Verantwortung. Dieses Wort versetzt mich auf einen Hochsitz: Ich vermag alle Aktivitäten und alle Sorgen dieser Welt aus der Distanz anzusehen. Christus hat uns zur Freiheit befreit – das gibt dem Glauben eine weite Perspektive und kirchlichem Handeln unendlich viele Wahlmöglichkeiten. Es kann ein Glaube wachsen, der froh und frei macht. Wie viel an Druck und autoritärer Beeinflussung werden dann unnötig.

      Christus hat uns befreit: Er ist also der Maßstab für diese Freiheit. Er, ein Mensch der Hingabe an Gott und den Menschen.

      Diese göttliche Freiheit lebte er souverän, um den Menschen Heil zu bringen. Gesetzesdenken und Schriftgelehrtentum wurden relativiert. Tradition musste weichen, wo sie gegen den Menschen stand.

      Uns hat er zur Freiheit befreit: Nicht mich allein, sondern die Gemeinschaft der Glaubenden. Freiheit, die sich immer in Verantwortung zu den anderen verwirklicht.

      Den königlichen Weg der Freiheit zu gehen, lohnt sich immer. Denn zur Freiheit hat Christus uns befreit. Lasst uns das Joch der Knechtschaft abwerfen.

       16 Bibel Leben (Fastenzeit)

Von:Georg Koch [mailto:[email protected]]
Gesendet:Sonntag, 6. April 2003 18:27

      Seid fruchtbar – nicht erfolgreich

      „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Johannes 12, 24)

      Das Gesetz des Kreuzes psychologisch formuliert heißt: Gewinn durch Verlust! Eine rätselhafte Formulierung. Aber: Hingabe ist Gewinn. Man rettet nur, was man gibt. Erst das Loslassen ermöglicht neues Leben, neues Wachstum. Dann können wir an unserem Leben ablesen, ob es fruchtbar ist.

      Es braucht dann nicht erfolgreich zu sein. Denn der Karrieremensch muss Leistung bringen, müht sich ab, steht unter Druck. Er fragt: Was bringt mir das? Er muss erfolgreich sein und wird letztendlich einsam und ist allein.

      Tatsächlich, das Weizenkorn, das sich nicht öffnet, bleibt allein. Das Wort vom Weizenkorn sagt Jesus von sich selbst. Sein Leben war vordergründig nicht erfolgreich. Bei ihm drehte sich nicht alles um die eigene Achse: Was bringt mir das? Er sah von sich ab und machte andere zum Maßstab seines Handelns. Er war nicht auf seine Position bedacht, es ging ihm um uns. Er forderte nicht für sich, er gab.

      Er lebte nicht auf die Kosten anderer, er ließ sich seinen Einsatz für die Menschen etwas kosten. Er ließ sich nicht bedienen und wollte erst recht nicht verdienen, er diente. Er gab sich hin als Weizenkorn in den Acker der Welt. Aus dieser Hingabe ist das neue Leben geboren.

      Seid fruchtbar! Das ist das Erkennungszeichen des guten Baumes, des gelungenen Lebens.

      In meiner Sturm- und Drangzeit habe ich den Erfolg gesucht, vielleicht bin ich manchmal über „Leichen“ gegangen. Jenseits der Mitte des Lebens lernte ich das Wort vom Weizenkorn langsam verstehen. Gut, dass ich dieses Wort in jungen Jahren schon gehört hatte.

      Deshalb diese Gedanken auch jetzt